AUERBACH - Die Nachricht hat gestern eingeschlagen wie eine Bombe: Klaus Jahn und die Bayernliga-Handballer des SV 08 Auerbach werden zum Ablauf der Saison getrennte Wege gehen. Verwunderung und Versuche, die Beweggründe zu verstehen, halten sich bei den Fans die Waage. Nun ist klar, dass sich die Mannschaft für die Trennung ausgesprochen hatte. Sehr kontrovers diskutiert wurde die Personalie auch im Gästebuch der Handballsparte. Von offizieller Seite hingegen gab es gestern keine weiteren Erklärungen. Spartenleiter Dieter Jasper und Manager Peter Hackenberg waren beide von den Nordbayerischen Nachrichten schriftlich nach den Gründen gefragt worden. Beide blieben eine Antwort schuldig.
Kurz fasste sich auch der Vorsitzende des Gesamtvereins, Uwe Ditz: „Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich mich zu dieser Sache in der Öffentlichkeit nicht äußern möchte.“ Eine Aussage kam wenigstens von Co-Trainer Manfred Eichenmüller. Das „Warum“ werde in Kürze bei einer Mannschaftssitzung besprochen. „Wenn die Mannschaft und der Verein es wollen, stehe ich natürlich weiterhin zur Verfügung“, so Eichenmüller, der im Vorjahr auch schon Michael Graß zur Seite gestanden hatte, zur Frage nach seiner Zukunft.
Schwer zu verstehenDer langjährige Spieler Volker Hackenberg ist sich klar, dass die Trennung für Außenstehende und auch für die Fans wohl schwer zu verstehen sei. „Die Trainerentlassung ging von der Mannschaft aus“, machte er gegenüber unserer Zeitung deutlich. Es habe verschiedene Gründe gegeben, die bei einer internen Sitzung mit dem Trainer besprochen wurden. Als nicht ganz richtig stuft Hackenberg den im gestrigen NN-Bericht für Klaus Jahn verwendeten Begriff „Meistermacher“ ein: „Die Mannschaft hat sich zum Meister gemacht.“
Mit der Entscheidung, sich zum Ende einer sehr erfolgreichen Saison zu trennen, hatte auch der langjährige Vorsitzende des Vorgängervereins ASV nicht gerechnet. Karl Trenz gibt zu: „Als ich davon erfahren habe, war ich erst einmal überrascht.“ Ohne Insiderwissen sei eine solche Entscheidung freilich schwer nachvollziehbar, zumal das Team erfolgreich gespielt hat. Aber so ungewöhnlich sei das Ganze trotzdem nicht. „Es ist nicht der erste und letzte Trainer, der nach einem relativ kurzen und erfolgreichen Gastspiel wieder gehen muss.“ Dies habe es schon immer und in jeder Sportart gegeben, sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich. Trenz wirbt um Verständnis. Er kenne die Entscheidungsträger der Sparte Handball schon sehr lange.
Sie seien auch zu seiner Zeit im Vorstand des damaligen ASV schon am Ruder gewesen, und „sie haben die Erfolgsgeschichte des Auerbacher Handballs zu einem sehr großen Teil mitgeschrieben“. Karl Trenz ist sich daher sicher, dass es ganz wichtige Gründe für diesen Weg gegeben hat.
Nach der sehr erfolgreichen Saison war gestern auch Hallensprecher Andreas Götz „ganz schön überrascht“. Er stellt sich die Frage, ob die Bekanntgabe der Trennung zum richtigen Zeitpunkt gekommen ist, vor allem so kurz nach der Aufstiegsverkündung. „Es sind ja noch nicht mal alle Feierlichkeiten abgeschlossen.“ Nachvollziehbar sei die Entscheidung für einen Außenstehenden in erster Sicht nicht.
Allerdings, so Götz, haben dies seiner Auffassung nach in erster Linie die Mannschaft und dann die sogenannten „Offiziellen“ zu entscheiden. „Und sollte es Unstimmigkeiten gegeben haben, dann bin ich der Meinung, dass der Termin so schnell als möglich bestimmt der richtige war.“
Bei jedem Spiel – auch bei nahezu jedem Auswärtsspiel mit von der Partie – sind Susanne und Holger Hess mit ihren Kindern. Auch sie hatten mit dieser Entwicklung nicht gerechnet. Diese Entscheidung sei nur bedingt nachvollziehbar, da Klaus Jahn ja in dieser erfolgreichen Saison der Trainer war.
Distanziert zu den Fans„Wie weit er am Erfolg beteiligt war, wissen wir nicht; auch ob die Chemie zwischen Trainer, Mannschaft und Vereinsführung gestimmt hat, können wir auch nicht beurteilen.“ Der Nürnberger sei zwar recht ruhig und distanziert zu den Fans gewesen, aber die Ergebnisse haben gestimmt. „Wir sind davon ausgegangen, dass er mit aufsteigt“, meint Susanne Hess.
„Zuerst habe ich gedacht, das darf doch wohl nicht wahr sein!“, sagt Annegret Voggenreiter über ihre erste Reaktion. Vonseiten des Vereins sei die Entscheidung im Hinblick auf die angebliche mangelnde Erfahrung in der Regionalliga schon nachvollziehbar, allerdings wäre es bestimmt die elegantere Art gewesen, mit Klaus Jahn im Vorfeld die Sachlage am runden Tisch zu diskutieren. „Mir persönlich hat diese Aktion doch etwas den Spaß an der restlichen Saison genommen.“ Die Anhängerin hofft jedenfalls, dass das nicht schon die Schattenseiten des Erfolges sind, und dass der bisherige Spaß am Handball aller Beteiligten nicht einer gewissen Verbissenheit weichen wird.
Die Nordbayerischen Nachrichten fragten auch Jahns Vorgänger Michael Graß. Er sei nicht wirklich überrascht gewesen, aber trotzdem enttäuscht, dass der Schnitt so radikal und scheinbar beiderseitig unwiderrufbar ist. „Schwierige Aufgaben reizen mich immer“, so Graß weiter, doch er beteuert im gleichen Atemzug, dass er nichts davon halte, der Nachfolger seines Nachfolgers zu werden. „Dennoch habe ich den Verantwortlichen und vor allem der Mannschaft – aber auch Klaus Jahn — meine Hilfe in einer handballerischen Notsituation zugesagt.“ Wie weit ginge diese Hilfe? Wir wollten es genau wissen. Michael Graß: „Ich kann mir nur vorstellen, einen Trainer oder Spielertrainer aktiv in der Trainingsarbeit und beim Coaching zu unterstützen, aber nicht als ,Frontman’ die ganze Verantwortung zu übernehmen.“
Brigitte Grüner
Sprungbrett NN