Es gibt Spiele, da wünschte sich der Trainer, dass es keine Halbzeitpause gäbe. So dürfte es diesmal Rödelsees Trainer Dusan Suchy gegangen sein, denn im letzten Heimspiel der Bayernliga-Saison legten seine Mannen eine erste Hälfte vom Allerfeinsten hin. Die bereits als Meister fest stehenden Oberpfälzer vom SV Auerbach dürften wohl ernste Sorgen bekommen haben, ob ihre Serie das 25. Spiel übersteht. Sie riss nicht, weil der Gast doch noch die Kurve bekam. Oder aus einem anderen Blickwinkel: Rödelsee konnte seine Leistung im zweiten Abschnitt nicht halten.
So hinterher doch etwas bedröppelt schauende Gesichter bei den Rödelseern nach der 32:33 (18:13)-Niederlage. »Wir hatten alle Chancen, sie zu schlagen. Die erste Halbzeit war top, in der zweiten sind wir wieder in alte Schwächen verfallen. Dabei hatten wir sie doch wirklich im Griff«, haderte hinterher Dusan Suchy. Er hatte ganz am Ende des Spiels noch ein etwas emotionaleres Gespräch mit einem der beiden Schiedsrichter, bei dem sich Suchy aufregte, dass die Unparteiischen in den letzten Minuten manche 50:50-Entscheidung gegen seine Mannschaft aussprachen. »Das waren viele Emotionen, zwei, drei Pfiffe. Aber in die Hektik haben wir uns selber gebracht«, wollte er nicht näher auf den exakten Grund eingehen.
Kommen wir lieber zum Sahne-Teil, dem Anfang. Da spielet sich der TSV beinahe in einen richtigen Rausch. Frisch, fröhlich und unbekümmert, zogen die Gastgeber dem Meister phasenweise dermaßen die Ohren lang, dass man sich fragen musste, wer denn nun ganz oben in der Tabelle steht. Die recht variabel agierenden Rödelseer nutzten die Lücken der Gäste beinahe konsequent aus und schalteten nach Ballverlust des Gegners schnell um. Dabei war es weniger Micky Tonar, dem im ersten Abschnitt nur der Treffer zum 13:9 gelang, sondern eher die anderen, die für die Tore sorgten. So deutete der 18-jährige Bastian Demel, als Kreisläufer für den angeschlagenen Radovan Suchy in der Startformation, sein Potenzial an. Fast schon zu übermütig wurde der TSV, was Trainer Suchy monierte, als Gabor Csorba beim Stand von 17:11 einen zu riskanten Kempa-Pass spielte, anstatt selbst das Tor zu machen.
Auerbach kämpfte sich gegen Ende der ersten Hälfte wieder etwas heran. »In der Halbzeit musste ich zum ersten Mal in dieser Runde etwas lauter werden. Das war eine Unverschämtheit, schon unseren mitgereisten Fans sind wir eine andere Leistung schuldig«, schilderte Gästetrainer Klaus John. Seine Akteure spielten in der Folge aggressiver und konzentrierter. John: »Wir sind dann auf Zug gekommen.« Rödelsee verlor etwas den Faden, lag aber dank des nun aufdrehenden Michal Tonar bis zur 45. Minute vorne. Als Auerbach dann den Tschechen in kurze Deckung nahm, brachte das den TSV aus dem Rhythmus. Vor allem die beiden Werner-Brüder Matthias und Michael lenkten die Gäste in Richtung Sieg. Andi Pauls Konter brachte noch einmal das 31:31 (58.), doch Christian Häckner bekam eineinhalb Minuten vor dem Ende eine Zeitstrafe, so dass die Gäste in Überzahl doch noch siegten.
»Ich denke, entscheidend war heute und in der Runde unser Teamgeist. Wir konnten am Ende wieder noch zusetzen. Dazu gehört Glück und Qualität«, nannte Auerbachs Michael Werner das Erfolgsrezept. Der 31-Jährige ist seit drei Jahren im Handball-verrückten Auerbach, spielte bereits mit Bayreuth in der Dritten Liga und weiß, was auf den Meister nun zukommt. Ohne allzu große Investitionen will Auerbach das »Abenteuer Dritte Liga« angehen. Ohne ihren Erfolgstrainer Klaus John allerdings, der trotz des Aufstiegs wieder gehen muss.
Rödelsees Trainer Suchy zog seine Bilanz. »Der wirklich gute Abschluss ist uns heute zwar nicht gelungen. Aber wir haben mehr Punkte, als im Vorjahr geholt und uns weiter in der Bayernliga-Spitze etabliert.« Damit ließ sich anschließend der Saison-Ausklang im Rödelseer Sportheim sicherlich ausgiebig feiern.
Die Statistik zum Spiel
Rödelsee: Thomas Paul, Tobias Demel; Andreas Paul (6), Michal Tonar (8/1), Christian Häckner, Sebastian Vogt, Bastian Demel (3), Radovan Suchy (2), Vilo Vitkovic (6), Maximilian Häckner (1), Gabor Csorba (4), Sebastian Piller (1/1), Florian Demel (1).
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