Es sollte nichts werden mit einem Ausflug nach Hamburg. Die Handballer des SV 08 Auerbach mühten sich zwar redlich, doch am Ende verließen sie mit gesenkten Köpfen das Feld. Angereist mit einer stark dezimierten Truppe – neben dem verletzten Mario Schmidtke fehlte auch Ralph Weiss – aber lautstark unterstützt von mehr als 30 blau-weißen Fans, lagen die Oberpfälzer im ersten Spiel des Tagen bereits nach wenigen Sekunden mit 1:0 in Führung. Dies sollte jedoch für lange Zeit ihre einzige Führung bleiben, denn das Team um Spielertrainer Tobias Wannenmacher schaffte es über weite Strecken der Partie nicht, seine Nervosität abzulegen. Fehlwürfe selbst aus aussichtsreichsten Positionen und technische Fehler reihten sich aneinander und so zog der württembergische Fünftligist Tor um Tor davon und führte nach 10 Minuten bereits mit 3:6. Zudem zeigte sich bereits jetzt, dass auch Philipp Walzik keinen guten Tag erwischt hatte. Auerbach hielt in der Folge den Rückstand ständig bei 2 bis 3 Toren und kam erst kurz vor der Pause auf ein etwas beruhigenderes 12:13 heran.
Den besseren Start in die zweite Hälfte erwischten allerdings die Blau-Weißen. Aus einer aggressiveren Abwehr heraus gelang in der 33. Minute nicht nur der Ausgleich (14:14), sondern 120 Sekunden später sogar eine Zwei-Tore-Führung (16:14). Vor allem Felix Müller hatte sich nun besser auf die Waiblinger Abwehr eingestellt und traf ein ums andere Mal. Doch auch er konnte nicht verhindern, dass sich sein Team erneut durch viele nervöse Fehler wieder in Bedrängnis brachte. Ausgeglichen ging das Spiel in die letzten Minuten und die Spannung stieg ins Unermessliche. Waiblingens Spielertrainer und Spielmacher Valentin Hörer musste nach seiner dritten Zeitstrafe (58.) endgültig vom Platz, Maximilian Lux, der ein Spiel mit Höhen und Tiefen erlebte, wollte seinen Kollegen nicht nachstehen und vergab eine von mehreren guten Chancen, Philipp Walzik wehrte einen als Heber angelegten Strafwurf und „Luxi“ stellte – ebenfalls per Strafwurf – den Endstand von 24:24 her.
Obwohl die Durchführungsverordnung ein sofortiges Siebenmeterwerfen vorsah, wurde eine Verlängerung von zweimal fünf Minuten angepfiffen. Auerbach ging zwar schnell mit zwei Toren in Führung (26:24), musste jedoch bereits kurz nach Wiederanpfiff erneut den Ausgleich hinnehmen (28:28). Mit 29:28 führend war es dann Philipp Walzik, der mit seinem zweiten gehaltenen Strafwurf die Tür zu einem Sieg öffnete, den kein anderer als Felix Müller mit einem wunderbaren Kempa-Tor wenige Sekunden vor Schluss endgültig besiegelte.
