Eine der weiteren Fahrten (etwa 340 Kilometer) steht an diesem Sonntag an für die Handballer des SV 08 Auerbach, wenn sie am frühen Vormittag in Richtung Balingen aufbrechen. Die Große Kreisstadt liegt am Rand der Schwäbischen Alb etwa 70 Kilometer südwestlich von Stuttgart und hat etwas mehr als 33.000 Einwohner. Bereits im Jahr 863 als kleines Dorf Balginga erstmals erwähnt, wurde die Stadt Balingen im Jahr 1255 gegründet. Mit diesem Stadtrecht wuchs die Siedlung rasch an und erhielt zur Sicherung eine Ummauerung, die noch heute an manchen Stellen zu besichtigen ist. Das Wahrzeichen der Stadt ist jedoch das Zollernschloss mit dem angrenzenden ehemaligen Gerber-Viertel, das auch „Klein-Venedig“ genannt wird. Auch der Wasserfall im Ortsteil Zillhausen, wo der Büttenbach insgesamt 26 Meter tief - davon 17 Meter in freiem Fall - in eine Schlucht stürzt, ist eine der bekannteren Attraktionen der Stadt.
Für viele Sportler interessant dürfte sein, dass in Balingen der Sitz des Teamsportartikelherstellers „uhlsport GmbH“ liegt. Die gleichnamige Marke uhlsport (Fußball) sowie die hauseigenen Marken „Kempa“ (Handball) und „Spalding“ (Basketball) sind für die Ausstattung von Teams in der ganzen Welt bekannt. Manch einer der Blau-Weißen wird sich auch deshalb ärgern, dass das Spiel an einem Sonntag stattfinden muss.
Erfolgreichster Verein der Stadt ist die 2002 durch die Fusion der Handballer der TSG Balingen und des TV Weilstetten entstandene Spielgemeinschaft HBW Balingen-Weilstetten. Bereits nach der ersten Saison stieg man von der Regionalliga in die 2. Bundesliga Süd auf. Seit der Meisterschaft im Jahr 2006 spielt die HBW in der „stärksten Liga der Welt“ und trägt ihre Heimspiele in der 2006 erbauten und 2.300 Zuschauer fassenden SparkassenArena aus, wo selbst das Drittliga-Team in der vergangenen Spielzeit durchschnittlich 560 Zuschauer begrüßen konnte. Dabei wirkt sich der so genannte „Balinger Weg“, einer Vereinsphilosophie, die auf die enge Vernetzung von Nachwuchsarbeit, Perspektivteam und Bundesliga-Team zielt, äußerst positiv auf die Erfolge der „Gallier von der Alb“ aus. Immer wieder werden Talente aus dem Perspektivkader in das Bundesliga-Team integriert. Somit kommt der 2. Mannschaft und dem dadurch möglichen systematischen Leistungsaufbau sowie der Entwicklung von Spielerpersönlichkeiten eine zentrale Stellung im HBW- System zu.
Trainer des Perspektivkaders ist Eckard Nothdurft (48). Der Diplom-Sportlehrer lief während seiner aktiven Zeit lange Jahre als gefürchteter Kreisläufer für den VfL Pfullingen in der 2. Liga auf und agierte sogar ein Jahr beim VfL Gummersbach neben Stefan Kretschmar in der 1. Bundesliga. Seit seinem Antritt im Jahr 2009 führte er sein Team erfolgreich durch die Spielzeiten der 3. Liga. So belegte man im Vorjahr am Ende immerhin den 3. Platz in der Tabelle. Auch wenn Nothdurfts offizielles Saisonziel „frühzeitiger Klassenerhalt“ sehr zurückhaltend klingt, so kann es nicht über die Rolle der HBW als Mitglied im erweiterten Favoritenkreis hinwegtäuschen. Dabei musste das Team einige Veränderungen verkraften. Insgesamt sechs Spieler verließen die „Jung-Gallier“, darunter mit Torhüter Paul Bar, dem tschechischen Junioren–Nationalspieler Milan Skvaril, Allrounder Fabian Schlaich sowie Rückraumspieler Micha Thiemann auch einige Akteure, die in der letzten Saison zu den Leistungsträgern zählten.
Die entstandenen Lücken konnten jedoch adäquat geschlossen werden. So steht mittlerweile mit dem vom TV Groß-Umstadt gekommenen Karim Ketelaer ein ebenso junger wie talentierter Spieler zwischen den Pfosten. An ihn dürften einige der Auerbacher Spieler sogar noch die eine oder andere Erinnerung haben, spielte er doch in der Saison 2009/2010 noch bei der Junioren-Akademie des TV Großwallstadt, dem ehemaligen HBLZ. Inzwischen gehört er ebenso wie Linksaußen Patrick Weber fest zum Erstligakader der HBW. Fabian Wiederstein (18) als eines der vielversprechendsten deutschen Talente am Kreis und Linkshänder Jannik Hausmann gehörten in diesem Sommer bei der WM in Ungarn zum Aufgebot der U 19- Jugendmannschaft. Als weitere Aktivposten und torgefährliche Akteure der Jung-Gallier haben sich in dieser Spielzeit die Rückraumspieler Benedikt Brielmeier und Christian Wahl erwiesen.
Mit einem Altersdurchschnitt von 21 Jahren steht dem SV 08 Auerbach also eines der jüngsten Teams der Staffel gegenüber. Dabei ist auch der 31-jährige Spielmacher Alexandar Stevic als Kopf des Teams eingerechnet. Er konnte bei seinen früheren Stationen in Pfullingen, Balingen und Neuhausen reichlich Erfahrungen in der 1. und 2. Bundesliga sammeln und soll für die notwendige Erfahrung und Cleverness sorgen. In der laufenden Saison gelang dies nur bedingt. Nach 8:2 Punkten aus den ersten fünf Partien mussten die „Jung-Gallier“ zuletzt drei Niederlagen am Stück einstecken und liegen derzeit mit ausgeglichenem Punktekonto drei Plätze vor Auerbach auf Rang Sieben.
„Balingen gehört sicher zum erweiterten Kreis der Favoriten in der Staffel und ich erwarte ein ähnlich schweres Spiel wie an den beiden vergangenen Wochenenden“ sagte Tobias Wannenmacher am Rande einer Trainingseinheit. „Zumindest sind alle an Bord, keiner ist schwerer verletzt. Wir haben schon den einen oder anderen Punkt auf unserem Konto, weshalb der Druck nicht übermäßig groß ist. Dennoch wollen wir uns so gut wie möglich aus der Affäre ziehen.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Walz, Müller, Lux, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner