Überraschend wenig Zuschauer hatten am Samstag den Weg in die Karl-Heinz-Hiersemann- Halle gefunden. Nur etwa 150 Interessierte wollten das Derby zwischen der Reserve des Bundesligisten HC Erlangen und dem Drittligaabsteiger SV 08 Auerbach sehen. Dass davon alleine fast 90 Zuschauer zu den Blau-Weißen hielten und von der ersten Minute an lautstark für Heimspielstimmung sorgten zeigte wieder einmal eindrücklich, wie loyal die SV-08-Fans zu ihrem Team stehen. Egal ob die Spieler ursprünglich aus Auerbach, Simbach, Pfarrkirchen, Coburg, Sulzbach oder Herrsching stammen, wer das Blau-Weiße Trikot überstreift gehört zur Familie und wird unterstützt.
Doch zum Spielverlauf. In der Anfangsphase, in der beide Teams zeigten, dass sie sich von mehreren Testspielen bereits gut kennen, entwickelte sich schnell ein abwechslungsreiches Spiel mit gleichermaßen Chancen wie Fehlern. Dabei mussten die leicht krankheits- und verletzungsbedingt geschwächten Gastgeber bereits nach 35 Sekunden einen schmerzlichen Schreck verkraften. Michael Haßferter im Tor verletzte sich unglücklich und musste für den Rest der Partie seinen Platz an Lars Goebel überlassen. Es dauerte einige Zeit, bis das Spiel in Gang kam. Pfostenwürfe und technische Fehler auf beiden Seiten verhinderten den Torerfolg. Es war Maximilian Lux vorbehalten, mit seinem ersten von insgesamt 11 Treffern das erste Tor der Partie per Strafwurf zu erzielen. Auerbach, bei dem Ralph Weiss aus familiären Gründen nicht dabei sein konnte, arbeitete aggressiv und erfolgreich in der Defensive, wusste jedoch in der Offensive nicht immer zu überzeugen. So gelang es dem jungen Erlanger Team lange Zeit, das Spiel einigermaßen ausgeglichen zu gestalten. Trotz einiger guter Paraden des deutlich verbesserten Philipp Walzik gelang es den Gästen nicht, eine Drei-Tore-Führung (5:8) zu halten. Zu ideenlos agierte man im Angriff, überließ zu oft dem Gegner den Ball und brachte sich zusehends in Schwierigkeiten. Erlangen glich aus und übernahm nach 26 Minuten sogar selbst die Führung (12:11). Hätte nicht der an diesem Tag glänzend aufgelegte Matthias Müller bereits in dieser ersten Hälfte zwei Strafwürfe entschärft, die Führung der Gastgeber wäre zur Pause noch deutlicher ausgefallen. So wurden beim Stand von 15:13 die Seiten gewechselt.
„Es wurde nicht viel geredet in der Kabine“ meinte Felix Müller nach der Partie. „Es hieß: Wir sind noch immer im grünen Bereich und wenn jeder von uns noch ein Scheit nachlegen würde, wäre noch alles drin.“ Allerdings konnte sich kaum einer der Anwesenden vorstellen, wie sich die zweite Hälfte entwickeln würde. Zunächst landete kurz nach Wiederbeginn ein weiterer Strafwurf der Gastgeber an der Latte und selbst als in der 34. Minute Matthias Müller seinen dritten Siebenmeter hielt, konnte noch niemand ahnen, was in den folgenden Minuten passieren würde. „Wir hatten uns vorgenommen, möglichst wenig Gegenstoßtore zu bekommen“ meinte Roland Wunder später. Aber sein junges Team war nicht in der Lage, diese Vorgabe umzusetzen. Auerbach glich aus zum 15:15, Auerbach eroberte Bälle, Auerbach überrollte die Hausherren förmlich und warf Tore im Minutentakt. Ein ums andere Mal verrannten die Mittelfranken sich in der wiedererstarkten Abwehr der Gäste, scheiterten an den guten Torleuten und vergaben selbst beste Chancen. Als Matthias Müller in der 50. Minute erneut einen Strafwurf abwehrte, war das Spiel längst entschieden, schließlich hatten die Gastgeber seit dem Pausenpfiff noch immer kein Tor erzielt. Erst in der 57. Minute gelang der inzwischen völlig verunsicherten Heimmannschaft wieder einen Treffer. Derweil hatten die Gäste bereits 17mal gejubelt. Am Ende leuchtete ein Ergebnis von der Anzeigentafel, das nach dem Verlauf der ersten Hälfte keiner der Anwesenden erwartet hätte.
„Matthias Schnödt hat sich nach seiner Einwechslung nahtlos eingefügt, einige Bälle erobert und schnelle Gegenstöße eingeleitet. Unser Publikum war heute wieder phänomenal. Schade für Ralph, er hätte unserer Defensive mit seiner Aggressivität gerade in der ersten Hälfte gut getan“ meinte ein rundum zufriedener Tobias Wannenmacher nach dem Spiel und freute sich über das gelungene Geburtstagsgeschenk seines Teams.
Es spielten: Walzik, M. Müller, Tannenberger, Lux (11/6), Schnödt, Wannenmacher (1), Herold, Schmidtke (4), Schramm (8), F. Müller (4), Wolf (2), Schöttner(3)