Es sind genau diese Spiele, die eine Saison zu einer runden Sache machen, die Aufeinandertreffen benachbarter Teams, rivalisierende Fangruppen, Emotion pur und eine aufgeheizte Stimmung in der Halle, kurz: Derbys. Und wenn dann dem Derby auch noch eine so bedeutende und möglicherweise vorentscheidende Rolle zukommt wie diesem, dann ist jeder Zuschauer gut beraten, der sich dieses Schmankerl nicht entgehen lässt. Ähnlich sieht das auch Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher, wenn er sein Team auf den kommenden Gegner einstimmt. „Das Spiel gegen Bayreuth ist nach den beiden Partien gegen Waldbüttelbrunn noch einmal ein richtiges Highlight, sportlich, emotional und hinsichtlich der Zuschauer.“ Dabei geht er - sicherlich nicht ganz zu unrecht - davon aus, dass am Samstag eine große Anzahl blau-weißer Fahnen in der Sporthalle Ost wehen werden. Ein Pfund, mit dem er und seine Jungs getrost wuchern können und eine Situation, die für den Auerbacher Handball nichts Ungewöhnliches ist, denn kaum ein anderes Team erfährt in fremden Hallen eine ähnlich zahlreiche und lautstarke Unterstützung durch seine Fans wie die Oberpfälzer.
Dennoch ist wohl dieses Spiel etwas Besonderes. Man kennt sich und man schätzt sich, man ist befreundet und verfeindet zugleich, man gönnt dem Anderen an 363 Tagen „Alles“ und an zwei Tagen „Nichts“, und trifft man dann aufeinander, schmeckt kaum ein Sieg süßer, als der Sieg im Derby. Schon einmal, im November letzten Jahres, kam es in dieser Saison zum Treffen der beiden Kontrahenten. Auch damals in der Helmut-Ott-Halle trafen der Tabellenführer und der Tabellen-Dritte aufeinander und auch damals zog das Spiel mehr Menschen an, als alle anderen Heimspiele der Oberpfälzer. Lediglich das Spitzenspiel gegen Waldbüttelbrunn (WaBü) wollten mehr Zuschauer sehen. „Wir haben acht zusätzliche Tribünenteile von der Stadt erhalten und denken, dass jeder einen Platz finden wird“ beruhigt HaSpo Schatzmeister Matthias Fehn die Bedenken mancher Fans, die Sporthalle Ost könnte den Besucheransturm aus der Oberpfalz nicht gewachsen sein. „Außerdem haben wir für einen zusätzlichen Verpflegungsstand vor der Halle gesorgt.“
Die wichtigen Dinge vorab sind also bestens geregelt, nun kommt es auf die Akteure auf dem Feld an, das Spiel zu einem Event werden zu lassen. Beide Teams sind bestens vorbereitet und beide haben ein großes Ziel. Auerbach könnte mit einem Auswärtssieg den Sack zumachen und das Saisonziel „Meisterschaft und sofortiger Wiederaufstieg in die 3. Liga“ vorzeitig erreichen, Bayreuth dagegen könnte mit einem Sieg dem Spitzenreiter ein Bein stellen und damit noch einmal für etwas Spannung sorgen. Kurioserweise sorgte ausgerechnet der Auswärtssieg des HaSpo in WaBü (22:23) für genau diese Situation, denn dadurch und durch den Erfolg der Oberpfälzer eine Woche später wuchs der Abstand auf den ständigen Verfolger auf vier Punkte an. Kurzzeitig hegten die Oberfranken sogar die Hoffnung auf die Vizemeisterschaft, bevor man vor zwei Wochen gegen die Bundesligareserve der DjK Rimpar Wölfe mit 28:32 den Kürzeren zog.
Dass diese Niederlage die erste seit neun Spielen und die einzige in der Rückrunde war, sollte den Spielern um Tobias Wannenmacher Mahnung genug sein. In überzeugender Manier wurden die Gegner bezwungen und teilweise „aus der Halle gefegt“. Dabei stützt sich das Team um Trainer Matthias Bracher (52) zum einen auf eine sehr offensive Abwehr, zum anderen auf ein schnelles Gegenstoßspiel. Aber auch im Positionsangriff haben die Oberfranken, angeführt vom ebenso quirligen wie treffsicheren Spielmacher Tim Herrmannsdörfer (21, 88 Tore), ihre Stärken. Michael Neumaier (24, 109 Tore) auf der linken und Marius Hümpfer (23, 118 Tore) auf der rechten Seite komplettieren den torgefährlichen Rückraum und Sebastian Schmidt (19, 74 Tore) sorgt am Kreis für ständige Gefahr. Auf der anderen Seite des Balles hat sich der in Auerbach bestens bekannte Alexander „Bumbers“ Wittmann inzwischen zu einem veritablen Bayernliga-Torhüter und guten Rückhalt für sein Team entwickelt.
Es wird nicht leicht, was auf Tobias Wannenmacher und sein dezimiertes Team zukommt, aber Bangemachen gilt nicht für den Übungsleiter. „Wir nehmen das Spiel und den Gegner sehr ernst und wollen unbedingt gewinnen, damit endgültig Klarheit herrscht. Es wäre schon ein besonderes Erlebnis, den Meistertitel durch einen Derbysieg unter Dach und Fach zu bringen.“ Wie eingangs schon gesagt, sind es genau diese Spiele, die eine Saison abrunden können.
Aufstellung: Walzik, M. Müller, Tannenberger, Lux, Wannenmacher, Herold, Schmidtke, Schramm, F. Müller, Wolf, Schöttner