„Es ist alles ein großes Fragezeichen“ lautete die Antwort von Tobias Wannenmacher auf die Frage nach der Aufstellung für das Final-Four um den bayerischen Pokal. „Ich kann leider überhaupt nicht sagen, mit welchem Team wir antreten können.“ Vor kurzem noch von Manchem mit Unverständnis bedacht für seine Aussage, der Auerbacher Kader sei sehr eng, steht der Spielertrainer an diesem Wochenende vor dem Problem, ein konkurrenzfähiges Team auf die Beine zu stellen. Ralph Weiss wird voraussichtlich auch diesmal beruflich verhindert sein, Philipp Schöttner wartet noch auf die Diagnose einer ärztlichen Untersuchung und Matthias Schnödt laboriert an einer schmerzhaften Dehnung des Innenbandes aus dem Spiel in Anzing. Wannenmacher selbst war unter der Woche wegen diverser Blessuren in Behandlung und zog bestenfalls einen Kurzeinsatz in Betracht. Ein sinnvoller Trainingsbetrieb war unter diesen Voraussetzungen jedenfalls nicht möglich.
Eine gute Gelegenheit für Spieler des Reserveteams sich zu präsentieren und für höhere Aufgaben zu empfehlen - könnte man meinen. „Das wäre natürlich die einfachste Lösung“ erklärte Wannenmacher und ergänzte: „Nur leider spielt die 2. Mannschaft selbst in Hemau und braucht jeden einzelnen Spieler.“ In der Tat könnte auch das Team um Michael Werner mit einem Sieg als Tabellenführer in die Winterpause gehen. Genau diese wird von der Wannenmacher-Sieben sehnlich herbeigewünscht, um regenerieren und alle Blessuren auskurieren zu können. Doch zuvor gilt es gegen die TG Landshut noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren und mit einem Sieg zumindest die Teilnahme am neu geschaffenen DHB Amateur-Pokal zu erreichen. Die Niederbayern jedoch wollen die Gunst der Stunde nutzen und sich für die deutliche 40:19 Niederlage am sechsten Spieltag rehabilitieren. Ob ihnen dies gelingt, muss sich zeigen, denn immerhin haben sie in ihren sechs bisher in der Liga ausgetragenen Auswärtspartien fünfmal als Verlierer den Platz verlassen. Zuletzt hatte man mit ähnlichen personellen Problemen wie die Oberpfälzer zu kämpfen und verlor in Bayreuth deutlich mit 21:31, weshalb das Turnier in Auerbach ebenso „zum Frustabbau“ genutzt werden soll, wie zur Einstimmung auf die am Abend stattfindende TGL-Weihnachtsfeier. Möglicherweise wird das Team um Spielertrainer Markus „Mäx“ Böhner (32) dabei ähnlich lautstark vom aus Kommilitonen des in Bayreuth studierenden Alex Reitmeier bestehenden „Reiti-Fanclub“ unterstützt.
Das zweite Spiel des Tages beginnt um 13:30 Uhr. Hier treffen die Landesliga-Spitzenteams TSV Allach 09 und TSV 2000 Rothenburg aufeinander. Die Oberbayern führen die Südstaffel der 5. Liga mit sechs Punkten Vorsprung an. Dreizehn Siege in dreizehn Spielen und ein Torverhältnis von „plus 110“ sprechen eine deutliche Sprache und zeigen die Überlegenheit des Teams um Trainer Kurt Neumaier (50). Damit bestätigt der TSV einen seit einigen Jahren stetigen Aufwärtstrend. Entging man vor einiger Zeit noch knapp dem Abstieg, so gelang bereits in der Saison 2012/13 mit Platz 9 ein Schritt nach oben. In der darauf folgenden Spielzeit wurden die Oberbayern überraschenderweise der Nordstaffel zugeteilt, belegten dort jedoch einen hervorragenden dritten Tabellenplatz und sind nun – zurück in der Südstaffel – auf dem Sprung in die Bayernliga. Mit entsprechend viel Selbstvertrauen aber auch mit einem Bus voller Fans wird die Neumaier-Sieben anreisen und versuchen mit einem Sieg gegen den Nord-Landesligisten TSV 2000 Rothenburg den DHB-Amateur-Pokal zu erreichen.
Die Mittelfranken sind keine Unbekannten in Auerbach, spielte man doch einige Jahre in derselben Liga und lieferte sich immer wieder packende Duelle. Einige der aktuellen Spieler waren bereits des Öfteren in der Helmut-Ott-Halle. Namen wie Felix Kölle, Daniel Schubart oder Andreas Amann klingen ebenso vertraut wie Max Deussen, Sebastian Piller oder Csaba Szücs, wobei letztere bisher mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht wurden. So stand der ehemalige Erlanger Max Deussen noch vor nicht allzu langer Zeit im Tor des Drittligisten TSV Rödelsee, Sebastian Piller und Trainer Csaba Szücs kamen zu Beginn der aktuellen Runde vom TSV Winkelhaid. Ein starkes Team, das nach dem Abstieg in die Landesliga den sofortigen Wiederaufstieg anpeilt. Derzeit sieht es auch sehr gut aus für die Mittelfranken. Mit nur einem Punkt Rückstand führt man gemeinsam mit dem TV Erlangen-Bruck die Tabelle mit weitem Vorsprung an und musste bisher erst zwei Remis hinnehmen, zuletzt gegen eben jene Erlanger, die sich größtenteils aus dem letztjährigen Meister HC Erlangen III rekrutieren. Diese Konstellation verspricht eine sehr intensive und spielerisch hochwertige Partie, denn zu was die Spitzenteams der Landesliga in der Lage sind, zeigen die Teams aus Rimpar und Anzing Woche für Woche.
„Es geht um nicht weniger als um den Pokalsieg und um die Teilnahme am DHB-Amateurpokal“ erklärte Tobias Wannemacher unter der Woche. „Ich hoffe auf möglichst viele Zuschauer und eine gute Stimmung in der Halle. Wir werden alles aus uns rausholen, was noch in uns steckt, damit am Ende der Pokal für ein Jahr in Auerbach bleibt.“
Aufstellung: Walzik, M. Müller, Tannenberger, Weiss(?), Lux, Wannenmacher (?), Schnödt (?), Herold, Schmidtke, Schramm, F. Müller, Wolf, Schöttner (?)