Das tat richtig weh. Der TSV Lohr hielt alle Trümpfe in der Hand und musste doch gegen Spitzenreiter Auerbach eine Niederlage hinnehmen. Eine Sekunde vor der Schlusssirene glückte Volker Hackenberg der 25:24-Siegtreffer für die Oberpfälzer. »Das war eine super Leistung. Wir führen fast die ganze Zeit und werden am Ende nicht belohnt. Wir treffen zwei falsche Entscheidungen – und das kostet uns das Spiel«, erklärte hinterher ein sichtbar mitgenommener TSV-Trainer Frantisek Fabian. Zwar hatte Lohr schon vor dem Gastspiel des Spitzenreiters nur mehr theoretische Titelchancen besessen. Doch ein Sieg über Auerbach hätte dem eigenen Ego sicher sehr gut getan.
Eine halbe Minute vor Schluss hatten die Gastgeber beim Stand von 24:24 Ballbesitz – und Coach Fabian nahm eine Auszeit. Seine Spieler brachten nach einer zuvor sehr aufreibenden Partie noch einen konstruktiven Angriffszug zustande und spielten Tom Spieß auf Linksaußen frei. Doch der 17-jährige Jugendnationalspieler scheiterte – es waren noch zwölf Sekunden zu spielen – an Raul Adam. Kurz zuvor hatte der Gästekeeper noch zwei Würfe des Lohrers Bohuslav Zeleny ins Tor rutschen lassen, obwohl er am Ball dran war. Doch beim entscheidenden Wurf war der Torhüter dann da.
So selbst in Ballbesitz gekommen, machten es die Gäste dann besser als die Lohrer: Frank Herold bediente mit einem langen Pass seinen Kollegen Volker Hackenberg – und der Linksaußen ließ sich die Chance nicht entgehen und überwand TSV-Keeper Manuel Prokscha eine Sekunde vor Ultimo zum 25:24-Siegtreffer für sein Team. Die Auerbacher Spieler fielen sogleich jubelnd übereinander her, sie hatten einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum Titel erreicht. Die Gastgeber saßen deprimiert auf der Auswechselbank oder starrten über das Parkett schreitend mit leerem Blick vor sich hin. Enttäuschung und Euphorie ganz nah beieinander.
»So ein Spiel gewinnst du nur, wenn du oben stehst. Wenn du hier als Zwölfter anreist, verlierst du das noch«, gab SV-Kreisläufer Michael Werner zu. Allerdings war den Auerbachern anzumerken, dass sie in einer Saison bislang ohne Niederlage mächtig Selbstvertrauen getankt haben. Selbst wenn die Lohrer einmal auf drei Tore weggezogen waren, verloren die Gäste nicht ihre Linie. Der frühere Zweitliga-Akteur, Matthias Werner, auf der Auerbacher Spielmacherposition brachte es zwar nur auf zwei Treffer, dennoch war der 27-Jährige der Mann, der in der entscheidenden Phase die Fäden in der Hand hielt. Und gegen die enorm aggressive und körperbetont agierende 3:2:1-Deckung der Gäste musste sich Lohr jeden einzelnen Treffer sauer verdienen.
Dennoch hatten die Gastgeber zeitweilig Vorteile. Etwa bei einem 16:13-Vorsprung kurz nach der Pause. Oder bei eigenem Ballbesitz und einer 24:23-Führung zwei Minuten vor dem Ende. Oder eben in der Schlussminute. »Wir hatten mehrmals die Möglichkeit, den Sack zuzumachen«, erklärte Lohrs Kreisläufer Max Brunner. »Eigentlich war es ein gutes Spiel von uns. Aber weil wir den Aufstieg schon vorher verspielt hatten, fehlten bei uns wohl ein bisschen die Überzeugung und die letzten paar Prozent, um das Spiel für uns zu entscheiden.« Vielleicht war dies in dieser Saison auch der entscheidende Unterschied: Während Lohr in einer Reihe von knappen Spielen Punkte ließ, bewahrte der wohl kommende Meister aus Auerbach immer wieder die Nerven, wenn es eng wurde.
Die Statistik des Spiels:
Lohr: Prokscha, T. Scheiner (n. e.) – B. Scheiner, Zeleny (9/2), Brunner (1), Avar (2), Kralik, Vozar (n. e.), Rahtz, Haberberger (n. e.), Purucker (1), Horn (3), T. Spieß (4), L. Spieß (4).