Es war noch etwas mehr als eine Minute zu spielen, als ein Friedberger Spieler beim Stande von 13:13 den Ball ans Bein bekam und eigentlich ein Fußfehler hätte gepfiffen werden müssen. Stattdessen ließen die Schiedsrichter das Spiel trotz wütender Proteste der Auerbacher weiterlaufen. Der TSV konnte in Führung gehen, der Gegenangriff verlief erfolglos im Sande und Friedberg konnte mit dem letzten Treffer des Turniers seinen Sieg perfekt machen. Maßlose Enttäuschung machte sich auf der Auerbacher Bank breit. Keiner war in diesem Moment in der Lage, sich über den hervorragenden zweiten Platz in diesem stark besetzten Turnier richtig zu freuen.
Dabei hatte alles so gut begonnen. In ihrem ersten Spiel bekamen es die Oberpfälzer gleich mit einem langjährigen Drittligisten zu tun. Die HSG Konstanz, in der Vorsaison Vierter der Südstaffel, trat in Vollbesetzung an, lediglich der zweite Torhüter fehlte. Dennoch lief es für die in Grün-Schwarz gekleideten Spieler um Tobias Wannenmacher von Anfang an sehr gut. Hinter der vom Spielertrainer sehr gut organisierten Abwehr zeigte Raul Adam wieder einmal seine ganze Klasse und brachte die Konstanzer fast zur Verzweiflung. Vorne wurde schnell und variantenreich kombiniert und sicher abgeschlossen. So lag man zwischenzeitlich mit drei Toren in Führung. Erst gegen Ende der dreißigminütigen Spielzeit ließ man durch einige Unkonzentriertheiten mehrere Chancen liegen und gab dem Gegner die Möglichkeit, wieder heran zu kommen. Letztlich schaffte man doch mit 14:15 den ersten Sieg im ersten Spiel. Einziger Wehrmutstropfen war eine schmerzhafte Kapselverletzung am rechten Daumen bei Matthias Werner.
Bereits 90 Minuten später mussten die Auerbacher wieder ran, diesmal gegen den TSV Ismaning, Vorjahreszweiter der Landesliga Süd, der sich vor Kurzem mit einem alten Bekannten verstärken konnte. Jan Geserer hat nach über einem Jahr Abstinenz wieder die Handballschuhe geschnürt und soll die Abwehr der Oberbayern stabilisieren. Auerbach trat an ohne die Werner-Brüder, Mario Schmidtke, Volker Hackenberg und Tobias Wannenmacher. Dennoch hatten die „Isis“ zu keinem Zeitpunkt eine Chance und die Partie endete mit einem deutlichen und standesgerechten 19:9 für den Bayerischen Meister. Danach hatte das Team knapp zwei Stunden Zeit bis zu seinem letzten Gruppenspiel und nutzte diese für ein wenig Ruhe sowie zur Stärkung durch Gegrilltes und Kaffee und Kuchen.
Die HSG Kirchheim/Anzing, souveräner Oberbayern-Meister und Aufsteiger in die Landesliga Süd hatte man vom Anpfiff weg sehr gut im Griff. Raul Adam, der in dieser Partie wieder im Tor stand, ließ anfangs keinen Treffer zu und so stand es nach kurzer Zeit bereits 7:0 für den Drittligisten. Dann jedoch wurden erneut viele gute Einwurfmöglichkeiten vergeben, Unkonzentriertheiten und technische Fehler schlichen sich ein und der Landesligist kam wieder bis auf vier Tore heran. Am Ende siegte Auerbach zwar mit 19:13, die Trainer waren jedoch nicht wirklich zufrieden mit diesem Spiel. „So können wir uns nicht präsentieren. Wir dürfen in einem Spiel gegen solch ein Team, in dem wir derart eindeutig überlegen sind, den Gegner nicht mehr so zurück kommen lassen“ meinte Co-Trainer Michael Graß hinterher.
