Handball – 3. Liga Süd Sebastian Roth lässt es zehn Mal krachen. Bad Neustadt spielt remis in Balingen.
Coburg – 3.054 Zuschauer fieberten im letzten Heimspiel des HSC 2000 Coburg der Meisterschaft entgegen. Doch die hatten mit dem SV 08 Auerbach erst einmal einen schweren Brocken vor sich. 40 Minuten dauerte es, bis man den Gegner im Griff hatte und auch in der Schlussphase war man unkonzentriert, sicherte dann aber trotzdem den 28:25-Erfolg. Gefeiert werden konnte aber nicht, denn Bad Neustadt kam bei HBW Balingen-Weilstetten II zu einem 32:32-Unentschieden.
HSC 2000 Coburg – SV 08 Auerbach 28:25 (13:11) Beim HSC 2000 Coburg war beim Aufwärmen eine gewisse Lockerheit zu spüren. Aber auch der SV 08 Auerbach präsentierte sich gelöst und zufrieden. Als Credo war dort ausgegeben worden: „Nur wer mitspielt kann gewinnen.“ Dem HSC sollte das Feld auf gar keinen Fall kampflos überlassen werden, auch spielerisch hatte man vor, das Unmögliche vielleicht doch zu schaffen und sich mit einem Sieg das letzte Fünkchen Hoffnung auf den Klassenerhalt zu erhalten. Den ersten Treffer markierte dann sogar ein Coburger im Trikot des SV 08 Auerbach – Andeas Wolf ließ Krechel keine Chance. Auf der anderen Seite hatte Jiri Vitek weniger Glück, sein Wurf traf zwei Mal Aluminium und landete dann in den Händen des Torwartes. Den ersten HSC-Treffer markierte kurz darauf Sebastian Roth. Weil er diesen für Jan Gorr zu lange feierte und deswegen zu spät zum Abwehrwechsel kam, gab es gleich einen „Anpfiff“ von Gorr.
Im Hexenkessel HUK-COBURG arena hielten die Gäste lange mit, mussten sich aber letztendlich nach 60 umkämpften Minuten geschlagen geben
Bis zur ersten Führung der Gastgeber dauerte es, weil Coburg reihenweise beste Chancen versiebte und Riesenlücken in der Abwehr offenbarte, die Auerbach dankend annahm. Nach acht Minuten stand ein fast erschreckendes 3:6 an der Anzeigetafel. Bis zum 5:6 war es ein Duell Sebastian Roth gegen Auerbach. Alle fünf Treffer gingen auf das Konto des linken Rückraumspielers der Coburger, der sich dann beim 5:7 (12.) aber auch den ersten Fehlwurf leistete. Nach 13 Minuten trug sich dann mit Sebastian Kirchner endlich ein anderer in die Coburger Torschützenliste ein. Wen die HSC-Abwehr aber nicht in den Griff bekam war Andreas Wolf. Als Oliver Krechel nach 18 Minuten einen Strafwurf parierte schien die Zeit für die erste Führung gekommen. Doch in der aufgeheizten Stimmung, nicht nur zwischen Roth und seinem Gegenspieler Schöttner, dauerte es genau 20 Minuten, ehe Ronny Göhl per Strafwurf das 9:8 erzielte.
Aufregung gab es gleich darauf. Zum wiederholten Mal wurde Sebastian Kirchner von hinten geschoben, knickte um und musste verletzt vom Feld, Steffen Coßbau kam. Aber die Coburger taten sich weiter schwer, hatten die Partie bei weitem nicht im Griff. Vor allem aus dem Rückraum war die zu defensive Abwehr verwundbar, da Auerbach da fast nach Belieben schalten konnte. Die spielten ihr Spiel auch ruhig und unaufgeregt herunter und forderten den HSC so, wie es von einer fast schon abgestiegenen Mannschaft von vielen so wohl nicht erwartet worden war.
