Unbändige Freude auf der einen und tiefe Enttäuschung auf der anderen Seite, so unterschiedlich war am späten Sonntagnachmittag die Gemütslage auf dem Spielfeld wie auch auf der Tribüne der Guts-Muths-Sporthalle in Bad Blankenburg. Während die Gäste aus Auerbach den in buchstäblich letzter Sekunde erzielten Ausgleich wie einen Sieg feierten, bekamen einige Blankenburger Ausrüstungsgegenstände den verständlichen Zorn der Heimmannschaft zu spüren.
Was war geschehen? Auerbach war ohne Karsten Herold angereist, der sich wegen fiebriger Erkältung krank gemeldet hatte. Dafür war Lars Goebel trotz seiner Verletzung dabei und auch Valentin Kroher als dritter Torhüter durfte auf der Bank platz nehmen. Die Gäste begannen erstmals mit Andreas Bayerschmidt im Tor, ein Umstand, der dem Gegner von Anfang an einen gewissen Respekt abverlangte. „Wir haben uns natürlich auch von dem Namen Bayerschmidt etwas beeinflussen lassen,“ meinte HSV- Trainer Rüdiger Bones nach dem Spiel. „Schließlich ist das schon eine Hausnummer, ein Name, der auch aus seiner Zeit bei Aue noch einen hohen Stellenwert hier in der Region hat.“ Doch es war weniger der Torhüter, als vielmehr Andreas Wolf, der dem Spiel der Blau-Weißen seinen Stempel aufdrückte. Die ersten Minuten wurden von Fehlern beider Teams geprägt. So vergab Bad Blankenburg nach 45 Sekunden einen Strafwurf, die Auerbacher Angriffsbemühungen wurden teilweise schon frühzeitig gestoppt und technische Fehler verhinderten den ersten Torerfolg. Es dauerte bis zur 5. Minute, bis Andreas Wolf, den die Gastgeber an diesem Tag kaum in Schach halten konnten, zum 0:1 einnetzte und weitere zwei Minuten, bis der HSV den Ausgleich erzielen konnte.
Danach jedoch schafften es die Lavendelstädter im Gegensatz zu Auerbach, ihre Fehlerquote zu verringern und mehr Ruhe in ihr Spiel zu bringen. Ein ums andre Mal nutzten sie einerseits die Fehler der Gäste zu schnellen und einfachen Gegentoren und brachten andererseits die Auerbacher Abwehr in Bedrängnis. Stetig wuchs der Vorsprung. Als die Oberpfälzer nach 20 Minuten erstmals die „Grüne Karte“ auf den Tisch legten, stand es schon 8:4, wobei sich Andreas Wolf bis dahin als einziger gegen das drohende Debakel behaupten und alle vier Auerbacher Tore erzielen konnte. Zudem hatte auch Andreas Bayerschmidt die eine oder andere Chance der Gastgeber vereitelt. Doch Blankenburg legte nach, ging bis zur 23. Minute mit sechs Toren in Führung (10:4) und hielt die Gäste auf Distanz. Allerdings sah man den Spielern um Tobias Wannenmacher an, dass sie sich an diesem Tag nicht kampflos in ihr Schicksal ergeben wollten, schon auch, um dem Trainer seinen Ehrentag nicht völlig zu vermasseln. Dennoch sollten die Glückwünsche zum Geburtstag wie zum Punktgewinn noch einige Zeit auf sich warten lassen. Sekunden vor der Sirene erzielten die Gastgeber nach feinem, aber von Andreas Bayerschmidt abgewehrtem, Kempatrick doch noch den 13:8 Pausenstand, weil sie sich wacher zeigten und den Abpraller vor der Abwehr ergatterten.
