„Da waren es nur noch zwei.“ In doppelter Hinsicht trifft dieser Satz auf die Oststaffel der 3. Handball-Bundesliga zu. Zum einen sind nur noch zwei Spiele zu absolvieren, zum anderen reduzierten sich nach den Ergebnissen des Wochenendes die noch um den Klassenerhalt kämpfenden Teams von fünf auf zwei. Sowohl der HC Elbflorenz Dresden als auch der ESV Lokomotive Pirna erreichten durch doppelte Punktgewinne das rettende Ufer und sind nun mit 25 Pluspunkten zumindest für den derzeitigen Vierzehnten, die HSG Gensungen/Felsberg (20:36), nicht mehr einzuholen. Die Niederlage der Nordhessen und das gleichzeitige Unentschieden in Auerbach brachte auch für den HC Aschersleben den ersehnten Klassenerhalt. Hier würde bei Punktgleichheit der direkte Vergleich den Ausschlag zugunsten der Sachsen-Anhaltiner bringen.
Somit bleiben noch die HSG Gensungen/Felsberg und der SV 08 Auerbach im Rennen. „Wir wollen keine Relegation.“ Kurz und knapp erteilte Tobias Wannenmacher der Möglichkeit, wegen des Rückzugs der TG 1860 Münden aus der 3. Liga an einer Relegationsrunde aller Vierzehnt-Platzierten teilzunehmen, eine deutliche Absage. Soviel zur Lage in der Liga, nun zum Spiel.
Man merkte den Gastgebern erneut von Beginn der Partie an, dass sie den Kampf um den Klassenerhalt angenommen haben. Hoch konzentriert und aggressiv ging man in der Deckung zu Werke und setzte die „Alligators“ mächtig unter Druck. Von der ersten Minute stellte man den 2,04-Meter-Hünen Mindaugas Veta unter Sonderbewachung und nahm den torgefährlichen Linkshänder damit weitestgehend aus dem Spiel. Die nur mit neun Feldspielern angereisten Gäste versuchten daraufhin häufiger den Ball auf ihren starken Kreisläufer Martin Ariel Doldan abzulegen, ein Unterfangen, das die Blau-Weißen über die gesamte erste Hälfte der Partie sehr geschickt zu verhindern wussten. Es entwickelte sich ein schnelles Spiel, in dem Auerbach immer wieder die Nase ein wenig vorne hatte und ein Tor vorlegte. Aschersleben ließ sich jedoch nicht abschütteln und blieb auf Schlagdistanz. Als jedoch Mario Schmidtke in der zehnten Minute trotz einer Strafzeit gegen Abwehrchef Tobias Wannenmacher sein Team erstmals mit zwei Toren in Front warf (6:4), schien der Knoten geplatzt zu sein. Der HC verlor etwas den Faden und ermöglichte den Oberpfälzern durch Fehler sowohl in der Offensive als auch in der Abwehr einige schnelle und einfache Treffer. Mit 6:1 Toren innerhalb von nur sieben Minuten ließen die Blau-Weißen ihre Führung deutlich anwachsen. So konnte das Publikum beim 12:6 in der 18. Minute erstmals einen Sechs-Tore-Vorsprung bejubeln. Die Gäste hatten in diesen ersten 30 Minuten einfach kein Mittel, auf das Wannenmacher und Co. nicht eine Antwort gewusst hätten. So hatte die deutliche Führung des SV 08 Bestand bis zur Halbzeitsirene (16:11).
„Ich hatte in der Pause eigentlich ein ganz gutes Gefühl“ meinte Tobias Wannenmacher nach dem Spiel. „Wir wollten die Konzentration und den Druck auf den Gegner weiter hoch halten.“ Doch es kam anders. Die zweite Hälfte mussten die Gastgeber mit einem Mann weniger auf dem Feld beginnen, eine Chance, die sich die Sachsen-Anhaltiner nicht nehmen ließen. Innerhalb weniger Minuten verkürzten sie den Rückstand auf zwei Tore (16:14) und brachten die Auerbacher Abwehr ein ums andere Mal in Verlegenheit. „Anders als in der ersten Hälfte, als die Auerbacher eine sehr gute, konzentrierte und aggressive Abwehr spielten, waren sie nach der Pause nicht mehr ganz so konsequent, wodurch sich für uns mehr Möglichkeiten boten“ analysierte der Aschersleber Trainer Jörg Neumann nach der Partie. Immer näher rückten die Gäste und es schien sich etwas Nervosität im Lager der Heimmannschaft breit zu machen. Oder lag es an der Frustration und dem Ärger über die eine oder andere schwer nachvollziehbare Entscheidung der Unparteiischen?
Die Gäste nutzten die etwas schwächere Phase des SV 08 geschickt, glichen in der 40. Minute zum 18:18 aus und gingen weniger als vier Minuten später sogar selbst in Führung. Gordon Müller, Martin Ariel Doldan und Emil Feuchtmann hatten das Spiel nun durch einen 6:1- Lauf ihrerseits gedreht. „In dieser Phase hat uns Thommy mit seiner Erfahrung und seinem Können im Spiel gehalten“ lobte der Trainer den Routinier Thomas Bader für seine Einsatzfreude und seine beiden wichtigen Tore. Das Spiel schwang hin und her. Auerbach ging in Führung, Aschersleben glich aus, legte selbst ein Tor vor, Auerbach glich aus. Als etwas mehr als acht Minuten vor dem Ende die Gäste gar mit zwei Toren die Führung übernahmen (23:25), kamen erste Befürchtungen auf der Tribüne auf, die Gäste könnten beide Punkte mit nach Sachsen—Anhalt nehmen. Doch Blau-Weiß ließ sich nicht entmutigen. Zweimal Matthias Schnödt und einmal Michael Werner ließen die Welt wieder besser aussehen und brachten das Publikum erneut in Schwung. Hatte man bis hierhin den torgefährlichen Linkshänder Veta bestens im Griff gehabt, so brachte er in diesen letzten Minuten seinem Team doch noch die Hoffnung auf einen Auswärtssieg. Sein zweites Tor des Tages brachte den Gästen die erneute Führung zum 28:29.
Weniger als 60 Sekunden waren noch zu spielen und Aschersleben erhielt überraschend noch einmal den Ball. Michael Werner war siebenmeterreif gefoult worden, allein der Pfiff blieb aus. Glücklicherweise vergaben die Gäste die Chance auf eine endgültige Entscheidung und so konnte der kurz vorher noch am Boden liegende Werner den Gegenstoßpass seines Mitspielers zum vielumjubelten Endstand von 29:29 verwandeln. „Mit diesem Punkt haben wir verhindert, dass wir am letzten Spieltag gegen Gensungen mit mehr als drei Toren gewinnen müssen, ein „einfacher“ Sieg reicht. Nächste Woche in Pirna wollen wir die Serie unterbrechen und möglichst zwei Punkte holen. Wenn nicht, muss eben das letzte Spiel am 11. Mai entscheiden“ zeigte sich Tobias Wannenmacher nach dem Spiel zuversichtlich. „Wir sind bereit für das Endspiel gegen Gensungen.“
Es spielten: Adam, Walzik, Tannenberger, Ma. Werner (11/6), Weiss, Hofmann (3), Mi. Werner (4), Bader (2), Hackenberg (1), Wannenmacher, Schnödt (2), Reger, Schmidtke (6), Schöttner