Eigentlich war es die erwartet hohe Niederlage, die am Ende von der Anzeigentafel der Bürgermeister-Goebels-Halle leuchtete. Dennoch war man im Lager des SV 08 Auerbach einigermaßen konsterniert über das Zustandekommen dieser Niederlage, die Art und Weise wie man sich zwischenzeitlich präsentierte und vor allem über die Leistungen in der ersten Halbzeit.
Dabei hatten sich die Oberpfälzer einiges vorgenommen und wollten befreit und ohne Druck aufspielen. „Wir haben durchaus mit einer Niederlage gerechnet, hatten aber gehofft, ähnlich wie vor einem Jahr etwas länger mithalten zu können“ sagte Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher nach der Partie.“ Allerdings haben wir unverständlicherweise vom Anpfiff an viel zu ängstlich gespielt.“ Wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange ließ man die Gastgeber agieren und war selbst nicht in der Lage zu reagieren. Ähnlich wie vor einer Woche reihte sich Fehler an Fehler, wobei die Unterfranken im Gegensatz zur SG Köndringen-Teningen diese von der ersten Minute an gnadenlos und professionell nutzten und ein Tor nach dem anderen erzielten. Auerbach dagegen blieb harmlos bei seinen Angriffsversuchen und scheiterte, wenn man denn doch einmal aufs Tor warf, immer wieder am sehr gut haltenden Torhüter der Gastgeber, Rotislav Badura. Als Ralph Weiss in der dritten Minute auf 2:1 verkürzte, war die Welt für die Gäste noch einigermaßen in Ordnung, obwohl man bis dahin bereits zwei Chancen vergeben hatte. Als dann jedoch weniger als zehn Minuten später Jan Wicklein zum 7:1 traf, waren die Hoffnungen auf ein wenigstens zeitweilig ausgeglichenes Spiel dahin. Der zweite Auerbacher Treffer durch Andreas Wolf leuchtete wie zum Hohn über acht Minuten von der Anzeigentafel, während die Gastgeber einen Treffer nach dem anderen erzielten und ihren Vorsprung bis zur 19. Minute auf 11:2 ausbauten.
„Eigentlich war das Spiel nach etwas mehr als zehn Minuten entschieden“ konstatierte Tobias Wannenmacher hinterher. „Man hatte heute streckenweise den Eindruck, es spielt eine Jugendmannschaft gegen ein gestandenes Männerteam. Wir waren heute nicht in der Lage, uns aus unserem Dilemma zu retten. Auch daran hat man überdeutlich das Fehlen unserer jahrelangen Führungsspieler gespürt. Unsere junge Mannschaft versteht sich zwar super gut, muss aber auf dem Feld noch ihre sportlichen Leader finden.“ Auerbach versuchte alles, stellte die Spieler in ungewöhnlichen Konstellationen aufs Feld, rackerte und kämpfte und bekam dennoch seine Verunsicherung nicht in den Griff. Davon völlig unbeeindruckt zogen die Unterfranken ihre Kreise und nutzten weiterhin jede ihnen gebotene Möglichkeit. Beim Stande von 14:6 kam der für viele erlösende Halbzeitpfiff. „Sechs Tore in einer Halbzeit ist nicht nur zu wenig, das geht normal gar nicht“ meinte Karsten Herold nachdem sich die erste Enttäuschung etwas gelegt hatte. Für Ralph Weiss war der Grund der Niederlage ebenfalls einigermaßen klar. „Wir haben diesmal das Spiel nicht in der Abwehr, sondern im Angriff verloren. Irgendwie finden wir momentan noch nicht die richtige Distanz zur Abwehr und sind entweder zu nah dran oder zu weit weg. Im ersten Fall fällt es dem Abwehrspieler leicht uns sofort „fest zu machen“, im zweiten dauert es viel zu lange, bis wir überhaupt etwas Druck aufbauen können.“
Die zweite Hälfte begann wie die erste mit einem Treffer für Bad Neustadt durch Maximilian Schmidt. Doch damit nicht genug, ließen die Gastgeber gleich noch einmal zwei Treffer folgen und bauten damit ihre Führung auf erstmals über zehn Treffer aus (17:6). War es, weil man nun im Auerbacher Lager ohne zuviel zu denken etwas befreiter aufspielen konnte – was sollte jetzt schon noch „kaputt“ gehen? – oder ließen es die Gastgeber nun doch ein klein wenig langsamer angehen, die Blau-Weißen kamen jedenfalls zu dem einen oder anderen Treffer und hielten den Rückstand kurzzeitig auf gleich hohem Niveau. Ab der 40. Minute begann Bad Neustadts Trainer Dr. Mattias Obinger seinen Wechselspielern etwas Einsatzzeit zu verschaffen. Den sicheren Sieg vor Augen nahm er Torhüter Badura aus dem Spiel und gönnte ihm den verdienten Sonderapplaus des heimischen Publikums. Die Gäste aus der Oberpfalz konnten jedoch zunächst keinerlei Vorteil aus den Umstellungen der Unterfranken ziehen und mussten vielmehr in der 48. Minute den höchsten Rückstand der Partie hinnehmen (27:12).
Wenn man eine positive Erkenntnis aus dem Spiel ziehen kann, dann die Tatsache, dass das Team um Tobias Wannenmacher bis zuletzt kämpfte und alles versuchte, das Ergebnis noch einigermaßen erträglich zu gestalten. Dass man die letzten zwölf Minuten mit 9:12 „gewann“, ist zwar sehr erfreulich, ist jedoch eher in die Kategorie „Ergebniskosmetik“ einzusortieren. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass man längst noch nicht da ist, wo man gehofft hatte zu sein, dass manche Spieler ihr Potenzial bisher noch gar nicht oder nur ansatzweise ausschöpfen können und dass man der jungen Auerbacher Mannschaft keinen größeren Gefallen tun kann als Geduld mit ihr zu haben. „Wir wussten, dass es schwer wird ohne unsere erfahrenen Spieler in dieser Liga zu bestehen. Eine so hohe Niederlage wie heute ist natürlich sehr schmerzlich, aber sie ist auch kein Beinbruch. Möglicherweise war sie auch der nötige Warnschuss zum rechten Zeitpunkt“ erklärte Tobias Wannenmacher in der Pressekonferenz nach dem Spiel. „Wir wissen, was wir können – auch wenn man heute nicht viel davon gesehen hat – und wir vertrauen auf unsere Heimstärke. Manch ein Team wird es schwer haben, gegen eine emotionale Tribüne mit 500-600 Auerbachern zu spielen. Außerdem liegt noch eine lange Saison vor uns und die vergangene Runde haben wir ebenfalls mit zwei Niederlagen begonnen. Am nächsten Wochenende kommt mit dem TV Germania Großsachsen ein Gegner nach Auerbach, der vermutlich eher unserer Augenhöhe entspricht.“
Es spielten: Adam, Walzik, Schramm (2), Tannenberger (2), Weiss (5), Walz, Müller (3), Lux (n.e.), Wannenmacher, Brodschelm (1), Herold, Wolf (2), Schmidtke (6/4), Schöttner(3)