„Wir haben heute nach meiner Ansicht eines der besseren Handballspiele dieser Saison gesehen“ lautete das Urteil von Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher in der Pressekonferenz nach der Partie. „Dabei muss sich noch zeigen, wem dieses Unentschieden mehr nutzt. Für uns jedenfalls ist ein Punkt in fremder Halle immer ein gewonnener Punkt, auch wenn wir den Zweiten natürlich gerne mitgenommen hätten.“ Ein nüchternes Fazit über ein gutes und von der ersten bis zur letzten Sekunde spannendes Drittligaspiel.
Doch der Reihe nach. Der TSB übernahm zunächst die Initiative, wehrte den ersten Angriff der Gäste ab und begann die Partie mit einem ersten Treffer von Evgeni Prasolov nach etwas mehr als einer Minute. Dass dies nur das erste von insgesamt zwölf Toren und damit der Auftakt zu einem „Sahnetag“ für den Rückraum-Linken sein sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen. Dass er aber der „Ausreißer“ der Horkheimer Offensive bleiben sollte, spricht für die Auerbacher Abwehr, die von Beginn an zeigte, dass sie die Leistung vom vergangenen Wochenende vergessen machen wollte. So hatte man sowohl Rückraumakteur Sebastian Seitner als auch Kreisläufer Fabian Bohnert über den größten Teil der Partie relativ gut unter Kontrolle und ließ von deren Positionen nur wenige Treffer zu. Zudem zeigte auch Raul Adam im Tor wieder eine gute Leistung.
Dennoch legten die Gastgeber einen zweiten Treffer vor, nachdem die diesmal in Rot-Weiß spielenden Auerbacher erneut einen Angriff vergeben hatten. Noch ging man auf Seiten der mitgereisten Fans von einem Spiel David gegen Goliath aus und konnte befürchten unter die Räder zu kommen. Doch wie so oft kommt es im Handball anders als man es erwartet. Auerbach glich mit zwei schnellen Gegentoren das Spiel bis zur 5. Minute wieder aus. Es entwickelte sich eine Partie zweier gleichwertiger Teams mit zunächst leichtem Vorteil für die Gastgeber. Immer wieder legten sie einen oder zwei Treffer vor, immer wieder glichen die Oberpfälzer aus. So führte Mitte der ersten Hälfte Horkheim mit 9:8 und Andreas Wolf glich zum 9:9 aus. Doch nicht genug damit legte „der Lange“ Sekunden später gleich noch den ersten Führungstreffer für sein Team nach. Tore lassen das Selbstvertrauen jeden Spielers wachsen, weshalb er auch gleich noch die nächsten beiden Gästetore übernahm und damit die knappe Führung für Auerbach aufrecht erhielt. Dabei darf allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass Raul Adam in der 23. Minute einen Strafwurf der Gastgeber abwehrte. Bis zur Pause lief das Spiel nun unter umgekehrten Vorzeichen weiter. Auerbach legte einen oder zwei Treffer vor, Horkheim glich aus. Wenige Sekunden vor der Sirene stellte Felix Müller den Pausenstand von 14:15 für die Gäste her.
In den ersten 14 Minuten der zweiten Halbzeit pendelte das Spiel ständig hin und her. Beide Teams wechselten sich mit einer knappen Führung ab, keiner der Mannschaften gelang es, ihren jeweiligen Vorsprung auf mehr als ein Tor auszubauen. In der 45. Minute sollte sich dies jedoch dramatisch ändern. Ein, zwei gehaltene Bälle von Raul Adam, ein, zwei „Steals“ durch die wachsame Auerbacher Abwehr und die Gäste legten einen 4:0-Lauf aufs Parkett. Plötzlich stand es 21:24 für die Rot-Weißen und die Auerbacher Fans waren gleichermaßen überrascht wie begeistert. Horkheims Trainer Jochen Zürn reagierte und nahm eine Auszeit um den Elan der Gäste zu unterbrechen. Mit Erfolg, denn die nächsten beiden Tore gingen auf das Konto seines Teams. Dennoch schien den „Hunters“ die Zeit davon zu laufen, denn Auerbach erhielt den jetzt wieder knapperen Vorsprung aufrecht.
Etwas mehr als zwei Minuten vor dem Ende erzielte der erneut beste Torschütze der Oberpfälzer Mario Schmidtke mit einem Strafwurf das 27:29 und hielt die Hoffnungen auf einen mehr als überraschenden doppelten Punktgewinn aufrecht. Doppelt sollte jedoch nach Ansicht der Unparteiischen die Unterzahl der Gäste in den letzten 90 Sekunden der Partie sein. Diskussionswürdige Zeitstrafen gegen Tobias Wannenmacher und Philipp Schöttner – dessen dritte in diesem Spiel – brachten Auerbach zahlenmäßig ins Hintertreffen. Horkheim erzielte nach eigener Auszeit den Anschlusstreffer zum 28:29 und Auerbach versuchte wenigstens das eine Tor zu retten. Bei angezeigtem Zeitspiel nahm sich Felix Müller aus dem linken Rückraum ein Herz und überwand die Horkheimer Abwehr. Seinen Wurf konnte der Torhüter der Gastgeber zwar abwehren, jedoch nur ins Seiten-Aus und mit der Folge, dass das Zeitspiel aufgehoben wurde. Wenige Sekunden waren noch zu spielen, vier Rote versuchten den Ball gegen sechs Blaue zu verteidigen. Dass ausgerechnet Mario Schmidtke, an diesem Tag einer der Stärksten im Team um Tobias Wannenmacher, mit einem Prell-Fehler die Gastgeber fünf Sekunden vor Ultimo noch einmal in Ballbesitz brachte, dass Horkheim extrem schnell reagierte und dass Kreisläufer Fabian Bohnert mit all seiner Erfahrung von Linksaußen den Ball mit der Schlusssirene und zur lautstarken Freude der 450 Heim-Zuschauer direkt neben den Pfosten im Netz unterbrachte, war "einfach bitter“.
„Wir sind heute nicht richtig in unser Spiel gekommen und letztlich immer wieder an der Abwehr und am Torhüter der Auerbacher gescheitert. Man hat wieder einmal gesehen, dass in dieser Staffel mit wenigen Ausnahmen Jeder gegen Jeden bestehen kann“ fasste Jochen Zürn die Partie im Nachgang zusammen. „Wir hatten dieses Spiel eigentlich als relativ sicheren Sieg geplant, so jedoch müssen wir froh sein, einen glücklichen Punkt gewonnen zu haben.“ Für Tobias Wannenmacher lautete das Fazit naturgemäß genau anders herum. „Hätte uns jemand heute Morgen gesagt, wir würden in Horkheim einen Punkt holen, wir hätten sofort unterschrieben.“
Es spielten: Adam, M. Müller, Schramm (4), Tannenberger (1), Weiss, Walz, Müller (7), Lux, Wannenmacher, Brodschelm (1), Herold, Wolf (4), Schmidtke (11/3), Schöttner (1)