Südbayern empfängt Nordbayern, genauer gesagt, der im Nordosten Bayerns beheimatete SV 08 Auerbach muss beim einzigen Vertreter Südbayerns zum Drittliga- Derby antreten. Dabei wäre es um ein Haar nicht zu diesem Duell gekommen. Die Fürstenfeldbrucker „Panther“ waren am Ende der vergangenen Saison als 13. der Südstaffel eigentlich in die Bayernliga abgestiegen und befürchteten schon den Abgang etlicher Leistungsträger und einen deshalb notwendigen deutlichen Umbruch. Nachdem man das vom DHB vorsorglich ausgetragene Relegationsturnier der verbliebenen drei Drittletzten (der Westvertreter VfL Gladbeck hatte seine Teilnahme zurückgezogen) gewonnen und sich damit den ersten Nachrückerplatz gesichert hatte, begann eine lange Zeit des Wartens.
Zum Glück für die Oberbayern nahmen weder die HSG Nienburg als Meister der Oberliga Niedersachsen, noch der MTV Vorsfelde als Vizemeister ihr Aufstiegsrecht in die 3. Liga wahr und ließen damit den Relegationssieg der Panther nicht zum Muster ohne Wert werden. Einziger Wermutstropfen für die Südbayern: Sie wurden als letzte, zu den 102 besten Teams Deutschlands aufgerückte Mannschaft aus der Südstaffel in die für sie entfernungstechnisch deutlich ungünstigere Oststaffel umgruppiert.
Trotz des glücklichen Klassenerhalts mussten der TuS und Trainer Martin Wild (36) einige Abgänge im Team verkraften. So hatten sich wegen der lange Zeit ungeklärten Situation sowohl Kreisläufer Markus Dangers, der mit Spielgestalter Falk Kolodziej ein ebenso junges wie kongeniales Duo gebildet hatte, als auch Johannes Stumpf, der im Jahr zuvor erst aus Ismaning gekommen war und sich zu einem der besten Werfer der Brucker entwickelt hatte, beim HBW Balingen-Weilstetten angeheuert. Auch Falk Kolodziej verließ den TuS und wechselte zum Liga- und Staffelkonkurrenten nach Bad Neustadt. Mit diesem Trio, alle drei Spieler sind gerade einmal 21 Jahre alt, verlor Wild mit einem Mal seine wohl talentiertesten Akteure, die zudem ausschließlich Schlüsselpositionen besetzt hatten. Zudem beendeten Abwehrchef Andi Krauß und Rechtsaußen Korbinian Sparn berufsbedingt endgültig ihre Karrieren.
Doch wie so oft erwies sich die alte Weisheit „Nichts Schlechtes ohne etwas Gutes“ auch hier als wahr. Zum einen kam mit Spielmacher Tizian Maier (19) vom ebenfalls abgestiegenen TSV Friedberg zurück zu seinem Heimatverein, zum anderen verpflichtete man mit Philip Ball und Sebastian Scovenna (29) zwei starke und schnelle Linksaußen. Außerdem wurden einige junge Nachwuchsspieler integriert. Als torgefährlichste Akteure erwiesen sich jedoch neben Tizian Meier (28 Tore) vor allem die Rückraumwerfer Frederik Hartz (21, 43 Tore), der wuchtige Sebastian Meinzer (24, 47 Tore) und der wiedergenesene Rechtsaußen Marcus Hoffmann (30 Tore). Diese drei zeichnen für etwa die Hälfte aller bisher erzielten TuS-Tore verantwortlich. „Fürstenfeldbruck spielt einen ähnlichen Handball wie wir“ erklärte Tobias Wannenmacher, der mit Martin Wild seit langen Jahren befreundet ist und schon deshalb eine besondere persönliche Note in diesem Derby sieht. „Sie bevorzugen eine extrem offensive 3-2-1 Deckung und agieren häufig über schnelle Gegenstöße. Dabei helfen ihnen oftmals auch die beiden starken Torhüter Lukas Kröger und Michael Luderschmid.“
An letzteren haben die Auerbacher noch deutliche Erinnerungen, hatte er ihnen doch das Leben bereits zu seinen Zeiten beim TSV Friedberg immer sehr schwer gemacht. Neben dem schnellen Konterspiel beherrschen die „Panther“ inzwischen auch sehr gut das Positionsspiel und die Aktion aus dem Rückraum bzw. die Interaktion mit dem Kreisläufer. „Sebastian Meinzer ist ein ähnlich spielstarker und wurfgewaltiger Spielertyp wie Daniel Zele von Groß-Bieberau“ fuhr der Auerbacher Trainer fort. Außerdem ist das Team inzwischen sehr gut eingespielt, die Automatismen scheinen zu greifen und sie haben es geschafft, in Fürstenfeldbruck und Umgebung eine richtiggehende Handball- Euphorie auszulösen.“ Ein eindeutiges Indiz hierfür ist wohl die Entwicklung der Zuschauerzahlen der Südbayern. Lag man vor noch nicht allzu langer Zeit bei einem Schnitt von 500 Zuschauern, so wollen derzeit durchschnittlich etwa 800 Fans ihre Handballer sehen und unterstützen.
Trotz all der Euphorie und des überraschend guten Abschneidens im bisherigen Verlauf der Runde, ist und bleibt für den Realisten Martin Wild der neuerliche Klassenerhalt das Ziel für diese Saison. „Natürlich freuen wir uns über die momentane Situation, aber alleine aus unserer wirtschaftlichen Situation heraus – der TuS hat muss seit längerer Zeit ohne zahlungskräftigen Hauptsponsor auskommen – kann es für uns kein anderes Ziel geben. Die 13 Punkte bisher sind 13 Punkte in unserem Kampf gegen den Abstieg.“ Mit einer ähnlich geringen finanziellen Ausstattung muss man auch in Auerbach die 3. Liga stemmen. Dennoch sieht deren Trainer den kommenden Gegner eindeutig als Favorit für kommenden Samstag. „Wir haben uns in all den vergangenen Partien gegen Fürstenfeldbruck nicht nur immer sehr schwer getan, sondern waren vielmehr jedes Mal deutlich unterlegen.“ Allerdings reisen er und sein Team nicht ohne Hoffnungen an. „Es heißt ja immer, dass jede Serie irgendwann einmal reißen muss, warum also nicht an diesem Wochenende.“
Aufstellung: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger, Weiss, Neuß, Lux, Laugner, Wannenmacher, Herold, Büttner, Schramm, Müller, Wolf, Schöttner