Im vorletzten Heimspiel der Saison erwartet der SV 08 Auerbach einen direkten Mitstreiter im Kampf um den Klassenerhalt. Die „Alligators“ aus dem Sachsen-Anhaltinischen Aschersleben sind eines von fünf Teams, für die der Verbleib in der 3. Liga noch nicht gesichert ist. Derzeit führen sie auf Rang Zehn ein punktgleiches Trio mit dem ESV Lok Pirna und dem HC Elbflorenz Dresden an und hätten wegen der drei Punkte Vorsprung auf Auerbach die Chance, an diesem Samstag mit einem Sieg gegen die Oberpfälzer „den Sack endgültig zuzumachen“. So jedenfalls lautet der Plan der Einestädter.
Ein Plan, den die Gastgeber natürlich gerne durchkreuzen würden. „Wir sind zwar müde und Mancher ist etwas angeschlagen, aber wir wissen um was es geht. Ich predige bereits seit Monaten, dass diese letzten Spiele die wichtigsten für uns überhaupt sind“ erläuterte Spielertrainer Tobias Wannenmacher unter der Woche die eigenen Pläne. „Wir werden mit der richtigen Einstellung in diese Partie gehen und wollen punkten um unsere Chancen auf den Klassenerhalt zumindest zu wahren, wenn nicht zu verbessern.“
Dass man im Sport jedoch nicht immer alles planen kann, zeigt beispielsweise der bisherige Verlauf der Aschersleber Saison. Nachdem man in der vergangenen Spielzeit dem Abstieg gerade so entkommen war, wurde in der neuen Runde ein Platz in der oberen Hälfte der Tabelle angepeilt. Allerdings lief die Saison nicht wie geplant an. Verletzungen und interne Querelen führten dazu, dass man von den ersten sieben Spielen lediglich zwei gewinnen konnte. Erneut fand sich das Team im Tabellenkeller wieder. Ausgerechnet als es nach einem Unentschieden und einem Sieg wieder etwas aufwärts zu gehen schien, trennte man sich im November vom erst seit Beginn der Saison tätigen Trainer Gunter Funk. Kurz danach musste Torhüter Ivan Szabo, einer der Leistungsträger, wegen eines Kreuzbandrisses seine Saison für beendet erklären. Doch damit nicht genug verließ im Januar mit Rückraumwerfer Erwin Feuchtmann Perez einer der erfolgreichsten Torschützen des Teams (109 Tore) die Sachsen-Anhaltiner, um in der ersten Rumänischen Liga seine Brötchen zu verdienen.
Doch es wurde Ersatz gefunden. Zunächst wurde mit Jörg Neumann (34) von der Handball-Akademie Leipzig/Delitzsch noch im Dezember ein neuer Trainer vorgestellt. Nachdem man den lettischen Torhüter Raimonds Steins vom HSC 2000 Coburg verpflichtet hatte, konnte man sich im Februar diesen Jahres zudem die Dienste des Linkshänders Mindaugas Veta vom Zweitligisten TSG Ludwigshafen/Friesenheim sichern. Der Litauer bedeutet mit seinen 2,04 Metern sowohl in der Abwehr, als auch in der Offensive eine deutliche Verstärkung für die Einestädter. Zumindest konnte der HC in den Partien, in welchen Veta eingesetzt werden konnte, offensichtlich von seinen 50 Toren profitieren und gewann „fünf von acht“, unter anderem auch gegen Münden und Coburg. Zudem steht Jörg Neumann damit eine weitere effektive Waffe in Ergänzung zu seinen bisherigen äußerst treffsicheren Werfern zur Verfügung. Hier sind vor allem der Chilene Emil Feuchtmann Perez, einer der Top-Torschützen der Staffel (143 Tore), und Martin Ariel Doldan, italienischer Nationalspieler und einer der besten Kreisläufer der gesamten Liga (127 Tore) zu nennen. Letzterer erzielte alleine in den vergangenen fünf Partien 38 Tore und war auch im Hinspiel (34:37 Sieg für Auerbach) mit 11 Treffern erfolgreichster Werfer seines Teams.
Zuletzt besiegte man die HSG Gensungen/Felsberg deutlich mit 30:20. Gerade dieser deutliche Sieg zeigt, dass sich die „Alligators“ nicht von Widrigkeiten aus der Fassung bringen lassen. Nachdem mit Victor Donoso Andalaft erst kürzlich ein weiterer chilenischer Nationalspieler das Team wieder in Richtung Heimat verlassen musste, erlitt vor zwei Wochen auch noch Rechtsaußen Karsten Kommoß (105 Tore) einen Kreuzbandriss. Dennoch scheint Jörg Neumann auf alle Fragen eine Antwort zu haben. In Gensungen agierte er nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit mit zwei Kreisläufern, eine Lösung, die sich mit einem derart starken Spieler auf dieser Position geradezu aufdrängt. Nach eigener Aussage war jedoch weniger die Offensive als vielmehr eine stark verbesserte Defensivreihe der Schlüssel für diesen letzten Erfolg. Dass derartige Ergebnisse zu einer deutlichen Verbesserung der Tabellensituation führten, ist einleuchtend. Aschersleben verließ die Abstiegsränge und kletterte von Spieltag zu Spieltag weiter in Richtung Klassenerhalt.
„Wer anreist und wer letztlich für Aschersleben aufläuft darf uns nicht zu sehr beschäftigen. Natürlich müssen wir versuchen, ein Mittel gegen den Kreisläufer zu finden, dürfen aber dabei den Rückraum nicht übersehen“ brachte Tobias Wannenmacher die Vorgaben für das Spiel auf den Punkt. „Wir dürfen vor allem nicht so viele Fehler machen, wie in Cottbus und müssen unsere Chancen konsequenter nutzen. Außerdem spielen wir vor eigenem Publikum und was eine gut besetzte und stimmungsvolle Halle bewirken kann, haben wir zuletzt im Spiel gegen Bad Neustadt erlebt“ ergänzte er mit der Bitte an das Publikum, dem Auerbacher Handball-Tempel alle Ehre zu machen. „Wenn wir auf dem Feld und die Fans auf den Tribünen Alles geben, dann müsste es doch mit dem Teufel zugehen, dass wir die Klasse nicht gemeinsam hielten“.
Aufstellung: Adam, Walzik, Tannenberger, Ma. Werner, Weiss, Hofmann, Mi. Werner, Bader, Hackenberg, Wannenmacher, Schnödt, Reger, Schmidtke, Schöttner