Hätte man vor dem Spiel jemanden gefragt, es hätte fast jeder einen Sieg der Fürstenfeldbrucker „Panther“ erwartet. Zu oft und zu deutlich hatten die Auerbacher Lehrgeld bezahlen müssen in ihren letzten Partien gegen die Südbayern. Nicht so jedoch Tobias Wannenmacher und sein Team. „Wir hatten uns intensiv auf den Gegner vorbereitet und waren von Anfang an guter Dinge, dass da heute etwas gehen könnte“ erklärte der Trainer nach dem Spiel. Selbst unter den etwa 50 mitgereisten blau-weißen Anhängern machte sich in den Minuten vor dem Spiel eine vorsichtig optimistische Stimmung breit, passend zu der allgemein in der Halle vorherrschenden Gemütslage.
Von Beginn an merkte man allen Akteuren auf dem Feld an, dass es in diesem Spiel auch darum gehen würde, seine Emotionen im Zaum zu halten. Zunächst jedoch begannen beide Seiten etwas nervös und ließen die Zuschauer fast fünf Minuten auf die ersten Tore warten. Dabei ließen drei Strafwürfe zunächst die Gäste jubeln. Ein in der zweiten Minute vom gut aufgelegten Lars Goebel gehaltener, ein von Maximilian Lux in der 5. Minute verwandelter und ein weiterer vom TuS in der 6. Minute vergebener Wurf brachten die 0:1 Führung für Auerbach. Doch die „Panther“ bissen zurück, nutzten zwei kurz hintereinander ausgesprochene Zeitstrafen gegen Ralph Weiss und Felix Müller um das Spiel nicht nur auszugleichen, sondern zu ihren Gunsten zu drehen. Die Gäste kamen in dieser Phase mit der extrem offensiven Ausrichtung der Wild- Schützlinge überhaupt nicht zurecht, schließlich bekommt man es selten mit Gegnern zu tun, die bei eigener Überzahl von Beginn an in eine offene Manndeckung übergehen. Fürstenfeldbruck war nun im Spiel und in seinem Element. Mit schnellen, zeitweise fast schon hektischen, aber kontrollierten Aktionen warfen sie sich Tor um Tor in Führung. Nach elf Minuten leuchtete bereits eine 7:3 Führung von der Anzeigentafel und das Publikum der Oberbayern zeigte sich begeistert. Überraschenderweise hatten auch die Gäste Grund zum Jubeln, immerhin hatten sie trotz doppelter Unterzahl einen Treffer erzielt. Als Ralph Weiss in der 16. Minute seine zweite Zeitstrafe antrat, erhöhten die Südbayern auf 9:4 und manch ein blau-weißer Zuschauer befürchtete schon das Schlimmste. Doch Tobias Wannenmacher und sein Team hielten dagegen, erzielten drei Tore am Stück und waren in der 22. Minute beim Stande von 9:7 wieder einigermaßen in Reichweite. Bis zur Pausensirene wechselten sich beide Teams mit ihren Torerfolgen ab, wobei auch Daniel Laugner seinen ersten Treffer für sein neues Team erzielen konnte. Beim Stand von 15:12 wurden die Seiten gewechselt.
In der Pausenansprache wies Wannenmacher seine Spieler an, weiterhin konzentriert in der Deckung zu arbeiten und vor allem, egal wie die Aktion vor dem gegnerischen Tor ausging, schneller zurück zu laufen. Dabei verwies er auch auf das extrem gute Umschaltspiel der Gastgeber, das in dieser Form durchaus zweitligatauglich ist. Die zweite Hälfte begann wie die erste mit einem Tor durch Maximilian Lux, der an diesem Tag zwar nicht gewohnt sicher vom Siebenmeterpunkt agierte, dafür aber auf seiner angestammten Position klar aufsteigende Form zeigte. Dann jedoch übernahmen wieder die Gastgeber das Ruder, erhöhten die Schlagzahl noch einmal und legten einen Zwischenspurt mit fünf Toren am Stück hin (20:13). Philipp Schöttner traf zwar noch einmal in Unterzahl, kurz bevor er selbst für die nächste Zeitstrafe sorgte, doch die „Panther“ legten sofort nach (21:14).
