"Ich fiebere dem ersten Auftritt seit sechs Jahren in der Hinz-Hölle entgegen. Ich freue mich auf die tolle Atmosphäre und das Wiedersehen mit alten Bekannten. Meine Eltern Harald und Anja, meine Schwester Julia und meine Freundin Maria kommen zu diesem Spiel und werden mir die Daumen drücken. Natürlich wünsche ich mir einen vollen Erfolg gegen Auerbach, nachdem das Ergebnis bei meinem ersten Einsatz in Coburg ziemlich ernüchternd war", erzählte der 18-jährige gebürtige Bernburger, der aus Nienburg stammt. Der Linksaußen stand beim Tabellenzweiten etwa 20 Minuten auf dem Parkett und erzielte bei der 22:32-Niederlage einen Treffer.
Sein Cousin Marco Reimann, der in der zweiten Mannschaft des SV Anhalt in der Verbandsliga auf Torejagd geht, hat den kleinen Paul vor zwölf Jahren einfach mal zum Handball-Training mitgenommen. "Dort hat es mir sofort gefallen. Andre Unser war damals mein erster Trainer. Bis zur C-Jugend habe ich beim SV Anhalt gespielt. Dann bin ich zur Sportschulsichtung gegangen, habe den Test bestanden und kam nach Halle zu Detlef Ecknig", berichtete Tiede über seinen Werdegang.
In der Saalestadt blieb der 1,95 Meter große Hüne nur ein Jahr. Der jetzige Bernburger Coach Christian Pöhler wurde in seiner Funktion als Landestrainer auf den Rohdiamanten aufmerksam und lotste ihn von Halle nach Magdeburg. "Christian Pöhler hat mir damals den Wechsel nach Magdeburg ans Herz gelegt. Ich habe es nicht bereut, obwohl ich im Jugendbereich mit dem SCM noch keinen Titel gewinnen konnte. Wir haben einmal den Einzug ins Final Four geschafft", sagte Tiede, der mit einem Doppelspielrecht für die A-Jugend des SCM und die Männer des SV Anhalt ausgestattet ist. Zwei Gründe sorgten in erster Linie für die Rückkehr des verlorenen Sohnes. Nachdem der Kader des Drittligisten durch die Abgänge von Tatsuya Ogano (DHfK Leipzig), Sven Petersohn, der beruflich bedingt nur noch für die Reserve spielt, und Ronny Liesche in der kurzen Pause zum Jahreswechsel auf zehn Feldspieler zusammenschrumpfte, schaute sich die sportliche Leitung des Vereins nach Alternativen um. Außerdem sollen die Magdeburger A-Jugendlichen schon einmal in den Männerbereich hineinschnuppern.
"Bei der SCM-Reserve wollte ich nicht unbedingt spielen. Da kam mir die Anfrage vom SV Anhalt ganz gelegen, zumal ich den Trainer sehr gut kenne", erzählte der Abiturient, der zweimal in der Woche beim SV Anhalt trainiert und von Pöhler oder Co-Trainer Lars Becker mitgenommen wird.
Mit Tiede verfügt der Anhalt-Coach gegen den Aufsteiger SV Auerbach, der durch vier Niederlagen in Serie auf den zwölften Platz zurückgefallen ist, über eine weitere Alternative. "Paul wird auf jeden Fall seine Spielzeit bekommen. Andererseits hoffe ich, dass auch die zuletzt fehlenden Martin Wartmann und Tobias Rindert am Samstag wieder dabei sind. Ob die beiden Spieler jedoch im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, bleibt abzuwarten", meinte Pöhler, dessen Mannschaft mit dem starken Neuling aus Bayern noch eine Rechnung offen hat. Das Hinspiel in Auerbach verloren die Saalestädter mit 31:35. "Schon allein durch das erste Duell ist meine Mannschaft gewarnt. Auerbach ist ein unbequemer Gegner, dessen Gegenstoßspiel exzellent ist. Trotzdem wollen wir unseren zweiten Heimsieg in diesem Jahr einfahren. Außerdem hat die Mannschaft nach ihrem schwachen Auftritt in der Schlussviertelstunde in Coburg etwas gutzumachen", fordert Pöhler eine Steigerung von seinen Schützlingen. Die ist nötig, damit Tiedes erster Auftritt in der Hinz-Halle nach sechs Jahren von Erfolg gekrönt ist.
Sprungbrett SV Anhalt Bernburg