Ein langer Tag ging zu Ende, als die Handballer des SV 08 Auerbach am Sonntag Morgen um etwa 4:00 Uhr niedergeschlagen, müde und ohne Punkte im Gepäck von ihrer weitesten Auswärtsfahrt aus Konstanz zurückkehrten.
Einigermaßen hoffnungsvoll war man am Samstag Vormittag aufgebrochen in Richtung Bodensee, hatte unterwegs eine längere Mittagspause eingelegt und war mehr oder weniger entspannt und frühzeitig an der Schänzle-Sporthalle angekommen. Die Stimmung im Lager der Oberpfälzer war gut, auch wenn die Hoffnungen auf Zählbares im Laufe der Woche den einen oder anderen Dämpfer bekommen hatten. Leider musste man mit einem dezimierten Kader antreten. Matthias Schnödt befindet sich zwar erfreulicherweise auf einem guten Weg zur Rückkehr ins Team und konnte sich mit seinen Kollegen warmlaufen. Allerdings wurde er dann vernünftigerweise diesmal noch geschont und wird sich im Reserveteam weiter auf seinen ersten Auftritt in der 3. Liga vorbereiten. Neben Matthias Werner, der aus privaten Gründen nicht dabei sein konnte, musste leider auch Ralph Weiss seine Teilnahme wegen einer Familienangelegenheit absagen. Zudem hatte sich auch Maximilian Lux wegen einer Rückenverletzung abgemeldet, so dass die Blau-Weißen mit lediglich neun Feldspielern antreten konnten.
Dafür konnte man ein neues „altes“ Gesicht auf der Bank begrüßen. Michael Graß hatte sich unter der Woche bereit erklärt, wieder einmal als „Feuerwehrmann“ einzuspringen und das Coaching während des Spieles zu übernehmen. „Tobias macht eine sehr gute Arbeit, sowohl im Training als auch auf dem Feld. Er hat mich angerufen und gefragt, ob ich ihn auf der Bank etwas unterstützen könnte, jetzt da Matthias Schnödt wieder mehr als Spieler in den Fokus und damit „auf die andere Seite der Bank“ rückt. Ich habe immer gesagt, wenn „Tobi“ und der Verein mich brauchen, werde ich mich nicht verweigern“ meinte Graß. Inwieweit er auch als Co-Trainer am Trainingsbetrieb teilnehmen werde, war nach der kurzfristigen Entscheidung noch nicht eindeutig geklärt. „Das werde ich mit Tobi besprechen, ich habe auch schon die eine oder andere „Stellschraube“ gesehen, an der man drehen könnte. Ob das dann die gewünschte Auswirkung hat, muss sich erst noch zeigen. Ich weiß, dass der Trainer diese „Rädchen“ auch sieht, aber die Doppelbelastung als Spieler und Trainer ist ab der 3. Liga von einer Person alleine nicht zu bewältigen.“
Die erste Auswirkung dieser Personalie konnte man bereits in Konstanz beobachten. Tobias Wannenmacher konnte auch in der Offensive etwas häufiger auftreten, ein Vorteil, der ob der dünnen Spielerdecke positiv ins Gewicht fiel. So starteten die Gäste auch konzentriert und aggressiv in der Abwehr und waren auch im Abschluss früh erfolgreich. Begünstigt durch einige unglückliche Würfe und Latten- bzw. Pfostentreffer der „Schänzler“ sowie mehrere gute Paraden des erneut gut aufgelegten Goalies Philipp Walzik, gingen die Blau-Weißen schnell mit 0:3 in Führung. Andreas Wolf, der diesmal in der Start-Sieben stand rechtfertigte in den ersten Minuten seinen Einsatz und stand auch in der Abwehr seinen Mann. In der 9. Minute konnte Philipp Walzig einen ersten Strafwurf der Gastgeber abwehren und so seinem Team die Möglichkeit bieten, die Führung zumindest beizubehalten. Konstanz hatte sich in der Zwischenzeit gefangen und war wieder herangekommen. Dennoch lief die Partie für die Gäste noch einigermaßen nach Plan. Noch lag die Wannenmacher-Sieben in Front. Nach etwa 17 Minuten und zwei feinen Toren von Karsten Herold sowie einem weiteren Treffer von Andreas Wolf leuchtete noch immer eine Gästeführung (7:8) von der Anzeigetafel.