Im zweiten Spiel traf der Gastgeber TSV Allach 09 auf den Oberligisten und Pokalsieger SG Pforzheim/Eutingen und sah sich als krasser Außenseiter. Zunächst schien diese Einschätzung auch zuzutreffen. Die Oberbayern hielten zwar bis zur 10. Minute ganz gut mit (5:5), mussten dann jedoch abreißen lassen und lagen nach einigen unglücklichen Aktionen in der 20. Minute bereits mit 7:13 zurück. Hätte nicht Torhüter Michael Trapp einen Sahnetag erwischt, der Rückstand wäre noch deutlicher ausgefallen. So jedoch wurden beim Stand von 11:15 die Seiten gewechselt. Allach kämpfte nun bis zum Umfallen, war aggressiver in der Defensive und kam, trotz mehrerer vergebener Großchancen und mit Hilfe ihres Torhüters immer näher heran. In der 47. Minute gelang sogar der von den etwa 300 anwesenden Zuschauern lautstark umjubelte Ausgleich zum 19:19. Nicht genug damit gingen die Gastgeber sogar in Führung, nur um bis zur 55. Minute das Spiel wieder ausgeglichen zu sehen (21:21). Wenige Sekunden vor Schluss gelang den Gästen die Führung (22:23), aber Allach erzielte noch einmal den Ausgleich, doch der Ball schlug erst nach der Schlusssirene im Netz der Pforzheimer ein. „Wir haben ein schon verloren geglaubtes Spiel fast noch gewonnen“ meinte Trainer Kurt Neumaier nach der Partie. „Im Moment überwiegt die Enttäuschung, aber noch wichtiger ist die Erkenntnis, dass wir Selbstvertrauen für die wichtige Partie am kommenden Samstag gegen den TSV Ottobeuren tanken konnten.“
Das Viertelfinale sollte nun die Entscheidung bringen. Zwei Oberligisten trafen aufeinender, hier der Tabellenführer der Bayernliga und dort der Sechste der Baden-Württemberg Oberliga. Pforzheims Trainer Alexander Lipps tauschte zwei seiner Spieler aus und brachte im Rückraum mit Pascal Kirchenbauer (18) einen Jugend-Nationalspieler, der im ersten Spiel geschont wurde, weil er am Sonntag ein wichtiges Spiel in der A-Jugend Bundesliga zu bestreiten hat. Wer nun gedacht hatte, es käme zu einem dritten spannenden Spiel um den Einzug ins Halbfinale, der sah sich schnell getäuscht. Auerbach wirkte trotz der längeren Pause von Beginn an erschöpfter als die Badener und kam überhaupt nicht ins Spiel. Schnell lag man mit 0:3 zurück (3.), erneut vergab man etliche Großchancen, die Abwehr bekam kaum Zugriff auf die schnellen Angreifer und auch Philipp Walzik konnte nicht überzeugen.
Über die Zwischenstände 2:7 und 3:9 stolperten sich die Oberpfälzer bis in die Mitte der ersten Hälfte. Erst dann kam etwas mehr Ruhe ins Team und nach einer Umstellung auf eine offensivere Deckungsvariante ergab sich auch manche Gelegenheit zu schnellen Gegenstoßtoren. Auerbach kämpfte sich bis zur 21. Minute auf 8:11 heran, versagte dann aber wieder an der eigenen Courage und ließ Pforzheim bis zu Pause wieder auf 10:15 davonziehen. Die zweite Hälfte lief in ähnlichen Bahnen mit Ausnahme, dass nun selbst Tobias Wannenmacher einige Fehlpässe unterliefen, die man sonst bei ihm nicht sieht. Sein Team agierte ideenlos und unglücklich gegen eine gut eingestellte 3-2-1 Deckung und zeigte sich harmlos und müde in der eigenen Abwehr. Zudem beschäftigte man sich viel zu sehr mit den zugegebenermaßen manchmal etwas überraschenden Entscheidungen der Unparteiischen (Ohm/Ohm). Einzig Andreas Wolf hielt die blau-weiße Fahne einigermaßen hoch und warf sich den Frust von der Seele. Es wollte nichts mehr funktionieren, Pforzheim spielte geduldig die Partie zuende und gewann letztlich verdient mit 21:30. Philipp Walzik brachte es stellvertretend für das gesamte Team auf den Punkt: „Ich weiß nicht, was mit uns los war, aber heute hat keiner seine Normalform erreicht. Das war ein gebrauchter Tag.“
Es spielten:
1/8-Finale: Walzik, M. Müller, Tannenberger , Lux (8/2), Wannenmacher (2), Schnödt (1), Herold (2), Schramm (5), F. Müller (7), Wolf (3), Schöttner(2)
1/4-Finale: Walzik, M. Müller, Tannenberger (2) , Lux (2/2), Wannenmacher (2), Schnödt, Herold, Schramm (2), F. Müller (2), Wolf (8), Schöttner(3)