Die Entscheidung um den Titel fällt erst am Samstag, trotzdem bedanken sich die Spieler bei ihren treuen Fans für eine jetzt schon erfolgreiche Saison, die am Samstag noch mit dem Meistertitel gekrönt werden kann
Ungewöhnlich lang behielt Jan Gorr sein Team dann auch in der Kabine zur Halbzeit, in der man aufgrund eines knappen Rückstandes von Bad Neustadt in Balingen virtuell Meister war. Doch meisterlich hatte sich Coburg bis dato nicht unbedingt präsentiert, auch wenn es nach Wiederanpfiff zur ersten Vier-Tore-Führung reichte (15:11). Aber gegen die gut eingestellte Abwehr von Auerbach hatten die Coburger weiter viel Mühe, die nötigen Lücken zu finden. Da war Übersicht und Geduld nötig, letzteres fehlte ab und an. Die Coburger Bank und die Zuschauer schienen auch langsam die Geduld mit den Entscheidungen der Unparteiischen zu verlieren. Zu Recht denn ein klares Stürmerfoul von Kenny Schramm werteten die SR als Abwehr durch den Kreis von Johan Andersson. Wenig später war dann die gelbe Karte gegen Jan Gorr fällig, als wieder nachgepfiffen wurde als Oliver Krechel bereits pariert hatte. Allerdings hatten die SR dann auch gut aufgepasst, als Roth von hinten in den Arm gegriffen wurde, was kaum zu sehen war. Da gab es genauso Beifall von Jan Gorr wie nach dem 22:16 von Sebastian Roth, dessen neunter Treffer. Spätestens ab da ging immer häufiger der Blick auf die Smartphones, was die Partie in Balingen hergibt. Da ging es verdammt eng zu. Coburg ließ sich jetzt aber nicht mehr in Bedrängnis bringen, obwohl Auerbach die Abwehrarbeit noch einmal forcierte und darüber auf 23:25 (55.) herankam, weil Coburg seine Chancen auch nicht mehr im gegnerischen Tor unterbrachte. Das intensive Friedberg-Spiel vom Mittwoch zeigte Wirkung, hatte aber doch keine Auswirkungen.
SR: Zeki Kaplan (Wiesbaden) / Benjamin Sirker (Griesheim)
HSC 2000 Coburg: Havard Martinsen, Oliver Krechel – Ronny Göhl (4/2), Johan Andersson (1), Dominic Kelm (2), Hajck Karapetjan (1), Sebastian Kirchner (1), Jiri Vitek (1), Tomas Riha (1), Steffen Coßbau (2), Maximilian Drude (2), Till Riehn (1), Sebastian Roth (10), Philipp Seitle (2). – Zeitstrafen: 2 / Siebenmeter: 3/2.
SV Auerbach 08: Raul Adam, Philipp Walzik – Kenny Schramm (4), Alexander Tannenberger, Ralph Weiss, Felix Müller (5), Matthias Werner, Maximilian Lux, Tobias Wannenmacher, Dominik Brodschelm (1), Karsten Herold, Andreas Wolf (8/4), Mario Schmidtke (5/1), Philipp Schöttner (2). – Zeitstrafen: 5 / Siebenmeter: 6/5.
Jetzt gilt es: Am letzten Spieltag kann der HSC in Pforzheim mit einem Sieg den Aufstieg perfekt machen
STIMMEN ZUM SPIEL:
HSC-Trainer Jan Gorr: „Der Gegner ist so aufgetreten, wie wir es erwartet hatten, hat über die volle Distanz dagegengehalten. Das war ein hartes Stück Arbeit, ich bin froh dass wir am Ende gewonnen haben. Auch von Bad Neustadt in Balingen haben wir ja nichts geschenkt bekommen, aber wir haben es nächste Woche in Pforzheim in eigener Hand.“
SV-Trainer Tobias Wannenmacher: „Wir haben es nicht heute vergeigt, sondern in den letzten Wochen. Heute bin ich stolz auf meine Mannschaft. Sie hat sich von der Atmosphäre unbeeindruckt gezeigt und ist sogar nach dem Sechs-Tore-Rückstand noch einmal zurückgekommen.“
HSC-Spielführer Ronny Göhl: „Es war sehr anstrengend, es war knapp, weil wir das Spiel nach der klarer Führung noch einmal unnötig spannend machen. Kompliment an Auerbach für deren kämpferische Leistung. Jetzt müssen wir halt nächste Woche auf der Rückfahrt feiern.“
HSC-Spieler Sebastian Roth: „Till hat mich gut in Szene gesetzt. Auerbach war nicht im Vorbeigehen zu schlagen. Man hat gemerkt, dass sie ihre letzte Chance nutzen wollten. Am Ende ist es knapp geworden, aber wir waren auch platt von den drei Spielen in acht Tagen.“
Bericht von Ralph Bilek (Coburger Tageblatt, 05.05.2014)
Sprungbrett HSC 2000 Coburg mit Bildern von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de) und O-Tönen von Radio EINS (www.radioeins.com)