Nun also stand fest, dass der SV 08 Auerbach im Finale antreten durfte. In der Gruppe B konnte sich der Vorjahresachte der 3. Liga Süd TSV Friedberg äußerst glücklich durchsetzen. Unter drei Teams mit jeweils zwei gewonnenen Spielen musste das Torverhältnis entscheiden, wobei der TSV die Nase um ein einziges Tor vorn hatte. Das erhoffte Duell gegen einen weiteren hochwertigen Gegner stand also an. Gespannt und voller Zuversicht gingen die Oberpfälzer in die Partie. Diesmal stand wieder Philipp Walzik im Auerbacher Kasten und Matthias Werner biss auf die Zähne und spielte trotz seiner Verletzung.
Was das Publikum jetzt geboten bekam, war eine würdige Finalbegegnung. Tobias Wannenmacher dirigierte seine Abwehr meisterlich und stellte mit Karsten Herold einen kaum zu überwindenden Mittelblock. Wenn doch einmal ein Ball aufs Tor kam, parierte Philipp Walzik diesen in teilweise akrobatischer Manier. Immer wieder ging ein Raunen durch die Zuschauer. Alleine seine Leistungen in diesem Spiel ließen keinen Zweifel aufkommen, dass er zum besten Torhüter des Turniers gewählt werden würde.
Was kaum einer glauben konnte, der Favorit aus der Nachbarstadt Friedberg lag nach etwas mehr als zehn Minuten mit vier Toren zurück. Dann jedoch musste Tobias Wannenmacher ärztlich behandelt werden. Bei einem Zusammenstoß zog er sich - ähnlich wie in Schwandorf – erneut eine blutende Platzwunde über dem rechten Auge zu. Philipp Walzik und der angeschlagene Matthias Werner hielten das Team zwar lange Zeit im Spiel, leider wurden in dieser Phase zwei „hundertprozentige“ Chancen vergeben. „Dann wären es sechs Tore Vorsprung gewesen, ich weiß nicht ob Friedberg da noch einmal aufgestanden wäre“ meinte Wannenmacher nach dem Spiel.
So jedoch bestrafte der TSV diese Fehler mit zwei schnellen Gegentoren. Die Rückkehr des Auerbacher Abwehr-Chefs brachte zwar eine gewisse Stabilisierung der Defensive mit sich, allerdings musste man inzwischen der Belastung des Tages Tribut zollen. Weitere unnötige Wurfversuche führten zu erneuten Ballverlusten und so schaffte Friedberg einige Minuten vor Abpfiff den Ausgleich.
„Auf dem Niveau, das wir inzwischen erreicht haben, werden solche Spiele eben oft durch Kleinigkeiten entschieden“ meinte Co-Trainer Michael Graß. „Daran müssen wir uns gewöhnen. Aus so einer unglücklichen Niederlage können wir nur lernen.“ Perfektionist Michael Werner, üblicherweise eher als kritischer Geist bekannt, zeigte sich nach einer Weile durchaus zufrieden mit dem Turnier. „Es war ein gutes Turnier. Wir haben gesehen, dass wir mithalten können. Entscheidend für die Niederlage waren nicht die Schiedsrichter, entscheidend waren die vergebenen Chancen.“
Tobias Wannenmacher war in erster Linie vom großen Zusammenhalt im Team begeistert. „Das Turnier hat uns wieder ein Stück voran gebracht und enger zusammenwachsen lassen, die gesamte Bank war von Anfang bis Ende mit Begeisterung dabei. Das muss und wird uns auch in der 3. Liga ausmachen.“ Sein Turnier-Fazit lautete kurz und knapp: „Es hat Spaß gemacht.“
Dass das Sonntagsspiel gegen den OSC Rheinhausen (3. Liga West) nach ständig wechselnder Führung letztlich knapp mit 26:25 verloren ging, sei noch am Rande erwähnt.
Im Turnier spielten: Adam, Walzik, Ma. Werner (3), Weiss (2), Mi. Werner (7), Hackenberg (2), Knerr (11), Wannenmacher (5), Schnödt (2), Herold (3), Reger (6), Schmidtke (16/8), Schöttner (9/3)