Für den SV 08 Auerbach steht an diesem Wochenende mit knapp 230 Kilometern eine der kürzeren Auswärtsfahrten an. Ziel ist Horkheim, ein etwa fünf Kilometer südwestlich von Heilbronn gelegener Ort. Die früher selbständige Gemeinde mit derzeit etwa 4.100 Einwohnern wurde 1974 als Stadtteil von Heilbronn eingemeindet. Wegen seiner unmittelbaren Nähe zum Neckar und der Tatsache, dass er nur wenige Meter über dem Grundwasserspiegel liegt, hatte der Ort über die Jahrhunderte immer wieder mit heftigen Überschwemmungen zu kämpfen. Zuletzt trugen im Jahre 1978 viele Gebäude und Baudenkmäler wie das Alte Rathaus schwere Schäden davon. Bis ins 18. Jahrhundert war Horkheim ausschließlich landwirtschaftlich geprägt. Hierbei war vor allem der Weinbau von Bedeutung.
Mit der Schiffbarmachung des oberen Neckars siedelten sich daneben auch viele Schiffbauer im Ort und in der Umgebung an. Dieser Erwerbszweig schwand jedoch gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wieder, nachdem die Eisenbahn die Neckarschifffahrt zum Erliegen brachte. Im Gegenzug gewann der Tabakanbau in Horkheim an Bedeutung. Inzwischen hat sich der Ort überwiegend zum Wohnort für Pendler nach Heilbronn und Neckarsulm entwickelt. Ab 1921 wurde direkt am nördlichen Ortsrand der Seitenkanal Horkheim, ein Teilstück des Neckarkanals errichtet. Zusammen mit dem durch das Stauwehr Horkheim geregelten Altarm des Neckars, der weiter nordwestlich verläuft, bildet er eine künstliche Insel. Kanal und Fluss vereinigen sich nach etwa drei Kilometern kurz unterhalb der Staustufe und dem Wasserkraftwerk Horkheim wieder zu einem Strom.
Für die üblicherweise mitreisenden Auerbacher Besichtigungsfreunde hat der Ort neben dem Alten Rathaus und den wasserbautechnischen Anlagen Einiges zu bieten, sei es die inzwischen zu Wohnzwecken genutzte Burg Horkheim in der Schlossgasse, die Horkheimer Synagoge oder der Dachreiterbrunnen, der den Spitznamen der Horkheimer thematisiert. Ob auch die Stauwehrhalle, in der die erfolgreichste Sparte des traditionsreichen Turn- und Sängerbundes (TSB) Horkheim seine Heimspiele austrägt, zu dieser Kategorie zu zählen ist, muss der geneigte Besucher selbst entscheiden. Derzeit laufen die Planungen für eine umfangreiche Sanierung der 1973 errichteten Halle. Frühestens im Sommer 2014 sollen die vor zwei Jahren entdeckten schweren Baumängel vor allem im Bereich Brandschutz beseitigt werden. Daneben werden auch verschiedene Lösungen zur Erweiterung der Kapazität auf bis zu 1600 Zuschauer diskutiert. Derzeit bietet die Halle etwa 980 Leuten Platz, wovon jedoch nur etwa 860 genutzt werden können.
Mit durchschnittlich 600 Zuschauern konnte der TSB seine Sportstätte in den vergangenen Spielzeiten immer bestens füllen, ein Umstand der wohl auf den erfolgreichen Handball der „Hunters“ zurückzuführen ist. So schaffte die 1. Männermannschaft des TSB in der Spielzeit 1992/93 den Aufstieg in die 2. Bundesliga Süd. Am Ende der folgenden Saison musste man jedoch wieder den Gang zurück in die Regionalliga antreten. Nach Zwischenstopps in der Oberliga gelang am Ende der Saison 2007/08 erneut die Rückkehr in die Drittklassigkeit. Dort erreichte man als Neuling einen sensationellen 7. Tabellenplatz. In den vier Spielzeiten seither beendete der TSB die Runde jeweils als Vizemeister. Auch in der laufenden Saison ist das Team nach Anlaufschwierigkeiten wieder auf einem guten Weg in Richtung Tabellenspitze. Für Viele überraschend startete man zunächst mit drei Niederlagen und rutschte auf Platz 16 ab. Seither jedoch hat man sich offenbar gefangen, kletterte mit sechs Siegen in sieben Spielen stetig nach oben und belegt nun mit 12:8 Punkten Rang Vier. Lediglich an Topfavorit HSC Bad Neustadt musste man vor zwei Wochen nach einer 20:25 Heimniederlage noch einmal Punkte abgeben.
Dabei hatten die Verantwortlichen durchaus einen holprigen Start erwartet, war es am Ende der vergangenen Saison doch zu einem deutlichen Umbruch gekommen. Zunächst wurde Trainer Volker Blumenstein durch Jochen Zürn (51) ersetzt. Zürns Vertrag beim Zweitligisten SG BBM Bietigheim wurde nach viereinhalb Jahren erfolgreicher Arbeit wegen der Verpflichtung des Friedberger Meistertrainers Hartmut Mayerhofer nicht verlängert. „Horkheim ist ein absoluter Spitzenverein in der 3. Liga, die man als Bundesliga-Süd-ähnliche Liga bezeichnen kann und in der anspruchsvoller Handballsport verlangt wird“ lautete sein Urteil über den neuen Arbeitgeber. Neben dem Übungsleiter verließen gleich fünf Spieler den TSB, darunter mit Markus Schumacher und Felix Günthner zwei wichtige Stützen des Teams. Zudem kehrten beide Rechtsaußen und Torhüter Markus Eipperle dem Verein den Rücken. Letzterer steht nun bei der SG H2Ku in Herrenberg zwischen den Pfosten.
Doch wie seit Jahren üblich, hat man sich bei den „Hunters“ adäquat verstärkt. Allen voran kam vom Erstliga-Aufsteiger Bergischer HC mit Fabian Bohnert (31) ein erfahrener Erst- und Zweitliga-Kreisläufer. „Ich kenne „Ferris“ schon lange“ erzählte Tobias Wannenmacher unter der Woche. „Er stammt aus Gilching, einem Nachbarort von Herrsching. Außerdem habe ich mit dem HC Erlangen mehrmals gegen ihn gespielt.“ Mit bisher 22 Treffern hat sich der 1,95 Meter-Mann offenbar bereits gut beim TSB eingelebt. Top-Torschütze des Teams ist bisher jedoch ein weiterer Routinier. Linkshänder Sebastian Seitner (33) traf in der laufenden Saison bereits 62 mal und bildet zusammen mit Evgeni Prasolov (26, 35 Tore) auf der linken Seite und dem schnellen Felix Knoll (26, 50 Tore) auf der Mittelposition eine der torgefährlichsten Rückraumachsen der Staffel.
Dass dabei ausgerechnet an diesem Wochenende Philipp Walzik studienbedingt ausfällt, macht die Aufgabe für die Oberpfälzer deutlich schwieriger. Seinen Platz wird der Torhüter des Reserve-Teams und der A-Jugend Matthias Müller (18) einnehmen. „Wir müssen vor allem unsere Abwehr wieder stabilisieren, schließlich hat das in den Spielen vorher schon deutlich besser ausgesehen. Leider hat sich im Training auch noch Karsten Herold eine schmerzhafte Verletzung zugezogen, weshalb sein Einsatz eher fraglich ist“ dämpfte Tobias Wannenmacher allzu hohe Erwartungen. „Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb werden wir alles tun, um uns so teuer wie möglich zu verkaufen.“
Aufstellung: Adam, M. Müller, Schramm, Tannenberger, Weiss, Walz, F. Müller, Wannenmacher, Brodschelm, Herold (?), Wolf, Schmidtke, Schöttner