Am 28. April 2007 feierte der HSC den Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga - am Sonntag könnte es zu einer Wiederholung kommen
HANDBALL – 3. LIGA SÜD Der HSC 2000 Coburg könnte sich bereits am Sonntag Abend zum Meister krönen, wenn Balingen mithilft. Coburg – Im letzten Heimspiel der Saison zum ersten Mal als Spitzenreiter – eine ungewohnte Situation wartet auf den HSC 2000 Coburg vor dem finalen Spielzeitauftritt vor eigenem Anhang. Zu Gast ist der SV 08 Auerbach bei denen Kenny Schramm und Andreas Wolf an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren. Einmal mehr geht es für beide Mannschaften um sehr viel. Auerbach steht auf dem vorletzten Tabellenplatz mit drei Punkten Rückstand auf Relegationsplatz 14 und damit mit einem Bein bereits in der Bayernliga aus der man vor zwei Jahren aufgestiegen war. Aber auch der Tabellenführer darf sich keinen Fehltritt erlauben. „Auerbach hat uns schon im Hinspiel das Leben schwer gemacht, da wären wir schlecht beraten, es zu locker angehen zu lassen“, so Jan Gorr. Denn von der Papierform scheint es nur eine Pflichtaufgabe für seine Mannschaft, aber der Coburger Trainer fordert genau so viel Konzentration wie wenn es gegen den Zweiten ginge.
Auch im vergangenen Jahr war Auerbach nahe dran, aus der Arena Zählbares mitzunehmen. Sie werden auch mit einem weiteren Ex-HSCler kommen, der seine Handballschuhe eigentlich bereits an den Nagel gehängt hatte, aber seit Anfang Februar noch einmal hilft: Matthias Werner. Doch Jan Gorr hat sich auf seinem „Spickzettel“ andere notiert: „Da ist nicht nur Mario Schmidtke sondern auch Felix Müller im Rückraum, außerdem sind sie auch über Konter nicht zuletzt durch Kenny Schramm brandgefährlich.“ In der Torjägerliste liegt Schmidtke hinter dem nicht mehr einzuholenden Florian Taafel (Pforzheim, 233 Tore), knapp hinter Jan Kästner (189) mit 187 Treffern auf Platz drei. Außerdem hat Gorr höchsten Respekt vor der Abwehr der Gäste: „Die können sie sowohl defensiv, als auch offensiv spielen.“ Dabei haben sie mit Philipp Schöttner den Abräumer vom Dienst in ihren Reihen. Fünf rote Karten und 37 Zeitstrafen in 25 Spielen bedeuten in beiden Kategorien Platz Eins für den Mann auf der rechten Seite bei Auerbach. „Sie werden uns das Feld nicht kampflos überlassen, sondern versuchen uns richtig zu ärgern“, ist sich Gorr auch sicher. Und wenn’s dann wirklich schon am Sonntag Abend zum Titel reichen sollte, vor eigenem Anhang? „Dann ist das umso schöner!“
Im Hinspiel hatten die Coburger lange ihre Müh und Not mit dem SV 08, konnten aber letztendlich einen ungefährdeten Sieg einfahren
Dazu muss der HSC als allererstes seine Hausaufgaben machen, Auerbach schlagen und damit den zwölften Sieg in Folge feiern. Spätestens dann geht der Blick zur HBW Balingen-Weilstetten II, da heißt es hoffen auf eine Niederlage von Bad Neustadt. Sollte das eintreten, ist man auf jeden Fall vorbereitet. HSC-GmbH-Geschäftsführer Jochen Knauer: „Natürlich haben wir etwas in der Hinterhand, sollte das eintreten. Dann geht auf der Lauterer Höhe die Post ab. Da sollte man für Montag vielleicht sicherheitshalber schon einmal frei nehmen.“ HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel bremst aber ein bisschen: „Und wenn es nicht klappt, dann nehmen wir halt den Umweg über Pforzheim. Aber erst einmal sollten alle unsere Fans und Handballinteressierten am Sonntag in die Halle kommen, auch um der Mannschaft damit für eine tolle Saison zu danken. Ich bin mir sicher, dass niemand sein Kommen bereuen wird.“ Das hört sich für alle interessant an.
Schon beim Auswärtsspiel in Friedberg hat die Mannschaft den Fans im Bus die Getränke spendiert. „Dort wurde auf der Rückfahrt sehr vernunftbedacht die erstmalige Tabellenführung gefeiert“, so Jan Gorr, der seine Spieler bereits um 11:00 Uhr am „Tag der Arbeit“ zu einem Regenerationstraining in die Halle rief und auch am heutigen Samstag wird noch einmal trainiert. Im Übrigen braucht der HSC exakt 2.975 Zuschauer um seinen Saisonschnitt auf genau 2.500 Fans pro Spiel zu hieven. Bisher haben 34.525 Besucher die Spiele der Coburger in der Arena gesehen. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr (34.795 / Schnitt 2.320) also auf jeden Fall nochmals eine Steigerung. Weit über ein Viertel aller Zuschauer (derzeit 127.588) in der 3. Liga Süd haben somit ein Spiel in der Arena verfolgt und auch auswärts traten die Fans des HSC 2000 oft in Scharen auf – auch ein kleines Geheimnis des Erfolgs der Mannschaft von Jan Gorr.
SR: Zeki Kaplan (Wiesbaden) / Benjamin Sirker (Griesheim)
HSC 2000 Coburg: Havard Martinsen, Oliver Krechel – Ronny Göhl, Johan Andersson, Dominic Kelm, Hajck Karapetjan, Sebastian Kirchner, Jiri Vitek, Tomas Riha, Steffen Coßbau, Maximilian Drude, Till Riehn, Sebastian Roth, Philipp Seitle. – Trainer: Jan Gorr.
SV Auerbach 08: Raul Adam, Philipp Walzik – Kenny Schramm, Alexander Tannenberger, Ralph Weiss, Felix Müller, Matthias Werner, Maximilian Lux, Tobias Wannenmacher, Dominik Brodschelm, Karsten Herold, Andreas Wolf, Mario Schmidtke, Philipp Schöttner. – (Spieler-)Trainer: Tobias Wannenmacher.
Im Kader des SV 08 stehen auch wieder die Coburger Eigengewächse Kenny Schramm und Andreas Wolf
DIE LAGE IN DER LIGA Diesmal alles am Sonntag, alles um 17:00 Uhr – am vorletzten Spieltag wird auch in der 3. Liga Süd zeitgleich in allen Hallen angeworfen. Der abschließende Spieltag in der nächsten Woche ist dann am Samstag um 19:30 Uhr. Natürlich geht der Blick in die anderen Hallen, für die Coburger diesmal zum HSC Bad Neustadt. Die gastieren beim HBW Balingen-Weilstetten II. Letzte Woche hatte man lange auf einen erneuten Patzer hoffen dürfen, der blieb aus und dann kam einen Tag später die Nachricht vom Lizenzverzicht. Nicht nur deswegen liegt die fünfte Saisonniederlage der Saalestädter im Bereich des Möglichen. Balingen hat in eigener Halle nur vier Spiele verloren.
Der Deutsche Handball-Bund hat “vorsorglich” eine Aufstiegsrelegation der Tabellenzweiten sowie eine Abstiegsrunde der jeweiligen Tabellen-14. angesetzt. “Dies haben wir auf Wunsch der Vereine nach den schlechten Erfahrungen im vergangenen Jahr eingeführt”, sagt Spielleiter Michael Kulus. Diesmal werden “mögliche Nachrücker bereits am 24. Mai feststehen“, so Kulus. Dafür soll es zwei Turniere geben: Die Tabellen-14. spielen entweder beim VfL Fredenbeck oder dem TSV Hannover-Burgdorf II um den Ligaverbleib. Diese Runde wird auf jeden Fall zum Tragen kommen. Weil der insolvente Zweitliga-Absteiger HSG Tarp-Wanderup nicht für die Dritte Liga gemeldet hat, ist ein zusätzlicher Platz zu vergeben. Alle abstiegsgefährdeten Klubs der vier Staffeln, haben fristgerecht für diese Relegation gemeldet.
Das sieht bei der “Aufstiegsrunde” anders aus. Hier haben nur die Handballfreunde (HF) Springe (im Norden Zweiter hinter dem bereits als Meister feststehenden SV Henstedt-Ulzburg), TSV Bayer Dormagen, TuS Ferndorf, Wilhelmshavener HV, die alle im Westen noch für Platz zwei in Frage kommen, Eintracht Baunatal (momentan im Osten Tabellenführer mit vier Punkten Vorsprung auf TV Kirchzell) und der HSC 2000 (im Süden punktgleich, aber mit dem besseren direkten Vergleich gegenüber dem HSC Bad Neustadt) ihre Meldungen abgegeben, Kirchzell und Bad Neustadt nicht. Sollten Coburg und Baunatal Meister werden, wonach es derzeit aussieht, spielen nur die Vizemeister aus den Staffeln Nord und West (derzeit Ferndorf und Springe) in Hin- und Rückspiel am 17. und 24. Mai um den möglichen “Nachrücker”. Ansonsten gibt es auch hier ein Turnier mit drei oder vier Mannschaften. Die Vizemeister spielen dann bei HF Springe um den Aufstieg. Aber soweit soll es ja für den HSC 2000 Coburg nicht kommen. „Wir wollen unsere erste Chance nutzen“, betont HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel – dafür hat der HSC 2000 alles selbst in der Hand.
Bericht von Ralph Bilek (Coburger Tageblatt, 03.05.2014)
Sprungbrett HSC 2000 Coburg