Dies sollte jedoch die letzte Führung für die Gäste sein. Innerhalb von fünf Minuten trafen die Gelb-Blauen fünfmal am Stück und drehten das Spiel zu ihren Gunsten. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch unsere gesamte Rückrunde“ meinte Tobias Wannenmacher nach dem Spiel. „Selbst wenn wir früh in unser Spiel finden und eine ganze Zeit lang „gut dabei“ sind, passiert plötzlich etwas mit den Spielern, das ich mir nur mit ihrer Unerfahrenheit erklären kann. Als ob mit einem Schlag das gesamte Selbstvertrauen weg wäre.“ Auch diesmal schlichen sich mit einem Mal kaum erklärliche technische Fehler ein, Bälle wurden quasi „weg geworfen“ und der Gegner wurde so ins Spiel gebracht. Immer wieder scheiterten die Auerbacher selbst aus aussichtsreichsten Positionen und vergaben reihenweise die ihnen gebotenen Chancen. Egal on von links oder von rechts Außen, egal ob als Einläufer vom Kreis oder aus dem Rückraum, die teilweise drucklosen und unkonzentrierten Abschlüsse waren häufig die Beute des über die gesamte Spielzeit hervorragend haltenden Patrick Glatt im Tor der Gastgeber.
Auerbach gab sich zwar nicht auf, kämpfte tapfer weiter und hielt bis zur Pause den Rückstand konstant bei drei Toren (14:11). Die zweite Hälfte verlief zunächst wieder sehr ausgeglichen. Auerbach kam auf zwei Tore heran, musste die HSG wieder auf vier davon ziehen lassen, nur um wieder auf drei Tore zu verkürzen. In der 48. Minute leuchtete ein nicht wirklich beunruhigender Rückstand von 22:19 von der Anzeigentafel, als sich die Gäste ein weiteres Mal scheinbar mehr mit anderen Dingen beschäftigten, als mit dem Spiel. Mancher beklagte mehr die Entscheidungen der insgesamt nicht schlecht leitendenden Unparteiischen, andere fällten plötzlich unglückliche Entscheidungen im Angriff wie in der Abwehr, wieder andere zeigten, dass sich ihr Funke an Selbstvertrauen wieder in Luft aufgelöst hatte. Konstanz baute seine Führung bis zur 53. Minute auf ein vorentscheidendes 26:20 aus und hätten nicht Raul Adam und Philipp Walzik neben weiteren zwei Strafwürfen auch einige andere Bälle der Gastgeber entschärft, der Rückstand wäre noch deutlicher ausgefallen. Die Partie war entschieden, der Rest der Spielzeit war letztlich ein Schaulaufen der HSG in einer der schönsten Hallen der gesamten Staffel.
„Das Selbstvertrauen meiner Spieler ist nach den vielen Niederlagen am Boden“ zog Tobias Wannenmacher das Fazit über das Spiel. „Wir sind 20 bis 30 Minuten gut in der Lage mitzuspielen, machen dann einige individuelle Fehler und lassen sofort die Köpfe hängen. Es hilft aber alles nichts, wir müssen weiter konzentriert arbeiten und hoffen, dass wir uns, wie auch immer, für die nächsten Spiele auch wieder etwas Selbstvertrauen holen können.“ Am nächsten Samstag kommt mit dem Tabellendritten TV Hochdorf allerdings der nächste dicke Brocken nach Auerbach.
Es spielten: Adam, Walzik, Schramm (3), Tannenberger (1), Müller (2), Wannenmacher, Brodschelm (1), Herold (2), Wolf (3), Schmidtke (7/2), Schöttner(3)