Im vorletzten Auswärtsspiel der Saison 2013/14 verschlägt es die Handballer des SV 08 Auerbach noch einmal weit in den Südwesten der Republik. Zweibrücken, die mit etwas mehr als 34.000 Einwohnern kleinste kreisfreie Stadt Deutschlands, liegt im westlichen Südteil von Rheinland-Pfalz unmittelbar an der Grenze zum Saarland. Im Mittelalter an einem Flussübergang über den Schwarzbach entstanden, wurde der Ort nach Jahrhunderten mit wechselnden Eigentümern von 1793 bis 1814 von französischen Truppen besetzt und gesetzlich mit dem Staatsgebiet Frankreichs verbunden. Im Jahre 1801 wurde dieser Übergang international anerkannt, aber schon 1815 schlug der Wiener Kongress sämtliche linksrheinischen Teile der vorherigen Pfalz Bayern zu. Daraufhin wurde Zweibrücken Sitz des Königlich Bayerischen Appellationshofes, was dem heutigen Oberlandesgericht entspricht. Als Folge des Ersten Weltkrieges folgte von 1918 bis 1930 erneut eine Besatzung durch französische Truppen. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges lag Zweibrücken in der sogenannten „Roten Zone“, einem 400 Kilometer langen und 10 Kilometer breiten Freimachungsgebiet entlang der deutsch-französischen Grenze im Vorfeld des Westwalls. Die Bewohner dieses Bereiches wurden zwischen 1939 und 1945 teilweise mehrfach ins Innere des Deutschen Reiches evakuiert. Wenige Wochen vor Ende des Krieges wurde die Stadt durch einen alliierten Bombenangriff zu über 80 Prozent zerstört.
Dennoch blieben einige Sehenswürdigkeiten erhalten. Neben dem Herzogschloss, das heute das Pfälzische Oberlandesgericht beherbergt, erwarten den geneigten Besucher die Herzogvorstadt und eine 1976 eingerichtete kleine Fußgängerzone mit einigen restaurierten Altbauten sowie drei Kirchen im Zentrum. Weitere Attraktionen sind der 1914 eingeweihte Zweibrücker Rosengarten, mit über 5 Hektar Fläche und weit mehr als 60.000 Rosen einer der größten Gärten Europas und sein Gegenstück, der Mitte der Siebziger Jahre im Naherholungsgebiet Fasanerie angelegte und durch einen etwa 2,5 Kilometer langen Rosenweg verbundene Wildrosengarten. Zweibrücken ist daher berechtigt, den Namen „Rosenstadt“ zu führen. Neben diesen Attraktionen ist die Stadt auch weithin bekannt durch einige international tätige Unternehmen, wie die Metallbaufirma Terex Cranes Germany GmbH, einen Hersteller mobiler Großkräne. Daneben ist hier ein Werk des Landmaschinenherstellers John Deere angesiedelt.
Als 1990 die US Army abzog, wurde ein Militärgelände frei, das insgesamt einem Drittel der gesamten Stadtfläche entsprach. Mit Unterstützungsleistungen von über 250 Millionen Euro durch das Land Rheinland-Pfalz wurde das Gelände innerhalb weniger Jahre umgewidmet. So wurde beispielsweise 2001 das „Zweibrücken The Style Outlets“ eröffnet, das mit einer Gesamtverkaufsfläche von 21.000 m² und über 120 Shops größte Factory-Outlet-Center Deutschlands. Ob die reisefreudigen Fans der Auerbacher Handballer nach ihrem Besuch in der Domstadt Speyer von all dem noch etwas genießen können, muss sich zeigen, immerhin startet der „Unterstützer-Bus“ bereits um 08:00 Uhr morgens auf die weite Reise. Zumindest liegt das Hotel der Oberpfälzer direkt gegenüber des Outlet-Centers.
Die Spieler allerdings werden sich mehr auf die wichtige Partie gegen die VTZ Saarpfalz konzentrieren. Der Aufsteiger aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saarland belegt zwar bereits seit dem vierten Spieltag den letzten Tabellenplatz, ist aber ein sehr ernst zu nehmender Gegner. Sieht man sich die Ergebnisse der Rosenstädter an, erkennt man sehr schnell, warum Trainer Wannenmacher sein Team eindringlich davor warnt, diesen Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. Immerhin machten die Schützlinge von Trainer Mirko Schwarz (34) mit teils deutlichen Heimsiegen gegen Großsachsen, Herrenberg und Friedberg immer wieder auf sich aufmerksam. Am 21. Spieltag zeigte das Team erneut eindrucksvoll seine Qualität, als man bei der HSG Konstanz in den letzten sechs Minuten einen Vier-Tore-Rückstand noch in ein Remis verwandelte. Einen ähnlichen Verlauf hatte auch das Hinspiel in Auerbach genommen, das von den Oberpfälzern letztlich glücklich mit 32:31 gewonnen wurde.
Mirko Schwarz, der seine handballerische Ausbildung in den Jugend-Internaten in Eisenach und Magdeburg genoss und das Team erst Anfang Oktober von Aufstiegstrainer Andreas Grub nach dessen Rücktritt übernommen hat, steht ein ausgeglichenes Team zur Verfügung. Nach Abgängen einiger langjähriger Leistungsträger gelang es den Verantwortlichen, die entstandenen Lücken adäquat zu schließen. So ergänzt der ehemalige lettische Nationalspieler Valdis Gutmanis auf der rechten Seite zusammen mit Spielmacher Björn Zintel den sowieso schon sehr torgefährlichen Rückraum der Saarpfälzer. Der 18-jährige Zintel gilt als eines der größten deutschen Talente auf seiner Position und belegt mit bisher 90 Treffern nach dem Rückraum-Linken Philip Wiese (128) und dem quirligen Linkshänder Steffen Kiefer (117) Rang Drei in der Zweibrücker Torschützenliste. Letzterer hatte im Hinspiel in Auerbach insgesamt 10 Tore erzielt. Zudem sorgt Neuzugang Tomas Mazar (71 Tore) für ständige Gefahr vom Kreis. Der Slowake bringt nicht nur 110 Kilogramm Körpergewicht, sondern auch jede Menge Erfahrungen mit der Nationalmannschaft und aus dem Europacup mit seinem bisherigen Club Tatran Presov ein.
„Das Spiel ist für uns ein Pflicht-Sieg“ gab der Auerbacher Spielertrainer Tobias Wannenmacher bereits nach der Niederlage am vergangenen Sonntag die Marschrichtung vor. „Dabei sollte mich keiner missverstehen. Pflicht-Sieg heißt alles andere als „sicherer Sieg“, aber wenn wir überhaupt noch eine Chance auf den Klassenerhalt haben wollen, dann müssen wir aus den letzten vier Partien mindestens sechs Punkte holen. Wir wissen aber auch, dass, solange die VTZ rechnerisch noch eine Chance auf den Klassenerhalt hat, man sie nicht unterschätzen darf.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Müller, Werner, Wannenmacher, Schnödt, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner