Es war das schwere Spiel, das viele erwartet hatten. Dessau-Roßlau war angetreten um die Rechnung aus dem Hinspiel zu begleichen und die ärgerliche Niederlage wett zu machen. Allerdings mussten die Sachsen-Anhaltiner auf ihren gefährlichsten Rückraumschützen verzichten. Zweimeter-Mann Robert Lux, in der Vorwoche noch neunfacher Torschütze gegen den HSC 2000 Coburg, konnte krankheitsbedingt nicht mit nach Auerbach reisen. Dass dennoch ein Lux auf dem Spielberichtsbogen auftauchte, lag daran, dass Jugendspieler Maximilian Lux auf Auerbacher Seite zum ersten Mal Drittligaluft schnuppern durfte - wenn auch nur auf der Bank. Durch seine guten Trainingsleistungen hatte er sich für diesen Einsatz als eventueller Nothelfer empfohlen.
Neben dieser für viele der etwa 500 anwesenden Zuschauer guten Nachricht machte auch eine weitere Hiobsbotschaft die Runde. Joachim Knerr, der seit Wochen mit Problemen in der Schulter seines Wurfarmes zu kämpfen hatte, würde nicht mit von der Partie sein. Wie sich bei einer weiteren, eingehenderen Untersuchung herausstellte, muss er sich in etwa zehn Tagen einer Operation am Schultergelenk unterziehen und wird für den Rest der Saison leider ausfallen. „Augen zu und durch“ konnte und musste die Devise für die Gastgeber nur lauten, schließlich ging und geht es um jeden Punkt gegen den Abstieg.
Auch wenn man den Blau-Weißen von Beginn an ihren Einsatzwillen anmerkte, dauerte es dennoch einige Zeit, bis sie ihre Anspannung in die richtigen Bahnen lenken konnten. Es dauerte fast zwei Minuten, bis Ralph Weiss zum 1:0 einnetzte. Beide Abwehrreihen verrichteten eine aggressive und konzentrierte Arbeit und ließen kaum gute Torchancen zu. Auerbach tat sich gegen die 6-0 Formation der Gäste ähnlich schwer, wie umgekehrt Dessau-Roßlau gegen die offensive 3-2-1 bzw. 4-2 Deckung der Heimmannschaft. So verwunderte es kaum, dass bereits fast zehn Minuten verstrichen waren, bis die in weiß spielenden Gäste zum 2:2 ausglichen. Als dann kurz darauf Matthias Werner seinen ersten Strafwurf vergab und Dessau direkt im Anschluss durch Chris-Richard Alisch, der an diesem Tag mit neun Treffern anstelle von Robert Lux erfolgreich die Rolle des Rückraumkanoniers übernahm, mit einem Tor in Führung ging, kamen schon erste Befürchtungen auf der Tribüne auf. Allerdings ließen sich die Spieler nicht zu sehr davon beeindrucken und glichen postwendend aus. So ging das Spiel eine ganze Weile hin und her. Wenn denn Treffer erzielt wurden, dann ging Dessau mit einem Tor in Führung und Auerbach glich aus. Es dauerte fast bis zum Ende der ersten Hälfte, bis die Gastgeber in Person von Maximilian Hofmann, der einen Sahnetag erwischt hatte und sowohl in der Abwehr als auch im Angriff die deutlichsten Zeichen setzte, endlich einmal selbst die Führung übernahmen (10:9).
Als dann in der 29. Minute Mario Schmidtke mit einem seiner insgesamt acht Treffer diesen Vorsprung sogar auf zwei Tore ausbauen konnte, war der Jubel in der Halle groß. Ähnlich laut wurde es, als Volker Hackenberg fast mit der Pausensirene das 12:10 erzielte.
Dass die Oberpfälzer nach der Pause Anwurf hatten, nutzten sie geschickt und gingen erstmals in der Partie mit drei Treffern in Führung. Dessau-Roßlau ließ sich jedoch nicht abschütteln. Immer wieder kamen die Gäste bis auf ein Tor heran, immer wieder mussten sich die Spieler um Trainer Tobias Wannenmacher ihre Treffer hart erarbeiten und ihre Führung verteidigen. Die letzten zehn Minuten des Spiels waren geprägt von etlichen, für viele nicht immer nachvollziehbaren Entscheidungen der Schiedsrichter und von vielen Zeitstrafen gegen beide Teams. Als Matthias Werner etwas mehr als drei Minuten vor Ende der Partie mit einem verwandelten Strafwurf erneut einen Drei-Tore-Vorsprung herauswarf (24:21), schien das Spiel endgültig zugunsten der Gastgeber gelaufen zu sein. Doch wie so oft zeigte sich, dass im Handball drei Tore gar nichts und drei Minuten sehr lang sein können.
Maximilian Hofmann musste in der 58. Minute nach seiner dritten Zeitstrafe den Rest des Spiels von der Tribüne aus verfolgen, Matthias Werner vergab nochmals einen Strafwurf und plötzlich stand es nur noch 24:23. Auerbach nahm nach einem Foul der Dessauer Abwehr dreißig Sekunden vor der Schlusssirene eine Auszeit, allerdings hatten die Schiedsrichter zwei Sekunden zuvor die Hand gehoben und Zeitspiel der Gastgeber angezeigt. Die besprochene Freiwurfvariante schlug fehl und die Gastgeber kamen noch einmal in Ballbesitz. Erinnerungen an das Heimspiel gegen Pirna wurden wach. Doch diesmal hatte einer etwas dagegen, dass nicht beide Punkte in Auerbach blieben. Philipp Walzik, der schon etliche Chancen der Gäste entschärft hatte, hielt den Ball und damit den vielumjubelten Sieg fest.
Stellvertretend für die Trainer und Betreuer beider Teams machte Gästetrainer Georgi Swiridenko in der anschließenden Pressekonferenz aus seinem Herzen keine Mördergrube und äußerte harsche Kritik an der Leistung der Unparteiischen, gratulierte jedoch ebenso Tobias Wannenmacher und seinem Team zu ihrem verdienten Sieg. Der Auerbacher Trainer wiederum zeigte sich zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft und mit der Umsetzung der Arbeit während der Woche. „Wir haben die deutliche Niederlage gegen Baunatal relativ schnell und gut weggesteckt und uns konzentriert auf Dessau-Roßlau vorbereitet. Es hat sich aber auch wieder gezeigt, wie wichtig die Unterstützung auf der Tribüne für uns ist. Heute war die gute Stimmung von Anfang an da“ bedankte er sich auch beim Publikum für dessen Anteil am Sieg.
Es spielten: Adam, Walzik, Tannenberger, Ma. Werner (6/1), Weiss (1), Lux, Hofmann (4), Mi. Werner (3/1), Hackenberg (1), Schnödt (1), Reger, Schmidtke (8/1), Schöttner