Es fing an wie ein Spiel unter Freunden und entwickelte sich zu einer hochemotionalen Partie, die den Namen „Derby“ wahrlich verdient. Betrachtet man alleine die statistischen Daten des Spiels, glaubt man sofort zu erkennen, was sich auf und neben dem Spielfeld zugetragen hat. Zwölf Strafwürfe, 14 Zwei-Minuten-Strafen und zwei Rote Karten sprechen wohl eine eindeutige Sprache. Dass Statistiken jedoch nicht alles sind im Sport, konnte jeder der etwa 350 Zuschauer an diesem Samstag im Schulzentrum Ost sehen - und dass in einem Handballspiel manchmal auch Kräfte wirken, auf die keines der sich gegenüber stehenden Teams Einfluss hat.
Die Hausherren zeigten gleich zu Beginn, dass sie gewillt waren, dem Tabellenführer das Leben schwer zu machen. Mit einer aggressiven und konsequent zupackenden Abwehr störten sie erfolgreich die Kreise der Gäste und hatten dabei das Glück, dass die Unparteiischen relativ viele Situationen nicht abpfiffen, sondern „laufen“ ließen. Auerbach dagegen tat sich schwer, agierte teilweise einfallslos in der Offensive und bekam zu wenig Zugriff auf die quirligen Angreifer der Bayreuther. So legten die Gastgeber immer wieder ein Tor vor und hätte nicht Philipp Walzik schon jetzt immer wieder einige gute Paraden gezeigt, der Abstand wäre wohl noch größer geworden. Zudem schaffte die Abwehr zu selten Grundlagen für das sonst übliche schnelle Gegenstoß-Spiel, sodass die Blau-Weißen immer wieder ins Positionsspiel gezwungen wurden. Dabei versuchten sie es meist über ihre Rückraumschützen und übersahen so manche Möglichkeit auf den Außenpositionen. In der 10. Minute musste Karsten Herold nach einem Schlag ins Gesicht für den Rest der Partie vom Feld, doch auch der für ihn eingewechselte Michael Werner konnte an diesem Tag kaum Akzente setzen.
Die Oberpfälzer mühten sich zwar redlich, doch Bayreuth hatte immer eine Antwort parat und das Glück des richtigen Pfiffes auf seiner Seite. Es war klar zu sehen, dass der Spitzenreiter deutlich mehr mit dem Druck zu kämpfen hatte, als der Tabellen-Dritte. Ob sich dadurch auch die Strafzeiten wegen Meckerns erklären lassen, bleibt wohl den internen Spielbesprechungen der Gäste vorbehalten. Nach 20 Minuten war die Partie wieder ausgeglichen (10:10), drei Minuten später lag HaSpo mit zwei Treffern vorne, Auerbach glich wieder aus und Bayreuth legte erneut zwei Treffer vor. Das Spiel zehrte an den Nerven aller Beteiligter. Philipp Walzik hielt dabei sein Team mit mehreren teils spektakulären Paraden im Spiel und als wenige Sekunden vor Ablauf der ersten Hälfte seine Mitspieler einen Gegenstoß verstolperten, folgte er ihnen beim Stande von 15:13 in die Kabine.
Man hatte sich für die zweiten 30 Minuten offenbar einiges vorgenommen im Lager der Gäste, denn bereits nach 70 Sekunden war die Partie durch zwei Treffer von Andreas Wolf wieder ausgeglichen. Doch ein nicht gepfiffenes Stürmerfoul von Marius Hümpfer, einen angeblich übertretenen Wurfversuch und eine Strafzeit gegen Tobias Wannenmacher später war es schon wieder vorbei mit der Auerbacher Aufholjagd. So oder so ähnlich setzte sich die gesamte zweite Hälfte fort. Auerbach glich aus, schaffte es dann jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht, das Spiel zu seinen Gunsten zu wenden. Als dann auch noch Tobias Wannenmacher in der 48. Minute nach seiner dritten Zeitstrafe entgültig vom Feld musste, fehlte dem Auerbacher Spiel scheinbar endgültig die Ruhe und Übersicht, um hier noch etwas zu bewegen.
Vier Minuten später bauten die Oberfranken ihre Führung erstmals auf drei Treffer aus (22:19) und es schien alles zu ihren Gunsten zu laufen. Doch noch einmal bäumten sich die Gäste auf und trafen in der 57. Minute zum 23:23. Warum danach die Emotionen auf und vor allem neben dem Feld dermaßen hoch kochten, lässt sich nur durch einige, für beide Seiten undurchsichtigen Entscheidungen der jungen Unparteiischen erklären. Zu guter letzt konnte Mario Schmidtke wenige Sekunden vor Schluss eine klare Torchance der Gastgeber nur auf Kosten eines Fouls verhindern, für das er mit einer Roten Karte mit Bericht bestraft wurde. Er wird wohl zumindest beim Spiel in Sulzbach nicht dabei sein können.
„Ich denke nicht, dass wir heute eine überharte Partie gesehen haben“ meinte Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher nach dem Schlusspfiff angesprochen auf die vielen Strafen. „Es war ein ganz normales Bayernligaspiel zweier guter Handball-Teams, die auch mal mit Haken und Ösen agieren. Warum die Emotionen gegen Ende derart hoch gingen, lag meiner Meinung nach nicht an den beiden Mannschaften.“ Am kommenden Wochenende müssen seine Schützlinge erneut pausieren, bevor sie am 25. April im Derby beim HC Sulzbach-Rosenberg zu ihrem zweiten Matchball antreten dürfen.
Es spielten: Walzik, M. Müller, Tannenberger, Werner, Hofmann, Lux (4/2), Wannenmacher, Herold, Schmidtke (2), Schramm (3), F. Müller (3), Wolf (7/1), Schöttner(5)