Die zweite Hälfte begann wie die erste mit einem Tor von Andreas Wolf, doch der HSV ließ noch nicht nach, baute den Vorsprung wieder auf sechs Tore aus (15:9) und sah schon wie der sichere Sieger aus. „Ich kann mir nicht erklären, warum wir plötzlich so hektisch geworden sind“ fragte sich Rüdiger Bones im Nachhinein. „Letzte Woche in Kirchzell haben wir ruhig, sachlich und letztlich souverän unser Spiel aufgezogen, aber heute haben wir unnötig Unruhe aufkommen lassen und damit den Gegner wieder ins Spiel gebracht.“ Auerbach witterte Morgenluft, nutzte die sich jetzt häufenden Fehler der Gastgeber zu schnellen Gegentoren und verkürzte den Rückstand Tor um Tor. Selbst in Unterzahl gelang den Blau-Weißen nun ein Treffer und spätestens als in der 45. Minute der Anschlusstreffer zum 20:19 fiel, war das Spiel wieder völlig offen. „Mein Team hat heute Moral gezeigt und sich selbst von den hohen Rückständen nicht herunterziehen lassen“ so Tobias Wannenmacher nach dem Spiel. Als Andreas Wolf in der 50. Minute trotz doppelter Unterzahl den kaum mehr erwarteten Ausgleich erzielte (21:21), wurde er von großem Jubel der über 40 mitgereisten Blau-Weißen Fans belohnt und als Kenny Schramm fünf Minuten später sogar zum 22:23 Führungstreffer einnetzte, kannte die Begeisterung kaum eine Grenze.
Allerdings wollten die Gastgeber dieses Spiel nicht aus der Hand geben, legten einen 3:0- Zwischenspurt ein und stellten in der 59. Minute beim Stande von 25:23 die Weichen auf Sieg. Die Heimtribüne erhob sich und feierte bereits die beiden Punkte. Zwischenzeitlich hatten die Gäste immer wieder mindestens einen Spieler weniger auf dem Feld gehabt und waren wegen einer Roten Karte gegen Ralph Weiss zusätzlich dezimiert worden. Wer anderer als Andreas Wolf sollte noch einmal den Anschluss herstellen (25:24), doch Bad Blankenburg kam dadurch wieder in Ballbesitz.
Noch waren etwa 30 Sekunden zu spielen, Auerbach öffnete die Abwehr nun komplett und stoppte die Offensive des HSV kurz hinter der Mittellinie. Warum die Gastgeber den Ball mit nun nur noch 16 Sekunden Spielzeit nach hinten spielten und damit den Pfiff wegen Zeitspiels riskierten, wird sicherlich noch für einigen Gesprächsstoff sorgen. Der Pfiff kam tatsächlich, die Sirene erklang und das Spiel schien gelaufen zu sein. Doch die Unparteiischen stellten die Uhr drei Sekunden zurück. Andreas Bayerschmidt hatte sein Tor verlassen, die linke Außenposition besetzt und damit für etwas Verwirrung gesorgt. Als das Spiel endlich fortgesetzt wurde, konzentrierte sich die gesamte gelb-grüne Abwehr auf den Schützen des Tages Andreas Wolf. Aber Tobias Wannenmacher bekam den Ball, fand keine Anspielstation, machte zwei schnelle Schritte, traf quasi mit der Schlusssirene zum viel umjubelten Ausgleich und machte sich damit sein eigenes Geburtstagsgeschenk. „Auerbach hat sich diesen Punkt redlich erkämpft“ so das Fazit von Rüdiger Bones und Tobias Wannenmacher ergänzte „Wir freuen uns riesig über diesen gewonnenen Punkt, wir müssen jeden Auswärtspunkt genießen und hoffen, dass da noch der eine oder andere hinzukommen wird.“
Statistik:
HSV Bad Blankenburg: Jahn, Herholc, Grohmann (6), Weyrauch (4), Römermann, Maric (3), Kempe (3), Große, Miller (6), Rahn, Geci, Werner (3)
SV 08 Auerbach: Bayerschmidt, Goebel, Kroher, Tannenberger, Weiss, Neuß, Lux (3/3), Wannenmacher (1), Büttner (2), Schramm (3), Müller (2), Wolf (11), Schöttner (3)
Strafwürfe: 2/3 (Weyrauch 1/0, Kempe 1/1 – Lux 4/3)
Strafzeiten: 7/5 (Weyrauch 2, Römermann, Maric, Kempe, Miller, Werner – Schöttner 2, Weiss, Büttner, Müller)
Rote Karte: 1/1 (Werner – Weiss)
Schiedsrichter: Andreas Jakob / Maik Kuss
Zuschauer: 465
Spielfilm: 0:1, 3:1, 5:2, 8:4, 10:4, 12:6, 12:8, 13:8 – 13:9, 15:9, 16:10, 16:13, 18:14, 20:16, 20:19, 21:21, 22:23, 25:23, 25:25