„Schockschwerenot!“ – dieser Ausruf der Bestürzung trifft die Situation beim SV 08 Auerbach im Moment wohl ziemlich gut. Für den „Schock“ sorgte zu Beginn der Woche die Diagnose der Verletzung von Spielertrainer Tobias Wannenmacher. Im Spiel gegen die Bundesligareserve des SC Magdeburg am vergangenen Samstag zog er sich einen Bänderriss im Knie zu und wird voraussichtlich einige Wochen ausfallen. Der Abwehrchef kann sein Team nur von der Bank aus unterstützen. „Wenigstens ist es diesmal nicht das Knie, das bisher immer betroffen war“ meinte Wannenmacher lakonisch.
Auf diesen „Schock“ folgt nun die „schwere Not“ für die Trainer, ein wettbewerbsfähiges Team auf die Reise nach Bernburg an der Saale zu schicken. Neben Matthias Werner, der schon vor zwei Wochen angekündigt hatte, an diesem Wochenende berufsbedingt nicht mit nach Sachsen-Anhalt fahren zu können, meldete sich nun auch noch Matthias Schnödt unter der Woche aus den selben Gründen ab. Zudem wird auch Maximilian Hofmann nicht mit von der Partie sein können. Da seine Verletzung weitestgehend auskuriert ist, ist es umso ärgerlicher, dass er nun wegen eines schweren grippalen Infekts erneut pausieren muss. „Wie andere Teams auch müssen wir mit verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfällen leben“ meinte der Trainer unter der Woche. „Die meisten Teams der Liga haben jedoch insofern einen gewissen Vorteil uns gegenüber, als dass nicht wenige ihrer Spieler ihren Lebensunterhalt mit dem Handball verdienen und deshalb nicht auch noch aus beruflichen Gründen ausfallen.“
Sei es wie es wolle, Auerbach muss und wird mit einem stark dezimierten Team in Bernburg antreten und versuchen, das Beste daraus zu machen. Aber Bangemachen gilt für Wannenmacher nicht, „immerhin waren wir auch vorher schon der Außenseiter für diese Partie.“ Damit rückt eine Wiederholung des Ausgangs des Hinspiels (35:31) in weite Ferne. Hatte man zu Beginn der Saison noch das Glück, im Heimspiel auf einen SV Anhalt Bernburg zu treffen, dessen Start mit Fug und Recht als missglückt bezeichnet werden kann, so steht man jetzt einem Team gegenüber, das sich inzwischen gefestigt und in die obere Hälfte der Tabelle hochgearbeitet hat. Momentan liegen die Saalestädter mit 18:16 Punkten nicht nur auf Rang Sieben in der Tabelle, sondern auch voll im Soll ihrer Saisonvorgabe eines einstelligen Tabellenplatzes. Dabei kann sich Trainer Christian Pöhler (31) mit Ausnahme von Neuzugang Paul Tiede auf das gleiche Team stützen wie in der vergangenen Saison. Tiede verstärkt seit kurzem die Mannschaft auf Linksaußen und füllt die personelle Lücke, die der in der Winterpause wieder zum Zweitligisten SC DHfK Leipzig zurückgekehrte Rückraumschütze Tatsuya Ogano hinterlassen hat.
Die größte Herausforderung für die Abwehr der Oberpfälzer stellt jedoch mit Sicherheit Bernburgs Halblinker Steffen Cieszynski dar, der mit 128 Treffern die Torschützenliste der Liga deutlich anführt. Frank Grohmann (70 Tore) und Kilian Kraft (50 Tore) im Rückraum und Enrico Lampe (52 Tore) von links sowie Martin Hoffmann (51 Tore) von rechts vervollständigen die torgefährliche Offensive der Sachsen-Anhaltiner. Zudem erzielte im Hinspiel auch noch Tobias Rindert fünf Treffer vom Kreis. Als wäre dies alles noch nicht genug, wollen sich die Gastgeber an diesem Wochenende nach der deutlichen Auswärtsschlappe vom vergangenen Samstag in Coburg (32:22) rehabilitieren und hoffen, dabei wieder auf einen aufgefüllten Kader zurückgreifen zu können. Die Chancen Bernburgs auf ein ähnlich gutes Heimspiel wie vor zwei Wochen gegen Pirna (28:23) stehen gut, denn das Krankenlager in Bernburg hat sich unter der Woche deutlich gelichtet.
„Es ist schon fast zu überlegen, ob wir uns nicht einfach einen schönen Tag in Bernburg machen“ scherzte Auerbachs Trainer unter der Woche. Genug zu sehen gäbe es jedenfalls. Nicht nur das Schloss Bernburg mit Burgterrasse, Bärenzwinger und Eulenspiegelturm laden zur Besichtigung ein, auch die Altstadt, mehrere Kirchen, das Rathaus, das Theater und der Stadtpark sind beliebte Ausflugsziele. Immerhin ist Bernburg mit seinem Ortsteil Waldau und dem Schloss Teil der Südroute der „Straße der Romanik“, einer Ferienstraße in Form einer Acht durch Sachsen-Anhalt mit Zentrum Magdeburg – nicht zu verwechseln mit der „Romantischen Straße“ von Würzburg nach Füssen. Allein, die Auerbacher Handballer werden zwar viel Zeit im Bus verbringen (knapp 300 Kilometer), werden aber wohl wenig Zeit und Sinn für die Sehenswürdigkeiten der Stadt haben, sondern sich nur auf die schwere Aufgabe in der Bruno-Hinz-Halle konzentrieren können.
Aufstellung: Adam, Walzik, Tannenberger, Weiss, Mi. Werner, Hackenberg, Knerr, Herold, Reger, Schmidtke, Schöttner