Die erneute aber knappe Niederlage des SV 08 Auerbach am vergangenen Wochenende gegen den HSC 2000 Coburg musste möglichst schnell aufgearbeitet werden. „Wir haben lediglich drei Trainingseinheiten bis zum Spiel in Baunatal, da können wir uns nicht lange mit dem vorangegangenen Spiel befassen, sondern müssen uns direkt auf den nächsten Gegner einstellen“ mahnte Spielertrainer Tobias Wannenmacher gleich zu Beginn der Woche. „Bei allem Lob und bei aller Begeisterung für unseren Auftritt in Coburg dürfen wir nicht vergessen, die Aufgabe an diesem Samstag wird nicht leichter für uns, zumal Karsten Herold nicht mit von der Partie sein wird.“ Herold hatte sich am vergangenen Samstag in Coburg an der Schulter verletzt und musste am Donnerstag operiert werden. Er wird daher für den Rest der Saison ausfallen. „Ein herber Schlag für uns und vor allem für ihn. Er hat einen riesigen Entwicklungsschritt gemacht und sollte eigentlich auch in der Offensive mehr Einsatzzeiten bekommen. Wir hoffen, er wird bald wieder fit“ so Wannenmacher weiter.
Der Aufsteiger fährt also wieder einmal dezimiert zu einem Auswärtsspiel, ein Bild, das sich bisher fast durch die gesamte Saison zieht. Diesmal geht es nach Baunatal. Die Stadt direkt im Süden von Kassel gelegen bedeutet eine der weitesten Fahrten (340 Kilometer) für die Oberpfälzer. Erst in den 1960er Jahren durch den Zusammenschluss von sieben selbständigen Gemeinden entstanden, ist die Stadt an der Bauna seither schnell gewachsen und hat heute etwa 28.000 Einwohner. Diese rasante Entwicklung ist wohl vor allem auf den größten Arbeitgeber vor Ort zurück zu führen. Bereits 1957 siedelten sich die Volkswagenwerke Kassel hier an und begannen 1959 mit der Produktion von Schalt- und Automatikgetrieben sowie von Abgasanlagen. Waren damals noch 6.000 Menschen beschäftigt, haben die Werke heute etwa 13.000 Mitarbeiter zu verzeichnen. Auch wenn die Volkswagenwerke einen Großteil des Lebens in Baunatal ausmachen, so hat die Stadt durchaus noch Anderes zu bieten. So ist Baunatal die Geburtsstadt der bekannten Märchenerzählerin Dorothea Viehmann, einer der wichtigsten Quellen für die Grimm’schen Märchensammlungen. Sie ist auch der Grund, warum die Stadt Teil der „Deutschen Märchenstraße“ ist, einer Ferienstraße von Hanau nach Bremerhaven entlang der Lebensstationen der Gebrüder Grimm. Neben dem größten Freizeitbad Nordhessens, dem Aqua-Park Baunatal, ist wohl der Stadtpark die größte Attraktion. Auf etwa 50 Hektar verteilt findet man hier ein Stadion, Sportplätze, Kindergärten und eine Schule.
Unter anderem liegt auch die Rundsporthalle auf diesem Gelände, eine Mehrzweckhalle, die als Sport- und Veranstaltungshalle genutzt werden kann. 1982 eröffnet und 2010/2011 von Grund auf saniert, kann sie bis zu 2.200 Personen beherbergen. Meist jedoch wird nur ein Teil der Tribünen verwendet und so trägt der GSV Eintracht Baunatal, einer der größten Sportvereine der Stadt, vor durchschnittlich 700 Zuschauern seine Spiele hier aus.
Die Nordhessen stellen dabei eine hohe Hürde für den Aufsteiger aus Bayern dar. Ähnlich wie in der Hinrunde, als die Nordhessen das bis dahin einzige Team waren, die dem HSC 2000 Coburg eine Niederlage beigebracht hatten, waren sie auch in der Rückrunde bisher das Team, das einem Punktgewinn gegen die Oberfranken am nächsten kam. Äußerst knapp verlor man vor zwei Wochen in der HUK-Coburg arena buchstäblich in den letzten Sekunden der Partie mit 27:26. Auerbach sollte also gewarnt sein, zumal der GSV noch eine Rechnung mit den Oberpfälzern offen hat. Im Hinspiel musste man in der Helmut-Ott-Halle eine ebenso knappe wie ärgerliche Niederlage hinnehmen (28:27), war zum damaligen Zeitpunkt jedoch auch noch nicht wirklich in der Runde angekommen. In der Vorsaison noch Dritter, wollte man eigentlich in dieser Spielzeit ein mindestens ähnlich gutes Ergebnis erzielen, fand sich jedoch am 11. Spieltag nach lediglich zwei Siegen und drei Unentschieden sowie sechs Niederlagen auf Rang 13 der Tabelle wieder. Danach startete man allerdings eine Serie von sieben Siegen am Stück und arbeitete sich so auf den fünften Tabellenplatz vor. Nach der knappen Niederlage in Coburg und einer weiteren, diesmal deutlicheren in Dessau-Roßlau am vergangenen Wochenende, rutschten die Hessen leicht in der Tabelle ab und liegen derzeit mit 21:19 auf Rang Acht.
Zuletzt hatte das Team um Trainer Ralf Horstmann (43), der sein Amt erst im Oktober von Reiner Wagner übernommen hatte, mit einigen Problemen zu kämpfen. Verletzungen und Krankheiten zwangen die Großenritter, mit nur acht Feldspielern nach Dessau zu reisen. Wer jedoch an diesem Samstag wieder auf das Feld zurückkehren kann, muss sich zeigen. Mit dabei wird wohl Spielmacher Marvin Gabriel sein, der mit 121 Treffern erfolgreichste Werfer im Team. Auch Phil Räbiger kann wieder auflaufen, da Erstligist MT Melsungen, bei dem er ein Zweitspielrecht hat, an diesem Wochenende spielfrei ist. Vor allem aus dem Rückraum sorgten die Spieler des GSV zusammen mit Linksaußen Felix Gässner (75 Tore) bisher für die meisten Treffer und machten damit die Angriffsreihe zu einer der erfolgreichsten der Liga.
Für Tobias Wannenmacher ist deshalb klar, „Baunatal ist, wie schon im Hinspiel, eindeutig der Favorit, egal mit welchem Team sie auflaufen. Wir fahren allerdings nicht nach Hessen, um uns zu verstecken, sondern wollen uns so teuer wie möglich verkaufen und wer weiß, vielleicht können wir ja zweimal hintereinander eine ähnlich gute Leistung abrufen.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Tannenberger, Ma. Werner, Weiss, Hofmann, Mi. Werner, Hackenberg, Knerr, Schnödt, Reger, Schmidtke, Schöttner