Zum Ende der letzten Spielzeit mussten Eintracht Hagen, die TSG Söflingen und die HSG Pohlheim in eine Abstiegsrelegation, um einen freien Platz in der dritten Liga auszuspielen. Die Oberliga Nordsee hatte auf das Aufstiegsrecht verzichtet. Und der DHK Flensborg war als ebenfalls teilnahmeberechtigter Klub nicht mehr in der Lage, an der Relegation teilzunehmen. So traten letztlich Hagen und Söflingen in einer Hin- und Rückspielserie gegeneinander an, Pohlheim spielte in der Folge gegen den Sieger Hagen.
Schon dieses Format sorgte für Verärgerung – besonders in Söflingen, das die erste Runde verloren hatte. Denn in Söflingen sah man §44 (2) der Spielordnung des DHB greifen, dieser spricht in einem solchen Fall von Entscheidungsspielen, die "an neutralen Orten in einer einfachen Runde ausgetragen" werden, "wobei jede Mannschaft gegen jede spielt." Diesen Modus aber nahm die Spielleitung der dritten Liga eben nicht - was auch bei Khalid Khan, Trainer der siegreichen Hagener, für Irritationen führte. "Merkwürdig" nannte Khan dieses Vorgehen. In Söflingen wurde man deutlicher, so sagte Söflingens Handballchef Uli Gebhardt jüngst der Südwestpresse : "Falsch war schon, dass Pohlheim nach dem Verzicht seines ersten Relegationsgegners automatisch für die Endrunde qualifiziert war."
<a href="http://www.sportred.de/adserver/www/delivery/ck.php?n=a8ae0c9e&cb=127" target="_blank"><img src="http://www.sportred.de/adserver/www/delivery/avw.php?zoneid=6&cb=127&n=a8ae0c9e" border="0" alt="" /></a> Als dann vor wenigen Tagen der Handballverband Württemberg den Rückzug des HV Stuttgarter Kickers bekanntgab, war das Dilemma komplett. Seitens des DHB wollte man vermeiden, mit einer Mannschaft weniger in die neue Saison zu starten, also fragte Spielleiter Michael Kulus bei der HSG Pohlheim nach, ob denn diese nachrücken wolle. Schon das aus Sicht der Söflinger ein Unding: "Den Zuschlag als Nachrücker müssen ... wir erhalten", sagte Gebhardt der Augsburger Allgemeinen, denn schließlich sei Pohlheim nur aufgrund des Verzichts von Flensborg kampflos in die zweite Runde der Relegation eingezogen und die Kickers zudem aus der gleichen Staffel wie Söflingen.
In Pohlheim sagte man unterdessen erst einmal vorsichtig "Ja". In einer Presserklärung teilte der Klub mit: "Aus aktuellem Anlass ist der DHB an die Verantwortlichen der HSG herangetreten, um die weiterhin bestehende Bereitschaft an einem Spielbetrieb in der 3. Handball-Bundesliga abzuklären. (...) Hierzu wurde bei den Verantwortlichen, sowie der Mannschaft der HSG Pohlheim klar die Bereitschaft signalisiert. Einvernehmlich wurde dies in einer Sitzung festgestellt, denn nur diese Einvernehmlichkeit war Voraussetzung für diesen Schritt seitens der HSG Pohlheim." Allerdings sei eine erneute Saison in der dritten Liga derzeit noch mehr als offen. "Weiter muss man festhalten und klarstellen, dass alle weiteren Schritte in den Händen des Deutschen Handballbund liegen, der anstehende Änderungen rechtlich prüft und Anfang der Woche eine entsprechende Entscheidung mitteilt", teilte die HSG Pohlheim mit.
"Wir haben diese Möglichkeit rechtlich prüfen lassen und sind mit DHB-Präsidium und -Regionalrat übereingekommen, dass wir die neue Saison mit 16 Mannschaften bestreiten werden", sagte Michael Kulus unterdessen gegenüber der Gießener Allgemeinen zum Szenario des Nachrückens. Das allerdings ist durchaus fragwürdig. Denn die Stuttgarter Kickers haben ihren Rückzug erst nach dem 1. Juli, dem Fixtermin für das neue Spieljahr, bekanntgeben und müssten, so die konträre Interpretation, als erster Absteiger gewertet werden. Beim DHB bezieht man sich nun offenbar auf die Möglichkeit, nicht den Beginn des Spieljahres als entscheidenden Termin anzusehen, sondern den Beginn der Saison – die ersten Spiele in der neuen Runde. Da die Satzung den 1. Juli nicht explizit vorsähe, sei dies in diesem Fall möglich.
Söflingens Manager Uli Gebhardt bringt dagegen den §39 der Spielordnung ins Spiel und sieht in diesem Fall erst recht seinen Verein als Nachrücker: "Dafür, dass der in unserer Staffel (Süd) freigewordene Platz von der Mannschaft einer anderen Staffel besetzt werden könnte, gibt die DHB-Spielordnung nichts her." In Söflingen beschäftigt man sich nun vorsorglich mit der Möglichkeit eines Einspruchs gegen ein eventuelles Nachrücken der HSG Pohlheim – das Sommertheater in der dritten Liga hat also aller Voraussicht nach noch einen weiteren Akt.
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