Mit knapp 230 Kilometern steht für die Handballer des SV 08 Auerbach an diesem letzten Spieltag der Hinrunde eine der weitesten Fahrten an. Ziel ist dabei die Gymnasiumshalle in Markt Schwaben, wo der SV Anzing seine Heimspiele austrägt. Beide Orte liegen nur etwas mehr als 20 Kilometer östlich von München und fast genauso weit südlich von Erding. Überregional bekannt wurde der Ort durch den „Katze von Anzing“ genannten, früheren Torhüter des FC Bayern München sowie der deutschen Nationalmannschaft Sepp Maier, der lange Zeit hier lebte. Seit dieser Saison wird in Anzing auch Bayernliga-Handball geboten. Der Aufsteiger spielte bis zum Abschluss der vergangenen Saison noch in einer Spielgemeinschaft mit dem Team aus Kirchheim und firmierte unter HSG Kirchheim/Anzing. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über die sportliche Zukunft trennten sich die Vereine jedoch und treten seither in unterschiedlichen Ligen an.
Von vielen wurden die „Anzinger Löwen“ als einer der ersten Abstiegskandidaten gehandelt. Allerdings starteten die Oberbayern besser in die Saison als vermutet. Zwei Siege, zwei Remis und lediglich zwei Niederlagen in den ersten sechs Partien brachten dem Team um Trainer Hubert Müller zwischenzeitlich Platz Acht in der Tabelle. Seither jedoch musste man fünf Niederlagen und den Absturz auf Platz Elf hinnehmen, bevor man wieder einen Sieg landen konnte. Rechtzeitig zum Spiel gegen den Spitzenreiter gelang am vergangenen Wochenende ein überraschend souveräner 28:32 Sieg beim letztjährigen Tabellen-Dritten TSV Unterhaching. Trainer Hubert Müller, selbst jahrelang Trainer und Vorstandsmitglied in Unterhaching und seit 2012 verantwortlich für die Löwen, traf dabei nicht nur auf sein ehemaliges Team, sondern auch auf seinen Sohn Marco, der inzwischen den TSV trainiert.
Dabei zeigte das Team aus Anzing wieder einmal, dass es einerseits einen schnellen und modernen Handball gestützt auf eine aggressive und massierte Abwehr bevorzugt. Diese Spielweise brachte dem Team im Vorjahr auch die mit weitem Vorsprung eingefahrene Meisterschaft in der Landesliga Süd, wo man die deutlich stärkste Defensivabteilung stellte. Legt man die aktuellen Statistiken zugrunde, zeigt sich ein ähnliches Bild, denn obwohl mit Jonathan Limbrunner (20, 63 Tore), Philip Ball (22, 56 Tore) und Matthias Haberthaler (22, 50 Tore) drei der stärksten Torschützen der Liga in den Reihen der Oberbayern stehen, haben in der Hinrunde bisher nur drei Teams weniger Treffer erzielt. Limbrunner und Haberthaler agieren dabei von der linken Rückraumposition aus, während Ball auf der linken Außenbahn wirbelt.
„Anzing ist sehr schwer auszurechnen“ erklärte Tobias Wannenmacher unter der Woche. „Auch wenn wir in der Vorbereitung bei einem Turnier in Fürstenfeldbruck deutlich gegen sie gewonnen haben, wäre es fatal, dieses Team zu unterschätzen. Nicht erst seit dem Sieg gegen Haching haben sie gezeigt, dass man immer mit ihnen rechnen muss. Selbst Waldbüttelbrunn hat sich hier sehr lange schwer getan und erst am Ende das Spiel für sich entschieden. Außerdem haben sie offenbar ein ähnlich lautstarkes Publikum wie wir.“ Personell haben die Oberpfälzer ein paar Fragezeichen zu verdauen. „Ich weiß heute noch nicht, ob Ralph Weiss diesmal dabei sein kann, oder ob er wieder beruflich verhindert ist“ erklärte der Trainer. Philipp Schöttner war unter der Woche krank und Wannenmacher selbst laboriert seit dem Spiel gegen Sulzbach an einer schmerzhaften Kapselverletzung in der Hand. Da die Auerbacher wie üblich mit einem Bus ihrer reisefreudigen Anhängerschaft anreisen werden, sollte dieses letzte Spiel der Hinrunde für alle Interessierten einen durchaus lohnenswerten und spannenden Event bieten.
Aufstellung: Walzik, M. Müller, Tannenberger, Weiss(?), Lux, Wannenmacher, Schnödt, Herold, Schmidtke, Schramm, F. Müller, Wolf, Schöttner.