TG Landshut - SV 08 Auerbach
Als am vergangenen vierten Advent-Samstag um 11:30 Uhr der erste Anpfiff in der Helmut-Ott-Halle zur Partie zwischen der TG Landshut und dem SV 08 Auerbach ertönte, war manches anders als üblich. Als erstes war natürlich die Uhrzeit. Bis in ihre Mini-Tage mussten die Akteure der beiden Teams zurückdenken, um sich an Pflichtspiele mit mittäglichen Anwurfzeiten zu erinnern. Die zweite Ungewöhnlichkeit sorgte bei einzelnen Zuschauern zunächst für etwas Verwirrung, denn Auerbach trat in diesem Spiel als Gast in eigener Halle an und so staunte manch einer nicht schlecht, als die ersten Tore für Blau-Weiß „auf der falschen Seite“ aufleuchteten. Die dritte und wohl größte Überraschung boten die Aufstellungen der beiden Halbfinalisten. War die TG Landshut mit einer Art U-23-Team angereist, so fehlten auf Seiten der Gastgeber nicht weniger als sechs Spieler des Bayerliga-Kaders. „Beruf, vor Monaten gebuchte Urlaube, Verletzungen und Krankheit, wir wollten schon fast absagen, haben uns aber doch anders entschieden“ erklärte Landshuts Spielertrainer Markus Böhner nach dem Spiel sein zum größten Teil aus A-Jugendlichen bestehendes Team. Er selbst verzichtete wegen eines Bänderrisses im Fuß ebenfalls vorsorglich auf einen Einsatz.
Auf Seiten des Gastgebers bot die Aufstellung ein ähnlich überraschendes Bild. Neben den verletzt oder krank ausgefallenen Matthias Schnödt und Philipp Schöttner und dem beruflich verhinderten Ralph Weiss hatten sich im Laufe der Woche auch noch die beiden Außen Kenny Schramm und Maximilian Lux und Ersatztorhüter Matthias Müller krank gemeldet. Dennoch waren elf Mann im Spielberichtsbogen eingetragen. Neben dem Rumpfteam bekam Moritz Neuss erstmals die Gelegenheit auf einige Einsatzminuten. Als Torhüter wurde Marco Weih vom Reserveteam engagiert und im linken Rückraum zeigte Maximilian Hofmann, dass er ohne seine Hüftverletzung noch immer eine veritable Alternative wäre. Als dritten „Neuzugang“ präsentierten die Oberpfälzer einen ehemaligen Publikumsliebling. Thomas Bader, seit vielen Monaten ohne Handball und mit nur zwei Trainingseinheiten in den Knochen, stellte sich mit all seiner Erfahrung und seinem Können zur Verfügung und wirbelte nicht nur in der Abwehr auf vorgezogenem Posten die gegnerischen Angriffsreihen durcheinander, sondern erzielte auch selbst den einen oder anderen Treffer.
Bereits diese ersten 30 Minuten hatten gezeigt, dass die Gäste das körperlich und spielerisch unterlegene Team waren. In der zweiten Hälfte stand nun Marco Weih zwischen den Pfosten, konnte sich jedoch auch erst gegen Ende der Partie mit einigen guten Paraden auszeichnen. Dafür zeigte Tommi Bader, dass sein Einsatz mehr als gerechtfertigt war. In seiner unnachahmlichen Art und zur Begeisterung der Zuschauer „stahl“ er dem Gegner mehrmals den Ball, leitete damit schnelle Gegenstoßtore ein und erzielte selbst vier Treffer. Da wollte auch Maxi Hofmann nicht zurückstehen und markierte in der 40. Minute den 25. Auerbacher Treffer. Das Spiel war längst entschieden und die Gastgeber brachten den Rest der Partie routiniert und sicher in Ziel, auch wenn man anmerken muss, dass man sich ähnlich viele technische Fehler und vergebene Chancen leistete wie der Gegner. Am Ende stand nicht nur ein deutlicher 25:36 Sieg sondern auch die Gewissheit, die Teilnahme am DHB-Amateur-Pokal erreicht zu haben.
„Ich war mit unserer Offensivleistung unter diesen Umständen durchaus einigermaßen zufrieden“ meinte Markus Böhner nach dem Spiel. „In der Abwehr dagegen waren wir einfach zu unterlegen. Solche Wechsel- bzw. Nachnominier-Möglichkeiten wie Auerbach haben wir leider nicht. Vielleicht wäre es zu einem anderen Zeitpunkt für alle Beteiligten günstiger gewesen, dieses Turnier zu spielen“ erklärte er und schlug als mögliches Datum den 06. Januar vor. „Bei den Damen hat das ja auch geklappt.“ Tobias Wannenmacher freute sich vor allem über das Erreichen des Finals. „Uns hat anfangs etwas die Motivation gefehlt, ein Umstand, der mir zwar nicht gefällt, den ich aber durchaus nachvollziehen kann. Jetzt wollen wir aber natürlich den Pokal auch gewinnen“ gab er die Marschroute für das Finale vor.
TSV 2000 Rothenburg - TSV Allach 09
Das Spiel musste also durch ein Siebenmeterwerfen entschieden werden. Fünf Werfer pro Team wurden auserkoren und Allach versenkte gleich den ersten Ball im Netz. Als der erste Rothenburger Werfer seinen Ball an den Pfosten setzte, stieg der Druck auf alle übrigen Werfer schier ins Unermessliche. Die nächsten Würfe fanden alle ihr Ziel und als auch der fünfte Allacher Ball nicht entschärft werden konnte kannte die Freude der Oberbayern keine Grenzen mehr. Mit diesem 31:33 erreichte der TSV Allach 09 das Finale um den bayerischen Pokal und buchte gleichzeitig ein Ticket für den DHB-Amateur-Pokal. „Das war eine unheimlich intensive Begegnung zweier Teams auf Augenhöhe. Wir haben ungewöhnlich viele Fehler gemacht, sind aber überglücklich und stolz, dass es am Ende doch gereicht hat“ meinte Allachs Trainer Kurt Neumaier nach dem Spiel. „Bitter ja, aber nicht tragisch“ nannte der Co-Trainer des unterlegenen Teams die Niederlage. „Gegen Auerbach hätten wir wohl sowieso nicht gewonnen und so haben wir nächstes Jahr an Fasching wenigstens ein freies Wochenende.“
SV 08 Auerbach - TSV Allach 09
„Der Sieg war auch in der Höhe verdient“ erklärte Kurt Neumaier nach dem Spiel. „Wir hatten nur 45 Minuten Regenerationszeit nach dem ersten schweren Spiel. Auerbach war auf allen Positionen deutlich stärker besetzt als wir und ist verdient Pokalsieger. Wir sind aber glücklich und stolz, ebenfalls die nächste Runde erreicht zu haben.“ Für Tobias Wannenmacher und sein Team beginnt nun eine kurze Phase der Regeneration. „Wir haben jetzt über Weihnachten ein paar Tage Zeit, diesen Erfolg zu genießen und unsere Verletzungen und Krankheiten auszukurieren. Bereits am 2. Januar geht die Vorbereitung auf die Rückrunde wieder los und ich hoffe, bis dahin möglichst viele der Jungs wieder fit zu sehen.“ Sprach’s und verabschiedete sich auf die verdiente Weihnachts- und Siegesfeier.“
Es spielten: SV 08 Auerbach Walzik, Weih, Tannenberger (21/3), Wannenmacher (2), Herold (7), Schmidtke (16), Wolf (12/4), F. Müller (5), Neuss (2), Hofmann (4/1), Bader (5)