Die Spitzenpartie in der Handball-Bayernliga war gerade mal zehn Minuten vorüber, da hatte sich Julian Stumpf auf der Auswechselbank seiner DJK Waldbüttelbrunn niedergelassen. Der 22-jährige Rückraumspieler nahm einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche und schnaufte einmal kurz durch. Ein kurzer Moment des Innenhaltens nach einem am Ende turbulenten Gipfeltreffen mit dem SV Auerbach, das Waldbüttelbrunn mit 22:21 (10:12) für sich entschieden und in dem Stumpf eine ganz entscheidende Rolle gespielt hatte.
50 Sekunden vor dem Ende spielten sich die Gastgeber im Angriff den Ball zu, die Anzeigentafel zeigte den Stand von 21:21. Die Schiedsrichter Markus Spegele und Daniel Weineck hoben ihre Arme, um anzuzeigen: Gleich pfeifen wir wegen passiven Spiels ab. Julian Stumpf empfand dieses Vorwarnzeichen als Aufforderung zur Tat: Der schlaksige Linkshänder schraubte sich vor dem Auerbacher Abwehrblock hoch und wuchtete das Spielgerät an SV-Keeper Philipp Walzik vorbei zum 22:21 in die Maschen.
»Das war wirklich mit letzter Kraft«, meinte der Torschütze. Doch bevor Stumpf und seine Mitspieler richtig ausgelassen jubeln durften, mussten sie noch bange Momente überstehen. Fünf Sekunden vor Schluss bedienten die Gäste ihren Linksaußen Alexander Tannenberger, der DJK-Keeper Mátyás Varga überwand, doch der Jubel unter den rund 100 mitgereisten Gästefans erstarb, weil die Referees dem Treffer wegen Betretens des Wurfkreises die Anerkennung verweigerten. Danach tanzten die Gastgeber durch die Halle und feierten den Umstand, dass sie eine frühe Vorentscheidung im Titelrennen abgewendet hatten. Nach der überraschenden 30:37-Niederlage eine Woche zuvor in Unterhaching waren sie mit einem Zwei-Punkte-Rückstand ins Spitzenspiel gegangen. Nun sind die dominierenden Bayernliga-Teams wieder gleichauf, doch da am Ende der Saison bei Punktgleichheit der direkte Vergleich den Ausschlag über die Platzierung, verfügt nun Waldbüttelbrunn über einen minimalen Vorteil, auch wenn sie in den gegenwärtigen Tabelle nur auf Rang zwei geführt wird.
»Das Spiel jetzt hat nicht so viele Nerven gekostet wie eine Woche zuvor«, erklärte DJK-Trainer Karoly Kovacs trotz der spannenden Schlussphase. Denn anders als in Unterhaching hätten seine Spieler absoluten Siegeswillen erkennen lassen. Auch die Defensivstärke der eigentlich besten Hintermannschaft der Liga war zurückgekehrt. »Im Training haben wir uns zuvor fast nur darauf konzentriert«, berichtete der Coach, der auch bei der Aufstellung eine Ausrichtung auf die Defensive erkennen ließ, in dem er Handballern wie Daniel Boldt oder Lukas Meyer größere Spielanteile einräumte als manch offensivstarkem Akteur. So allerdings war es um die Durchschlagskraft des DJK-Angriffs nicht so gut bestellt, zumal sich mit Joszef Szentgyörgyi einer der Topwerfer im Training eine Knieverletzung zugezogen hatte und so ausfiel. Daher mündete die Partie in ein von den Abwehrreihen geprägtes Kampfspiel. »Es war nichts für Ästheten«, meinte auch Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher.
Die Gäste hatten beim Wechsel noch 12:10 geführt, doch dann drehten die Gastgeber das Spiel, in dem sie mit einem überragenden Varga im Tor immer wieder Ballgewinne erzielten und erfolgreich konterten. »Ich habe die Statistik zwar nicht vorliegen, aber Waldbüttelbrunn hat wesentlich mehr einfache Kontertore gemacht als wir. Das war letztlich entscheidend«, gestand der frühere Zweitliga-Spieler Tobias Wannenmacher ein.
Zudem schafften es die Gastgeber in der zweiten Hälfte immer wieder, in ihren nicht seltenen Unterzahlsituationen kleine Unkonzentriertheiten der eigentlich sicheren Auerbacher Abwehr auszunutzen. So verzog sich DJK-Spielmacher Manuel Feitz mehrmals auf die Linksaußenposition und übertölpelte mit seiner Schnelligkeit Verteidiger der Gäste, und auch der bullige Kreisläufer Matthias Grünert setzte sich in der Schlussphase wiederholt gegen eine Übermacht an Auerbacher Abwehrspielern durch. Und schließlich war es dann Julian Stumpf, der mit seiner finalen Energieleistung die Waldbüttelbrunner Anhänger in der mit 520 Zuschauern proppenvollen Ballsporthalle zum Toben brachte.
Waldbüttelbrunn: Varga, Sturm (n. e.) – Boldt, Stumpf (4), Sampres (n. e.), Kotrics (1), Feitz (7/1), Tendera (1), Häckner, Faustmann, Kirchner (2), Lutz (3), Meyer, Grünert (4/1).
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