Der Begriff Derby bezeichnet laut Wikipedia eine „Austragung im Mannschaftssport, bei der zwei meist rivalisierende Sportvereine einer Region aufeinander treffen. Für die Fans der betroffenen Vereine haben solche Ereignisse häufig eine hohe symbolische Bedeutung.“ Sicherlich muss man den Begriff „rivalisierend“ genauer definieren, denn im Falle der beiden Bayernligisten Auerbach und Bayreuth kann man wohl schwerlich eine ähnliche Rivalität feststellen, wie sie beispielsweise zwischen dem 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth, dem FC Schalke 04 und dem BVB Dortmund oder gar bei den Stadtduellen in Glasgow oder Rom herrscht. Dennoch bekamen die Zuschauer bei den Aufeinandertreffen zwischen dem SV 08 und dem HaSpo in den Jahren seit Auerbach in die Bayernliga aufstieg immer wieder spannende und auch hochemotionale Spiele mit unterschiedlichsten Ergebnissen geboten. Konnte der Neuling Auerbach in seiner ersten Oberligasaison die Ergebnisse noch einigermaßen ausgeglichen gestalten, so mussten sich die Oberpfälzer im Jahr darauf zweimal geschlagen geben. Im Jahr darauf bezwang man die Oberfranken in beiden Partien mit jeweils 12 Toren Unterschied und feierte am Ende der Runde überlegen den Meistertitel.
Auch wenn sich beide Teams seither deutlich verändert haben, so stehen doch einige der damaligen Akteure noch immer im jeweiligen Aufgebot. Bei den Blau-Weißen sind lediglich vier Spieler (Weiss, Schnödt, K. Herold und Schöttner) noch dabei, während immerhin sechs Akteure der Oberfranken (Lenhard, Hümpfer, Tscheuschner, S. und Y. Berghammer, Herrmannsdörfer) auch jetzt noch die Stiefel für ihr Team schnüren. Eine Sonderstellung nimmt diesbezüglich Torwart Alexander „Bumbers“ Wittmann (22) ein. Er stand 2012 im Auerbacher Kasten und wechselte nach der Saison nach Bayreuth, wo er sich inzwischen zu einem guten Bayernliga-Keeper entwickelt hat. Unterstützt wird er dabei von einer starken Abwehr um Marius Hümpfer (24). „Ein schwer einzuschätzender Spieler“ lautete das Urteil von Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher. „Er spielt aggressiv in der Abwehr und kann an einem guten Tag im Angriff den Gegner alleine „abschießen“, wobei er einmal aus dem Rückraum und das andere Mal vom Kreis agiert.“ Im linken Rückraum gilt das besondere Augenmerk der Oberpfälzer dem Rückkehrer Michael „Iba“ Neumaier (25). Schnell, sprungstark und treffsicher ist er immer für mindestens fünf Tore gut, ähnlich wie Tim Herrmannsdörfer (20) auf der Mittelposition. Der kleine und wuselige Spielmacher trifft nicht nur selbst ziemlich oft, sondern setzt immer wieder mit viel Spielwitz seine Mitspieler ein und bringt sie in aussichtsreichste Positionen. Hiervon profitiert vor allen anderen Sebastian Schmidt (19) am Kreis. „Ein trotz seiner Jugend starker Kreisläufer, den wir in jedem Fall in den Griff bekommen müssen“ meinte der Auerbacher Trainer und ergänzte: „Bayreuth spielt einen schnellen Handball aus einer aggressiven Abwehr heraus, eine Spielweise, die der unseren durchaus ähnlich ist und die uns eigentlich liegt. Man hat am vergangenen Wochenende gesehen, dass wir mit dem etwas bedächtigeren Spiel der Coburger streckenweise nicht so gut zurecht gekommen sind.“
Er hofft, dass Felix Müller für das Derby zumindest soweit fit wird, dass er einige Minuten in der Abwehr einsetzbar ist und eventuell für etwas Entlastung für den zuletzt starken Andreas Wolf sorgen kann. „Felix hat zwar schon wieder mit der Mannschaft trainiert, allerdings nur eingeschränkt, weshalb wir sicher kein Risiko eingehen werden. Alle anderen sind soweit fit und freuen sich auf das Derby.“ Ob es für eines der Teams zum Vor- oder Nachteil gereicht, dass er und HaSpo-Trainer Matthias Bracher (52) sich seit ihren gemeinsamen Jahren beim HC Erlangen bestens kennen, wird sich am Samstag zeigen. „Matsches und ich haben eine ähnliche Vorstellung vom Handball und letztlich sind wohl auch gewisse Gemeinsamkeiten bei den Spielzügen und Auslösehandlungen vorhanden, aber wie lautet schon eine alte Fußballweisheit? „Wichtig ist auf dem Platz“. Es sind die Spieler, die ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und die Vorgaben möglichst gut umsetzen müssen.“
Trotz aller Ähnlichkeiten geht der Drittliga-Absteiger und bisher ungeschlagene Tabellenführer SV 08 Auerbach von der Papierform her als Favorit in die Partie. Doch Vorsicht ist geboten, denn Derbys haben ihre eigenen Gesetze. Außerdem mussten sich die Oberpfälzer im letzten Testspiel vor der Saison den Gästen schon einmal in eigener Halle geschlagen geben und der Kantersieg der Oberfranken am vergangenen Wochenende gegen Unterhaching (36:22) sorgte bestimmt bei allen Akteuren für zusätzlich Motivation und Selbstvertrauen - soweit dies überhaupt nötig war. „Ein Derby gegen Bayreuth in eigener Halle, da muss ich keinen meiner Spieler gesondert motivieren“ zeigte sich auch Tobias Wannenmacher zuversichtlich. „Das wird ein emotionaler Ritt vor voller Tribüne. Bestimmt kommen auch jede Menge Fans aus Bayreuth, sodass die Stimmung einem echten Derby angemessen sein wird. Ich hoffe allerdings, dass wir am Ende sowohl neben als auch auf dem Feld die Nase vorn haben.“
Aufstellung: Walzik, M. Müller, Tannenberger, Weiss, Wannenmacher, Lux, Schnödt, Herold, Schmidtke, Schramm, F. Müller, Wolf, Schöttner