„Wir haben viele Anfragen aus Coburg und bisher bereits mehr als 150 Karten nach Oberfranken verkauft“ erklärte Manager Peter Hackenberg zu Beginn der Woche. „Wer also bei diesem Derby dabei sein möchte, der sollte möglichst frühzeitig in der Halle sein.“
Der HSC 2000 Coburg, ausgestattet mit einem siebenstelligen Etat, ist es gewohnt, seine Heimspiele vor durchschnittlich 2.300 Zuschauern auszutragen und eilt dabei von Rekordkulisse zu Rekordkulisse. Vor der Saison von den meisten Trainern als Top-Favorit der Südstaffel genannt, belegen die Unterfranken vor diesem Spieltag mit 22:4 Punkten Platz Zwei in der Tabelle. Lediglich zweimal ging das Team um den neuen Trainer Jan Gorr als Verlierer vom Platz, wobei die Niederlage beim derzeit noch verlustpunktfreien Staffel-Primus HSC Bad Neustadt vermutlich weniger schmerzlich war, als die in der HUK-Coburg-Arena gegen die SG H2Ku Herrenberg. Umso motivierter und konzentrierter werden die Oberfranken auftreten.
Jan Gorr (35), der trotz seiner Jugend bereits auf eine lange Karriere als Trainer von Erst- und Zweitligamannschaften zurückblicken kann, kann dabei aus dem Vollen schöpfen. So machten sich vor der Partie am letzten Wochenende 17 HSC-Spieler warm und ließen dem Hessen die freie Auswahl. Ob auch diesmal der lange wegen einer Schulterverletzung fehlende Hajck Karapetjan wieder neben der Bank Platz nehmen muss wird sich zeigen, schließlich hat er am vergangenen Bayernliga-Spieltag für das Reserve-Team des HSC bereits wieder zwei Tore erzielt und sich damit für einen Einsatz empfohlen. Definitiv nicht einsatzbereit ist Torhüter Oliver Krechel. Der 1,99-Meter-Hüne, der im Februar dieses Jahres beim Derby in Coburg den Angreifern des SV 08 mit einer Glanzleistung den letzten Nerv raubte, fehlt seinem Team wegen eines Mittelhandbruches und wird voraussichtlich erst wieder zu Beginn der Rückrunde dabei sein können. Allerdings haben die Oberfranken seit vielen Jahren mit Havard Martinsen (35) einen nicht minder talentierten Mann auf dieser Position zur Verfügung. „Howie“, wie er in Coburg genannt wird, absolvierte am letzten Samstag sein 300. Spiel für den HSC. Zudem wurde kurzfristig ein hochwertiger Ersatz gefunden. Waldemar Strzelec (45), ehemaliger polnischer Nationaltorhüter konnte von Jan Gorr zu einem zeitweiligen Comeback überredet werden und zeigte im Spiel gegen den TSB Horkheim mit seiner ersten und einzigen Aktion, einem gehaltenen Strafwurf, all seine Erfahrung und Klasse.
Setzte man in den vergangenen Jahren noch deutlich mehr auf aktuelle und ehemalige Profispieler, so sorgte man in dieser Spielzeit für eine etwas gemischtere Truppe aus Erfahrung und Jugend. Der „Umbruch“ begann beim Trainer. Auf den langjährigen Übungsleiter Hrvoje „Cveba“ Horvat folgte mit Jan Gorr ein junger und ambitionierter Mann, der neben seiner Tätigkeit in Coburg derzeit auch als Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft fungiert. Die Verträge von Dejan Dobardzijev und Mirza Cehaijic wurden nicht verlängert, Publikumsliebling Stefan Linsmeier schloss sich dem Bayernliga-Team an und Kenny Schramm zog es bekanntlich vor, in Auerbach sein Glück zu versuchen. Für ihn und Andreas Wolf wird die kommende Partie wohl ein besonderes Highlight sein, für die Spieler des HSC bedeutete es lediglich eine weitere Gelegenheit, auf zwei ehemalige Mitstreiter zu treffen.
Ersatz für die frei gewordenen Positionen fanden die Oberfranken vor allem in der 2. Liga. Mittelmann Till Riehn (26) kam aktuell vom SC DHFK Leipzig, hat jedoch insgesamt bereits über 200 Zweitligaeinsätze „auf dem Buckel“. Mit Philipp Barsties (22) vom Drittligisten VfL Potsdam und Steffen Coßbau (25) vom Zweitligisten Eintracht Hildesheim verpflichtete man zwei ehemalige Junioren-Weltmeister. Der 2,02-Meter-Mann Barsties, Weltmeister im Jahr 2011, besticht dabei vor allem durch seine Abwehrqualitäten, während Coßbau, Weltmeister 2009, auf der linken Außenbahn für Gefahr sorgt. Für die rechte Rückraumseite verpflichteten die Oberfranken einen erfahrenen Linkshänder vom Zweitligameister Bergischer HC. Jiri Vitek (36) ist 80-facher tschechischer Nationalspieler und gilt gleichermaßen als abwehrstark wie torgefährlich.
In den bisherigen Spielen zeigte das Team aus der Vestestadt, dass es sich vor allem in der Defensive im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich stabilisiert hat. Derzeit stellt der HSC 2000 Coburg hinter dem HSC Bad Neustadt die zweitbeste Abwehr der gesamten 3. Liga und ermöglicht dadurch seinen schnellen Außen, allen voran Ronny Göhl auf der rechten Seite, ihr torgefährliches und erfolgreiches Gegenstoßspiel.
Schaut man auf die andere Seite des Spielfeldes, dann erwartet die Zuschauer an diesem Samstag ein Derby „David gegen Goliath“. Der SV 08 Auerbach kann dem übermächtigen Gegner lediglich mit einer beherzten Rumpftruppe entgegen treten. Neben den Langzeitverletzten Matthias Schnödt und Alexander Tannenberger muss Spielertrainer Tobias Wannenmacher auch auf Philipp Schöttner verzichten. Der Linkshänder muss nach dem Spiel in Rödelsee mindestens eine Partie aussetzen. Auch Wannenmacher selbst hat sich im Training eine schmerzhafte Rückenverletzung zugezogen, was einen Einsatz nur äußerst begrenzt möglich macht. „Einerseits ist das Spiel gegen Coburg eine kaum zu bewältigende Aufgabe, andererseits ist es wohl eines der „leichtesten“ der Saison. Gegen einen Gegner wie den HSC kann man jederzeit verlieren. Andererseits ist alles andere als ein Debakel mit zehn oder zwölf Toren schon ein Gewinn und wir haben in der vergangenen Saison schon einmal in Coburg gezeigt, dass wir, wenn auch nur zeitweise, mithalten können“ lauteten die Vorgaben des Trainers für das Derby. „Allerdings muss dafür wirklich Alles passen.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Weiss, Walz, Müller, Lux, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke