Als der Anruf kam, war ihm sofort klar, dass er es tun würde. Nach einem Sabbathalbjahr in Neuseeland hatte er genug Distanz zu seinem Verein und der heimischen Handballszene gewonnen, um sich auf einen sportlichen Tapetenwechsel einzulassen. Christian Häckner, gerade erst wieder aus dem „Land der Wolken“ in Deutschland zurückgekehrt, sagte dem TSV Rödelsee, dem Klub, dem er immerhin seine gesamte Aktiven-Laufbahn angehört hatte und mit dem er von der Bezirksoberliga bis in die Dritte Liga aufgestiegen war, ade. Damit war der Weg frei für einen Wechsel zu dem Verein des Trainers, der ihn nicht zum ersten Mal umworben hatte: Bayernligist DJK Waldbüttelbrunn, trainiert von Karoly Kovacs.
„Christian ist in der Abwehr eine echte Kante und er passt auch menschlich super zu uns“, nennt Kovacs zwei der Hauptgründe für die Verpflichtung des Hünen, der mit seinem Einstand in Waldbüttelbrunn noch nicht 100-prozentig zufrieden ist. „Ich will noch mehr“, sagt der 28-Jährige ehrgeizig. „Über die Sicherheit, die ich mir durch meine Abwehrarbeit hole, will ich mich hier noch mehr in den Angriff einbringen.“ Mannschaftlich gesehen hat es bis zum vergangenen Wochenende sicher wenig Anlass für Unzufriedenheit über den Saisonstart der Waldbüttelbrunner gegeben. Dann bezog die DJK ihre erste Saisonniederlage in Unterhaching (30:37). Eine deftige Schlappe war es, und dazu ein empfindlicher Stimmungsdämpfer im Spiel vor dem Bayernligagipfel an diesem Samstagabend gegen Spitzenreiter SV Auerbach. „Es ist schwierig zu sagen, was schiefgelaufen ist“, sucht Häckner nach Erklärungen. „Wir hätten noch Stunden spielen können und nicht gewonnen. In Gedanken waren wir vielleicht schon beim Spiel gegen Auerbach.“
Seine Mannschaft müsse nun schnell den Kopf frei bekommen und sich auf den Spitzenreiter einstellen, vor dem Häckner eine gesunde Portion Respekt hat: „Auerbach ist eingespielt und zieht sein Ding auch in schwierigen Situationen abgeklärt durch. Diese Erfahrung ist vielleicht das, was uns der SV voraushat.“ Die Erfahrung von zwei Spielzeiten in Deutschlands dritthöchster Spielklasse – genau das hatte Karoly Kovacs bereits vor Saisonbeginn als möglichen Faktor ausgemacht, der das Meisterschaftspendel am Ende der Spielzeit zugunsten der Oberpfälzer ausschlagen lassen könnte. Und auch deswegen lotste er Christian Häckner nach Waldbüttelbrunn, denn der bringt immerhin den Erfahrungswert einer Hinrunde in der Dritten Liga mit. Der Bauleiter, bei einem Würzburger Architekturbüro angestellt, nennt drei Dinge, auf die es am Samstag ankommt. „Wir brauchen individuell von jedem 200 Prozent, eine geschlossene Teamleistung und auch das Quäntchen Glück. Das wird eine harte Nuss. Aber nichts ist unmöglich.“
Will die DJK Waldbüttelbrunn (2./18:2) ihre Aufstiegsambitionen nicht vorerst begraben müssen, muss sie die Begegnung mit Drittliga-Absteiger SV Auerbach (1./20:0) gewinnen. Gegen den bei weitem produktivsten Angriff der Bayernliga sehen Handballexperten jedoch die Gäste, die mit Linkshänder Mario Schmidtke und Spielertrainer Tobias Wannenmacher auch zweitligaerfahrene Akteure aufbieten, leicht im Vorteil. Viel wird davon abhängen, ob die DJK ihre in der Vorwoche vermisste Abwehrstärke wiederfindet und auf die zuletzt angeschlagenen Spieler (Lukas Lutz, Julian Stumpf, Manuel Feitz) zurückgreifen kann.
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