Genau davor hatte Tobias Wannenmacher oft und lange gewarnt: Man darf das Reserveteam des HSC 2000 Coburg keinesfalls unterschätzen. Dennoch war wohl der eine oder andere Zuschauer zunächst etwas überrascht vom zähen Spielverlauf und davon, wie schwer sich die Blau-Weißen vor allem in der ersten Hälfte taten. Coburg spielte seine Angriffen betont lange aus, kam immer wieder an den Rand des Zeitspiels, fand dann aber auch häufig die Lücke im Auerbacher Defensivverbund und überwand einen streckenweise unglücklich agierenden Philipp Walzik im Gehäuse des Gastgebers. Die Oberpfälzer auf der anderen Seite vergaben im Angriff teilweise ungenau ihre Bälle oder mussten bei ebenfalls angezeigtem Zeitspiel vorschnell abschließen.
So entwickelte ein zähes Spiel, mit wenig Toren, in dem es nach sieben Minuten erst 3:2 für die Hausherren stand. Philipp Schöttner, der sich in der Abwehr zusammen mit Maximilian Lux und Kenny Schramm durchaus eine gute Note verdiente, war diesmal auch im Angriff effektiver als noch zuletzt, traf innerhalb einer Minute zweimal und konnte dennoch nur zusehen, wie die Gäste, vor allem in Person von Hajck Karapetjan, sich nicht abschütteln ließen. Immer wieder trafen die Oberfranken und hielten den Rückstand bei einem Treffer. In der 17. Minute konnten sie sogar ausgleichen (8:8), bevor Philipp Walzik seinen Farben mit einer Doppelparade die Möglichkeit auf eine Zwei-Tore-Führung gab. Direkt nach einer Coburger Auszeit erhöhten die Gastgeber sogar auf 11:8 und manch einer glaubte, nun würde das Spiel zugunsten des SV 08 besser laufen. Doch die Gäste ließen nicht locker, nutzten jeden noch so kleinen Fehler der Auerbacher zum Torerfolg und kamen bis zur Pause wieder auf 15:14 heran.
Im zweiten Abschnitt hatte Zdenek Vanek sein Team etwas umgestellt. Jonathan Rivera, der in den ersten 30 Minuten seinen massigen Körper fast ausschließlich am Kreis eingesetzt hatte, besetzte nun die rechte Rückraumposition, während Hajck Karapetjan auf die linke Seite auswich. Mit all seiner Erfahrung gelangen ihm gleich zu Beginn zwei Würfe über den überrascht wirkenden Block der Blau-Weißen. Coburg blieb dran. Als Karsten Herold in der 39. Minute seinen zweiten Treffer erzielte, hatte er nicht nur den ersten Abpraller zugunsten seines Teams ergattert, sondern auch den zwischenzeitlich kurz geltenden Drei-Tore-Vorsprung wieder hergestellt. Und als Mario Schmidtke wenige Sekunden später mit einem Gegenstoß zum 22:18 traf, schien der Bann gebrochen zu sein. Doch noch war der Gast nicht bereit, das Spiel aus den Händen zu geben. Zudem kam es auf Auerbacher Seite erneut zu unglücklichen Situationen, die Coburg bis zur 42. Minute clever nutzte und sich wieder auf zwei Treffer heran arbeitete (22:20).
Was dann jedoch geschah, konnte sich selbst Zdenek Vanek im Nachhinein nicht erklären „Wir hatten mehrere Minuten lang einen unerklärlichen Blackout, mit Fehlern im Angriff wie in der Abwehr. So eine Pause darf man sich gegen Auerbach nicht leisten.“ Die Oberpfälzer nutzten nun ihrerseits jeden Fehler der Gäste und kamen besser in ihr gefürchtetes Gegenstoß-Spiel. Ein Treffer folgte dem anderen und mancher Zuschauer wunderte sich nur Minuten später über den großen Vorsprung, der inzwischen von der Anzeigentafel leuchtete. Auerbach hatte bis zur 51. Minute mit einem 9:1 Lauf das Spiel nicht nur endgültig an sich gerissen, sondern eine Vorentscheidung herbeigeführt. Hieran hatte auch die Erfahrung der inzwischen eingewechselten Tobias Wannenmacher und Maximilian Hofmann ihren Anteil. Die Gegenwehr der Gäste war zwar noch immer nicht endgültig gebrochen, doch zu mehr als einer Ergebniskosmetik reichten die Kräfte der Oberfranken nicht mehr. Selbst eine doppelte Unterzahl gewannen die Hausherren mit 1:0, bevor Coburg mit fünf Treffern in Folge den Rückstand etwas verkürzen konnte. Auerbach spielte die Partie relativ souverän zu Ende und gewann am Ende deutlich mit 36:28.
„Wir wollten den Tabellenführer mit unserem dezimierten Kader so lange wie möglich ärgern“ meinte Coburgs Trainer Zdenek Vanek nach dem Spiel. „Ich denke, das ist uns vor allem in der ersten Hälfte sehr gut gelungen. Der Sieg Auerbachs ist am Ende vielleicht etwas zu hoch, aber letztlich absolut verdient.“ Torhüter Jonas Faber blies in das gleiche Horn. „Es hat Spaß gemacht. Wir konnten 40 Minuten sehr gut mithalten und Auerbach etwas ärgern, das war unser Ziel. Außerdem macht es natürlich mehr Spaß vor so vielen Leuten zu spielen, als vor den manchmal nur 50 Fans zuhause.“ Für Tobias Wannenmacher war das Spiel wie vorhergesehen verlaufen. „Wir taten uns vor allem in der ersten Hälfte unheimlich schwer gegen ein clever agierendes Coburger Team. Ich denke nicht, dass es an unseren Fehlern lag, sondern viel mehr an der Cleverness des Gegners.“ Nach dem spielfreien Osterwochenende steht nun das Derby in Bayreuth an, bei dem sich die Meisterschaft vorzeitig entscheiden kann. „Mir persönlich wäre es lieber, wenn Rimpar am Sonntag nicht gewinnt und die Spannung dadurch noch etwas länger hochgehalten wird. Ich möchte lieber selbst für die Entscheidung sorgen, als durch die Ergebnisse Fremder zum Meister zu werden“ so Wannenmacher zum Abschluss.
Es spielten: Walzik, M. Müller, Tannenberger (5), Werner, Hofmann, Lux (4/4), Wannenmacher, Herold (2), Schmidtke (5), Schramm (5), F. Müller (2), Wolf (7), Schöttner(6)