Dieses Spiel schien gelaufen zu sein. Möglicherweise schlich sich dieser Gedanke in diesem Moment auch in das Unterbewusstsein der Gastgeber, denn plötzlich schlug das Pendel in die andere Richtung aus. „Beim 21:14 war ich mir, ehrlich gesagt, nicht mehr ganz so sicher, ob es noch klappt“ meinte Felix Müller nach der Partie. „Aber irgendwie hat sich der Rückstand nicht wie „7 Tore“ angefühlt. Dann wirft Andi den Siebenmeter und „Wanne“ trifft gleich darauf wieder, da ist, ähnlich wie in Bad Blankenburg, ein deutlicher Ruck durch die Mannschaft gegangen.“ Und durch Felix Müller, der in den letzten Spielen eher unglücklich agiert hatte, nun jedoch drei Tore am Stück folgen und sich dabei nur durch eine Auszeit von Martin Wild unterbrechen ließ. Zudem erhielten die Blau-Weißen nun auch noch vom in der zweiten Hälfte eingewechselten Andreas Bayerschmidt kräftige Unterstützung. Als dann in der 45. Minute Philipp Schöttner erneut in Unterzahl gar den Anschlusstreffer zum 21:20 erzielte, war nicht nur das Momentum eindeutig auf Seiten der Gäste, sondern die Partie auch wieder völlig offen. „Wenn man in dieser Phase zum Beispiel einem Sebastian Meinzer, den ich übrigens sehr schätze, in die Augen gesehen hat, dann sind diese eher nach unten als nach vorne gegangen“ erklärte Tobias Wannenmacher nach dem Spiel.
Die „Panther“ hatten ihr Feuer verloren, Auerbach bestimmte nun das Spiel. Noch konnten sich die Gastgeber für einige Minuten über Wasser halten und einen knappen Vorsprung behaupten, doch als in der 50. Minute die Gäste zunächst ausglichen (24:24) und dann in Überzahl sogar die Führung erzielten, war die Partie vollends auf den Kopf gestellt. Nun war es plötzlich das Heimpublikum, das den jeweiligen Ausgleich bejubelte und das Team um Martin Wild lief ständig einem Rückstand hinterher. Einem Rückstand, der sich zwischenzeitlich sogar auf drei Tore erhöhte (26:29). Die Gastgeber kamen zwar noch einmal bis auf ein Tor heran (29:30), doch das 29:31 in der 60. Minute durch Maximilian Lux brachte die endgültige Entscheidung. Die „Panther“ waren gezähmt, Auerbach hatte zwei gleichermaßen verdiente wie wichtige Auswärtspunkte in der Tasche und ein sichtlich erleichterter Tobias Wannenmacher beendete diesen erfolgreichen Abend mit den Worten: „Ich bin heute richtig stolz auf mein Team.“
Statistik:
TuS Fürstenfeldbruck: Kröger, Luderschmid, Leindl, Scovenna, Hoffmann (9), Ball (3/2), Haller (1), Lex (2), Meinzer (5), Maier (2), Hartz (6), Prause, Prestele (2), Almendinger, Lentner
SV 08 Auerbach: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger, Weiss, Neuß (1), Lux (7/1), Laugner (1), Wannenmacher (3), Herold (n.e.), Büttner (1), Schramm (1), Müller (7), Wolf (5/4), Schöttner (5)
Zuschauer: 720
Schiedsrichter: Philip Jung / Dr. Mickel Washington
Zeitstrafen: 5/9 (Leindl, Haller, Lex, Meinzer, Maier – Weiss, Schramm, Müller je 2, Wannenmacher, Büttner, Schöttner)
Strafwürfe: 4/6
Spielfilm: 0:1, 2:1, 2:2, 5:2, 7:3, 9:4, 9:7, 12:9, 13:12, 15:12 – 15:13, 20:13, 21:14, 21:20, 24:22, 24:24, 24:25, 26:29, 27:30, 29:30, 30:31