Exakt vier Wochen nach dem letzten Spiel der Hinrunde beginnt für die Handballer des SV 08 Auerbach der zweite Teil des bisher größten sportlichen Abenteuers der Vereinsgeschichte. Vier Wochen sind eine lange Zeit, wenn man sehnsüchtig darauf wartet, dass die Bälle wieder fliegen, dass es endlich wieder los geht. Vier Wochen sind manchmal jedoch auch viel zu schnell vorbei, wenn es darum geht, alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen oder Verletzungen auszukurieren.
Tobias Wannenmacher und sein Team können davon ein Lied singen. „Natürlich freuen wir uns einerseits, dass die Pause zu Ende geht, zumal unsere Rückrunde gleich mit einem bayerischen Derby startet. Andererseits haben sich bei unseren Dauerverletzten keine gravierenden Verbesserungen ergeben“ dämpfte der Trainer all zu hohe Erwartungen an eine Entspannung der Personalsorgen. „Bei unseren Langzeitverletzten Maxi Hofmann und Philipp Schöttner ist es eine Spieltagsentscheidung, ob sie auflaufen können oder nicht.“ Zwar seien die Verletzungen einigermaßen ausgeheilt, jedoch fehle es den Spielern noch an Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit. Zudem musste er selbst sich in der Winterpause einem Eingriff am Ellenbogengelenk des Wurfarmes unterziehen.
Dass am Samstag ausgerechnet das Derby gegen den Topfavoriten der Liga ansteht, macht die Sache nicht gerade einfacher. Einzig die Fahrt ins zehn Kilometer nördlich von Würzburg gelegene Rimpar ist eine der kürzesten und deshalb etwas weniger belastenden Anreisen für die Oberpfälzer. Der Markt Rimpar, für Viele lediglich im Zusammenhang mit Handball bekannt, weiß durchaus mit berühmten Namen zu überraschen. So findet man in der 7800 Einwohner zählenden Gemeinde das erste und das letzte Werk Tilmann Riemenschneiders, eines der bedeutensten Bildhauer der Region. Die wohl weltweit bekanntesten Rimparer tragen allerdings den Namen Lehmann. Die drei Brüder Henry, Emmanuel und Mayer Lehman, in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts in die USA emigriert, gründeten 1850 in Montgomery, Alabama, die 2008 im Zuge der Finanzkrise insolvent gegangene Investmentbank Lehman Brothers Inc. Doch auch bekannte Sportler wie Ralf Keidel und vor allem Bernd Hollerbach, beide weitgereiste und erfolgreiche Fußballprofis und –trainer, haben hier ihre Wurzeln.
Aktuell ist allerdings Handball die erfolgreichste Sportart in und um Rimpar, was in erster Linie der DjK zu verdanken ist. In der vergangenen Saison als Neuling noch auf Platz Sechs gelandet, wollte man in dieser Spielzeit ein ähnliches, möglichst aber besseres Ergebnis erzielen. Nach einer überragenden Hinrunde führen die „Wölfe“ mit nur drei Minuspunkten derzeit unangefochten die Tabelle an und stehen auf dem Sprung in die 2. Bundesliga. Trainer Jens Bürkle spricht dennoch nach wie vor davon, „den Abstand auf die Spitze reduzieren“ zu wollen und erwartet von seinem Team vor allem die Heimspiele zu gewinnen, eine Vorgabe, die die Unterfranken bisher makellos erfüllen konnten.
Ebenso makellos ist die Bilanz der Unterfranken gegenüber dem aktuellen Bayerischen Meister aus Auerbach. In den letzten sieben Partien hatten die Oberpfälzer siebenmal das Nachsehen und mussten teils deftige Niederlagen einstecken. Dabei reicht die gemeinsame Zeit bis in die Landesliga zurück. Egal ob Bayernliga, Supercup, 3. Liga, immer wieder behielt Rimpar die Oberhand. Dass die DjK ähnlich wie der SV 08 mit hauptsächlich im eigenen Verein geschulten oder aus der Region stammenden Spielern antritt und bisher auf teuere Einkäufe verzichtet hat zeigt, dass man mit dieser Philosophie durchaus erfolgreich arbeiten kann.
Und der Erfolg zieht auch die Zuschauer an. Durchschnittlich 900 Fans besuchen die Heimspiele in der Rimparer Dreifachsporthalle und unterstützen lautstark ein Team, in dem als stärkste und torgefährlichste Spieler wohl die Rückraumschützen Daniel Sauer (69 Tore), Patrick Schmidt (63 Tore), Stefan Schmitt (54 Tore) und Kreisläufer Jan Schäffer (40 Tore) anzusehen sind. Auch auf den Außenbahnen dürften die Unterfranken individuell stärker besetzt sein als der Aufsteiger. Daneben stellen die „Wölfe“ mit Max Brustmann einen der besten Torhüter der Liga.
„Es gibt wohl kaum ein Spiel, in dem wir deutlicher die Außenseiterrolle inne haben, weshalb es auch wenig Sinn macht, sich gezielt auf diese eine Partie und speziell auf diesen Gegner vorzubereiten. Unser Hauptaugenmerk ist längerfristig angelegt und richtet sich eher auf Gegner unserer „Gewichtsklasse“. So lange wir in Rimpar nicht komplett „unter die Räder“ kommen, können und müssen wir von einem Erfolg sprechen“ gab Tobias Wannenmacher die Marschroute für das Derby vor.
Am Rande sei noch erwähnt, dass am Nachmittag (15:30 Uhr) auch die beiden A-Jugend-Teams ihr Bayernliga-Duell in Rimpar austragen.
Aufstellung: Adam, Walzik, Ma. Werner, Weiss, Hofmann (?), Mi. Werner, Hackenberg, Knerr, Wannenmacher, Schnödt, Herold, Reger, Schmidtke, Schöttner (?)