Khalid Khan, Lars Hepp, VfL Eintracht Hagen, TuS Wermelskirchen - was haben diese Namen und Vereine mit dem SV 08 Auerbach zu tun? Schließlich handelt es sich um Trainer und Teams aus der West-Staffel der 3. Liga und Auerbach spielt bekanntlich im Osten. Dass die 64 Teams über die Staffelgrenzen hinaus voneinander abhängen bzw. sich Entscheidungen und Ergebnisse auf das Wohl und Wehe aller Mitkonkurrenten auswirken können, lässt sich am Beispiel der Genannten veranschaulichen.
Khalid Khan, profilierter Trainer sowohl im DHB-Jugendbereich als auch auf Ebene der 2. Bundesliga (TV Korschenbroich), und der Handball-Drittligist VfL Eintracht Hagen beendeten nach einem Jahr und einer Woche am 10.01.2013 ihre Zusammenarbeit, nachdem sich der 46-jährige Übungsleiter und die Klubführung nicht über eine Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrages hatten einigen können. Der VfL Hagen belegt derzeit mit Rang 14 den ersten Abstiegsplatz in der Staffel West. Nachfolger Khans ist seit 14.01. Lars Hepp (34), bisher Trainer beim Tabellenführer TuS Wermelskirchen. Dort wiederum gab die Klubführung nach wochenlangem Hin und Her vor einigen Tagen offiziell bekannt, dass man für die kommende Spielzeit keine Drittliga-Lizenz beantragen werde. Bereits im Herbst, als Hepp mitteilte, er werde zum Saisonende seinen Abschied nehmen war bekannt geworden, dass man im Fall der Meisterschaft den Aufstieg aus finanziellen Gründen (zuletzt kamen zum Spitzenspiel gegen den Tabellen-Zweiten Wilhelmshavener HV lediglich 85 zahlende Zuschauer) nicht wahrnehmen würde.
Seitdem hatte sich die Situation in Wermelskirchen so weit zugespitzt, dass die Vereinsführung Trainer und Spieler wissen ließ, man würde keinem irgendwelche Steine in den Weg legen, falls sich ihnen die Chance eröffne, sofort zu anderen Vereinen zu wechseln. Hepp nahm diese Möglichkeit wahr und wechselte mit sofortiger Wirkung nach Hagen. Dass ihm dorthin auch vier seiner Spieler folgten, macht die Situation für Wermelskirchen umso schwieriger. Dennoch schlossen die TuS- Verantwortlichen einen vorzeitigen Rückzug aus dem Ligageschehen kategorisch aus „um jegliche Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden“.
Durch diesen „Rückzug“ ergeben sich nun zwei mögliche Szenarien. Sollte der TuS trotz seiner Ankündigung die Saison vorzeitig beenden, stünde man als erster Absteiger fest und es müssten nur noch zwei weitere Teams den Gang in die Oberliga antreten. Spielt die Mannschaft jedoch die Saison wirklich zu Ende und belegt am letzten Spieltag keinen der drei Abstiegsplätze, müsste der frei werdende Platz in der 3. Liga wie im Vorjahr von den vier Vierzehntplatzierten in einer Relegationsrunde ausgespielt werden. Nach einer deutlichen Niederlage am vergangenen Wochenende (20:33) fiel das mit Bezirksliga-Spielern aufgefüllte und möglicherweise doch nicht konkurrenzfähige Team bereits auf Rang Drei der Tabelle zurück.
Interessant zu beobachten wird aber auch die Entwicklung beim Ost-Staffelkonkurrenten TG 1860 Münden sein. Dessen wirtschaftlicher Träger, die Mündener Handball Marketing Limited (MHM Ltd.) meldete kürzlich Insolvenz an. Allerdings liegt laut den aus Hann. Münden zu vernehmenden Meldungen das Spielrecht wohl beim Stammverein und nur der wirtschaftliche Bereich (Spieler-, Sponsorenverträge) im Aufgabenbereich der MHM Ltd. Damit ist für die TG momentan noch keine Bedrohung auszumachen, es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit der Verein den weiteren Spielbetrieb allein wirtschaftlich wird absichern können, immerhin dürfen schon rein rechtlich keine Mittel (Sponsorengelder) aus einer Insolvenzmasse (MHM) an Dritte (TG Münden) ausgegeben werden. Vorläufig (3 Monate) werden die Gehälter derjenigen Spieler, die der MHM Ltd. unterstellt sind, von der Agentur für Arbeit übernommen, für den Zeitraum danach ist die Finanzierung derzeit möglicherweise noch nicht gesichert. Ob aus diesem Grund weitere Abgänge – der Däne Dennis Knudsen wechselte in der Winterpause zum HC Elbflorenz Dresden – zu befürchten sind, wird die nähere Zukunft zeigen.
Müsste also auch der Verein TG Münden noch vor Abschluss der Saison Insolvenz anmelden und würde man die Saison dadurch nicht zu Ende spielen können, würde er von Amts wegen auf den 16. Platz zurückgestuft und die Ergebnisse aus der Wertung genommen. Teams wie Bernburg, Dessau, Dresden, Rimpar, Coburg und Baunatal hätten automatisch zwei Pluspunkte, andere wie Aschersleben, Pirna, Leipzig, Gensungen, Magdeburg, Pohlheim und Auerbach zwei Minuspunkte weniger auf dem Konto, der LHC Cottbus könnte inzwischen sogar bereits zwei Niederlagen streichen. Damit würden das Mittelfeld und die erweiterte Abstiegszone noch enger zusammen rücken und die Lücke zwischen Platz Dreizehn und Vierzehn würde deutlich größer.
Sowohl der TuS Wermelskirchen als auch die TG 1860 Münden werden wohl in den kommenden Wochen und Monaten eine erhöhte Aufmerksamkeit aus Deutschlands Handballligen erfahren. Ob sich zu den Beiden noch weitere Vereine gesellen werden und welche Entwicklungen sich dadurch ergeben, ist im Moment noch nicht abzusehen. Nichts desto trotz müssen alle Konkurrenten und eventuell abstiegsgefährdeten Teams ihre Hausaufgaben schon selbst machen und sollten sich nicht auf mögliche Relegationsspiele oder eine eventuelle Zurückstufung der TG Münden verlassen.