Handball 3. Liga „Sieg oder Gladiolen!“ Frei, sehr frei nach dem ehemaligen Trainer des FC Bayern München Louis van Gaal brachte Thomas Bader die Vorgabe für das Spiel gegen Gensungen/Felsberg auf den Punkt. Damit wäre eigentlich alles gesagt. Der SV 08 Auerbach belegt derzeit mit 23:35 Punkten Tabellenplatz 13 und würde damit auch in der nächsten Saison drittklassigen Handball spielen. Einen Zähler dahinter lauert jedoch ausgerechnet der Gegner dieses letzten Spieltages. Die HSG Gensungen/Felsberg könnte den Klassenerhalt allerdings nur schaffen, wenn sie in Auerbach einen Sieg erringt, den Oberpfälzern genügt ein Remis. Dass man im Handball nicht auf unentschieden spielen kann, ist wohl jedem klar, weshalb Spielertrainer Tobias Wannenmacher auch unter der Woche noch einmal eindeutig klar stellte: „Wir wollen dieses letzte Spiel gewinnen.“
Die Voraussetzungen scheinen zunächst für Auerbach zu sprechen. Zum einen findet das Spiel in der heimischen Helmut-Ott-Halle statt. „Sagt den Leuten, die keine Dauerkarte haben, sie sollen rechtzeitig in der Halle sein, es wird vermutlich richtig voll am Samstag“ sagte Manager Peter Hackenberg voraus. Damit sprach er auch die Tatsache an, dass alleine aus Gensungen eine Bestellung über 100 Eintrittskarten bei ihm eingegangen ist. „Erlangen und Sulzbach haben keine eigenen Spiele und für Bayreuth wäre es selbst wichtig, dass wir nicht absteigen. Da werden auch von dort etliche Leute kommen.“ Es sollen sich sogar Fans aus Coburg angesagt haben. Für Stimmung ist also sicher gesorgt. Zum anderen haben die Verantwortlichen deutlich Druck von der Mannschaft genommen mit der Aussage, dass „die Welt im Falle eines Abstiegs nicht untergeht.“ „Wir werden deshalb nicht auseinander brechen, fast alle Spieler haben auch für die Oberliga zugesagt, selbst die Neuzugänge.“ Dennoch will man natürlich lieber in der 3. Liga verbleiben und wird am Samstag alles geben, um als Sieger vom Platz zu gehen.
Doch auch die Gäste aus Nordhessen versuchen noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. So wurde im Abstiegskampf kurzfristig und vorerst für die letzten beiden Saisonspiele mit Carsten Göbel ein langjähriger Spieler der HSG reaktiviert. Lange Zeit galt er als einer der besten Halblinken der 2. Bundesliga. Der 32-Jährige hatte im Sommer 2011 seine Karriere nach über 15 Jahren Zweite und Dritte Liga beendet und sich danach beim HSC Erfurt fit gehalten, für den er in der Saison 2011/12 sporadisch in der Mitteldeutschen Oberliga zum Einsatz kam. Bei seinem ersten Einsatz am vergangenen Wochenende gegen den HSC 2000 Coburg verstärkte Göbel nicht nur den Mittelblock der Hessen, sondern erzielte auf Anhieb fünf Tore. Aber auch ohne den „Neuzugang“ verfügen die Edertaler schon über ein starkes Team, dessen derzeitige Tabellensituation für viele Experten durchaus überraschend ist. Weitere sieben Spieler weisen zweitliga- Erfahrungen auf, unter anderen Linksaußen Stephan Untermann (114 Tore) und Kreisläufer Michael Viehmann (103 Tore). Nachdem im Vorjahr der 9. Tabellenplatz erreicht wurde und die Mannschaft lediglich einen Abgang zu verzeichnen hatte, galten die Hessen für viele als Team für die obere Tabellenregion. Zusätzlich wurde das Team durch vier Neuzugänge noch einmal verstärkt. Von der TG Münden kam mit Rückraumwerfer Christian Grambow der derzeit erfolgreichste Torjäger der Hessen (117 Tore) und aus der A– Jugend der HSG Baunatal stammt Linkshänder Kevin Trogisch, der zuletzt ebenfalls verstärkt auf sich aufmerksam machen konnte.
Angesichts dieser Qualität im Kader und dem gelungenen Start mit 5:1 Punkten in die Saison, überraschte das Team mit sechs sieglosen Spielen in der Folgezeit. Am Ende der Hinrunde noch auf Rang 11, rutschte man im Verlaufe der Rückrunde immer tiefer in der Tabelle und wurde letztlich sogar tief in den Abstiegsstrudel hineingezogen. Selbst ein Trainerwechsel von Dragos Negovan zum ehemalige Gensunger Zweitligaspieler Arnd Kauffeld konnte diese Talfahrt nicht entscheidend stoppen. So erreichten die Nordhessen seit Jahresbeginn lediglich neun Punkte und stehen deshalb mit dem Rücken zur Wand. Zuletzt jedoch ließen die Edertaler aufhorchen und gewannen ihr Heimspiel gegen den ehemaligen Topfavoriten der Runde deutlich mit 25:18. Dabei zeigte Torhüter Michael Stahl mit über 50 % gehaltenen Bällen eine überragende Leistung und ließ die Coburger Werfer ein ums andere Mal verzweifeln. Die beiden Punkte brachten der Kauffeld-Sieben nicht nur die Möglichkeit, mit einem weiteren Sieg die Klasse zu halten, sondern ließen das fast schon verloren gegangene und im Abstiegskampf so wichtige Selbstvertrauen wieder aufflammen.
Dies alles war bei den Auerbachern während der Woche kaum ein Thema. „Wir konzentrieren uns auf uns und unsere Stärken. Die Tabellensituation vor dem letzten Spieltag - für Einige ist es ja sogar das letzte Spiel ihrer Karriere – macht die Partie zu etwas ganz Besonderem. Das wird bestimmt ein tolles Spiel“ erklärte Tobias Wannenmacher am Rande einer Trainingseinheit. „Vor einer Zuschauermenge, wie wir sie erwarten und mit der Möglichkeit, die Sensation des Klassenerhaltes zu verwirklichen, müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir dieses „Finale dahoam“ nicht gewinnen sollten. Wir sind bereit.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Tannenberger, Ma. Werner, Weiss, Hofmann, Mi. Werner, Bader, Hackenberg, Wannenmacher, Schnödt, Reger, Schmidtke, Schöttner