Im vorletzten Heimspiel des Jahres empfangen die Handballer des SV 08 Auerbach mit dem GSV Eintracht Baunatal nicht nur einen der Absteiger aus der 2. Bundesliga, sondern auch eines der vier Teams, mit welchen sie bereits in ihrer ersten Drittligasaison 2012/13 die Klingen kreuzen durften. Die Hessen, die in jener Saison Rang Vier erreichten und im Jahr darauf sogar als Meister der Oststaffel in die 2. Bundesliga aufstiegen, mussten nach einer Runde jedoch wieder den schweren Gang in die 3. Liga antreten. Dabei standen die „Großenritter“ nach Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Eintracht Baunatal Handball-Bundesliga Spielbetriebs GmbH & Co. KG sowie deren Komplementär-Gesellschaft schon vorzeitig als Absteiger fest. Die Verantwortlichen sahen die einzige Möglichkeit weiterhin höherklassigen Handball bieten zu können in einem deutlichen Umbruch.
Es folgten elf Abgänge von teilweise langjährigen Stützen des Spiels und auch ein Trainerwechsel wurde vollzogen. Seit Beginn der neuen Saison steht mit Mirko Jaissle (43) der bisherige Übungsleiter der A-Jugend Bundesligamannschaft des GSV an der Seite des Drittliga-Teams. Er kam über die Stationen Reinickendorfer Füchse und Göttingen 05, wo der ehemalige Linksaußen in der 2. Bundesliga antrat und die HSG Gensungen/Felsberg als Trainer zunächst zur HG Rosdorf/Grone und danach nach Baunatal. Kurzzeitig war der Familienvater auch bei seinem ehemaligen Verein in Gensungen nach dem durch das Remis in Auerbach besiegelten Abstieg in die Oberliga als Trainer im Gespräch. Nun also soll er das runderneuerte Team des GSV in der 3. Liga halten. Dazu wurde das Gerüst aus erfahrenen Spielern, die sich für einen Verbleib entschieden haben, durch junge, talentierte Akteure, meist aus der Landes- bzw. Verbandsliga sowie aus der eigenen Jugend ergänzt. Von diesen taten sich in den Spielen bisher vor allem Mittelmann Justin Brand (21) und Linkshänder Niklas Plümacher (21) mit 28 bzw. 21 Treffern hervor.
Dennoch verlässt sich Mirko Jaissle verständlicherweise in erster Linie auf eine „Erste 6“ aus erfahrenen Spielern. Und diese Reihe hat es in sich, stehen hier doch fast ausschließlich Spieler aus dem ehemaligen Zweitligateam. Interessanterweise sind es auch die sechs Akteure, auf die die Auerbacher Handballer bereits in der Saison 2012/13 trafen. Neben Rechtsaußen Christian Schade (34), der auch als meist sicherer Siebenmeterschütze auftritt, steht im rechten Rückraum mit dem Polen Paul Gbur (30) ein weiterer torgefährlicher Linkshänder, der oftmals ohne große Vorbereitung und zur Überraschung der Defensive abzieht und trifft. Ob Dennis Weinrich (26), der als Spielgestalter die Fäden des Spiels meisterlich zu spinnen weiß, dabei sein kann, wird sich erst am Samstag zeigen. Im linken Rückraum sorgt der 1,96 Meter große Phil Räbiger (25) für ständige Torgefahr. In den ersten fünf Spielen verletzungsbedingt nicht dabei, erzielte er in den sieben Partien seither beachtliche 50 Tore. Fehlt noch Linksaußen Felix Geßner (24). Mit bisher erzielten 87 Treffern steht er nicht nur an der Spitze der internen, sondern auch sehr weit vorne in der Torschützenliste der gesamten Staffel. Es verwundert nicht, dass diese fünf Spieler in den zwölf Spielen bisher mehr als drei Viertel der Baunataler Tore erzielten. Schon in der Saison 2012/13 in den beiden Spielen gegen Auerbach erwiesen sie sich als Hauptdarsteller des GSV und steuerten 45 der damals insgesamt 63 Baunataler Tore bei. Der sechste Akteur, der den Oberpfälzern noch in Erinnerung sein dürfte, ist Constantin Paar (35). Der 1,96 Meter große Torhüter bringt seine langjährige Erfahrung ins Team ein und fungiert als Stütze und Vorbild für die beiden Nachwuchsspieler zwischen den Pfosten.
Es ist diese Mischung aus Erfahrung und Talent, gepaart mit jugendlichem Ehrgeiz, der den Hessen das Saisonziel Klassenerhalt ermöglichen soll. Dennoch lief die Saison bisher nicht nach Plan. Nach zunächst vier Niederlagen konnte der GSV zwar von den nächsten vier Partien drei gewinnen, mussten dann jedoch in drei Auswärtsspielen nacheinander die Punkte jeweils abgeben. Am vergangenen Wochenende gelang nun allerdings ein wichtiger Heimsieg gegen den TV Kirchzell und damit der Sprung weg von den Abstiegsrängen. „Das Selbstvertrauen ist zurück“ lautete daraufhin folgerichtig die Überschrift über den Spielbericht und auch das Motto für die kommenden Aufgaben.
Es ist also ein spannendes Spiel zu erwarten, zwischen zwei Teams, die nicht nur das Saisonziel teilen, sondern auch ähnliche statistische Werte im Defensiv- wie Offensivbereich aufweisen. Für Tobias Wannenmacher ist die Vorgabe für Samstag klar. „Wir haben in den letzten Spielen zwei wichtige Siege errungen und spielen nun zuhause gegen ein Team, das zwar viele Unbekannte aufweist und daher schwer einzuschätzen ist, das aber dennoch in etwa auf Augenhöhe mit uns ist. Obwohl uns in unseren sowieso schon wenigen Trainingseinheiten wieder einige Spieler berufsbedingt fehlen, werden wir uns gewissenhaft auf den Gegner vorbereiten.“ Dass dazu auch das mit jedem Spieltag umfangreichere und dadurch sinnvoller verwertbare Videomaterial herangezogen wird, ist für den Trainer Wannenmacher selbstverständlich. „Das machen alle, das gehört inzwischen zum alltäglichen Geschäft.“ Bei aller Vorbereitung auf den Gegner wollen die Blau-Weißen aber vor allem ihr Publikum wieder überzeugen und zeigen, dass die beiden Siege zuletzt keine Eintagsfliegen waren. „Die Begeisterung in der Helmut-Ott-Halle ist vom Mal zu mal deutlicher spürbar und vielleicht können wir sogar noch den einen oder anderen neuen Fan hinzugewinnen. Dazu müssen wir aber den Leuten etwas bieten, wir müssen ordentliche Leistungen abliefern und möglichst viele Punkte holen“ lautete daher der Wunsch des Spielers Wannemacher.
Aufstellung: Goebel, Bayerschmidt, Tannenberger, Weiss, Neuß, Lux, Laugner, Wannenmacher, Büttner, Schramm, Müller, Wolf, Schöttner