In ihrem zweiten Auswärtsspiel betreten die Handballer des SV 08 Auerbach erstmals Südstaffel-Neuland, wenn sie an diesem Wochenende in der Mehrzweckhalle in Kronau auflaufen. Erstmals geht die Reise in den Süden der Republik, genauer gesagt nach Baden-Württemberg. Die Orte Kronau und Östringen liegen im Nordwesten des Landkreises Karlsruhe in einem Dreieck zwischen Mannheim, Karlsruhe und Heilbronn. Wie in der Region häufiger festzustellen, ist auch hier Handball eine der Hauptsportarten. Selbst eher beschauliche Städte und Gemeinden – Kronau hat etwa 5.500, die Stadt Östringen etwa 12.500 Einwohner – beheimaten ein oder gar zwei höherklassige Teams. So spielten sowohl die TSG Kronau als auch der TSV Baden Östringen bis zu ihrem Zusammenschluss im Jahre 2002 in der 2. Bundesliga, wobei Östringen nur knapp am Aufstieg in die „stärkste Liga der Welt“ scheiterte. Dieser gelang der Spielgemeinschaft Kronau/Östringen dann erstmals im folgenden Jahr. Nach einer Saison musste man zwar wieder den Gang in die Zweitklassigkeit antreten, schaffte jedoch den direkten Wiederaufstieg und ist seither ständig im Handball-Oberhaus vertreten. Seit 2005 läuft die 1. Mannschaft der SG national und international unter dem weitläufig besser bekannten Namen „Rhein-Neckar Löwen“ auf und trägt seine Heimspiele in der SAP-Arena in Mannheim aus.
Der Erfolg des Bundesligisten liegt sicherlich auch in seinem Unterbau und seiner aufwändigen Jugendarbeit begründet. Nicht weniger als 22 Mannschaften stehen in der laufenden Saison für die SG im Spielbetrieb. Üblicherweise spielt dabei das Reserveteam die bedeutendste Rolle bei der Ausbildung des talentierten Nachwuchses. Zu diesem Zweck wurde auch das Handballförderzentrum Kronau gegründet. Nach dem Vorbild der Handball-Akademie Leipzig/Delitzsch oder auch des Handball-Leistungszentrums in Großwallstadt (HBLZ) werden hier die jungen Spieler sowohl handballerisch als auch schulisch intensiv betreut. So verwundert es auch nicht, dass selbst Abgänge von Leistungsträgern immer wieder qualitativ hochwertig kompensiert werden können.
Auch in dieser Spielzeit mussten die „Junglöwen“ einen deutlichen Umbruch verkraften. Insgesamt sieben Spieler verließen die SG und wechselten teilweise zu Teams der 1. und 2. Bundesliga. Trainer Klaus Gärtner (38) konnte jedoch aus dem Vollen schöpfen und allein sechs Akteure aus den Jugendteams der Spielgemeinschaft einbauen. Einzig Kreisläufer David Ganshorn (24) kam als „echter“ Neuzugang vom Oberligisten HG Oftersheim/Schwetzingen und soll mit seiner Erfahrung vor allem auch die Defensive verstärken. Mit etwas mehr als 21 Jahren dürfte das Team um Klaus Gärtner eines der jüngsten in der Staffel sein. Doch der Trainer ist den Umgang mit jungen Talenten gewohnt, ist er doch sowohl in der Internatsleitung als auch seit 2012 als hauptamtlicher Jugendkoordinator tätig, eine Position, die er zuvor acht Jahre lang bei der SG Flensburg/Handewitt inne hatte. Dass Gärtner trotz der vielen Talente dennoch nur vom Klassenerhalt als Saisonziel spricht, ist wohl eher als Understatement zu verstehen. Schließlich bewegen sich die „Krösties“ seit längerer Zeit auf dem Parkett der Drittklassigkeit, lediglich unterbrochen durch zwei Jahre in der Baden-Württemberg Oberliga. In der vergangenen Saison belegte man als Aufsteiger einen hervorragenden 4. Tabellenplatz und wird von Vielen auch diesmal wieder in der oberen Tabellenregion vermutet.
Über wie viel Qualität der neue Kader der Gärtner-Sieben verfügt, stellte sie in den ersten Partien eindeutig unter Beweis. Gleich im ersten Saisonspiel beim Vorjahres-Zweiten TSB Heilbronn/Horkheim gelang den „Gelbhemden“ ein mehr als achtbarer 24:29 Auswärtserfolg. Bereits damals traten drei Spieler besonders erfolgreich auf und ragten aus einem insgesamt sehr homogenen Team hervor. Linksaußen Denni Djozic (21) und David Schmidt (20) im rechten Rückraum mit jeweils acht und Rechtsaußen Nicolas Herrmann (19) mit vier Treffern sorgten für die größte Gefahr für die generische Defensive. Djozic und Schmidt, die beide auch schon mit Einsätzen in der 1. Mannschaft Bundesligaluft schnuppern konnten, glänzten auch im zweiten Spiel gegen den HSC 2000 Coburg mit fünf bzw. sieben Toren und ließen am vergangenen Wochenende gegen die SG H2Ku Herrenberg noch einmal fünf respektive sechs Treffer folgen. Derzeit liegt die SG mit ausgeglichenem Punktekonto zwei Plätze vor dem SV 08 Auerbach auf Rang Acht.
„Wir wissen, dass es am Wochenende sehr schwer wird für uns. Kronau/Östringen hat traditionell ein sehr junges, schnelles und gut ausgebildetes Team. Selbst im Jugendbereich wird dort auch auf die Athletik viel mehr Wert gelegt, als bei den meisten Mannschaften in Bayern“ meinte Tobias Wannenmacher unter der Woche und gab der Hoffnung Ausdruck, dass alle seine Schützlinge am Samstag auflaufen können. „Hinter dem Einsatz von Felix Müller steht leider ein Fragezeichen, er hat eine schmerzhafte Verletzung an der Wade.“ Daneben kämpft Andreas Wolf mit Rückenbeschwerden, wird aber wohl in Kronau dabei sein können. „Der Sieg vom vergangenen Wochenende kam genau zum rechten Zeitpunkt. Das war gut für unser Selbstvertrauen. Wenn wir jetzt auch noch aus den beiden Auswärtsspielen etwas Zählbares mitnehmen könnten, würde das schon sehr viel Druck vom Team nehmen.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Walz, Müller (?), Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner