Manchmal ist es nur wenig, was den Unterschied in der Beschreibung zweier Teams ausmacht, diesmal sind es, zumindest was die Abwehr betrifft, sogar nur drei Buchstaben. Von Beginn an vermittelten die Handballer des SV 08 Auerbach einen äußerst wachen Eindruck, setzten den Gegner von der ersten Minute an aggressiv unter Druck und zwang ihn dadurch zu ungewöhnlich vielen Fehlern. Dennoch lag der TSV Rödelsee nach knapp zwei Minuten mit 2:0 in Führung, ehe Felix Müller mit seinem ersten Tor der Saison den Anschluss herstellte und damit einen ersten Hinweis auf seine ansteigende Formkurve gab. Eine Parade vom erneut starken Lars Goebel und den folgenden Gegenstoßtreffer von Kenny Schramm später war das Spiel wieder ausgeglichen. Rödelsees Top-Torschützen Bostian Hribar war es dann vorbehalten, die letzte Führung der Unterfranken zu erzielen (2:3). Nach dem erneuten Ausgleich durch den diesmal wieder gewohnt sicheren Siebenmeterschützen Maximilian Lux wechselten sich Felix Müller und Philipp Schöttner darin ab, vorne zu treffen und hinten verwarnt zu werden. Als Kenny Schramm in der 13. Minute zum 8:5 traf, hätte der Vorsprung der Gastgeber gut und gerne drei Tore höher sein können, denn nacheinander hatten Maximilian Lux, Philipp Schöttner, Tobias Büttner und auch Spielertrainer Tobias Wannenmacher eine Chance aus aussichtsreicher Position vergeben. Zudem hatte Lars Goebel einen ersten Strafwurf von Bostian Hribar vereitelt.
Nachdem Rok Setnikar in der 17. Minute noch einmal auf 8:7 verkürzen konnte – näher kam der TSV an diesem Tage nicht mehr heran – häuften sich die Fehler der Unterfranken sowohl in der Abwehr, wie auch im Angriff. „Ich kann heute nur mit der ersten Viertelstunde meines Teams zufrieden sein“ meinte Trainer Radovan Suchy nach dem Spiel. „Danach haben wir zu viele Fehler produziert und haben es dem Gegner viel zu einfach gemacht.“ Tatsächlich bauten die Oberpfälzer zur Freude ihrer Fans die Führung bis zur 22. Minute auf 6 Tore aus (15:9), wobei sie sich weder von einer Auszeit der Gäste noch von einer Zeitstrafe gegen Tobias Büttner aus dem Tritt bringen ließen, sondern vielmehr selbst in Unterzahl drei Treffer erzielten. Je drei Tore auf beiden Seiten stellten den Halbzeitstand von 18:12 her.
Die Pause nutzte Cordula Raß um darauf hinzuweisen, dass im Rahmen des Ferienprogramms Handball am Freitag, dem 11.09. von 13:00 bis 17:00 Uhr, ein Training für alle interessierten Kinder stattfindet, unter anderem mit Beteiligung einiger Spieler des Drittligateams.
Anders als noch vor einer Woche trug der erste Torschütze der zweiten Halbzeit diesmal ein blaues Trikot. Felix Müller eröffnete den Torreigen und ließ damit keinen Zweifel aufkommen, dass die Gastgeber an diesem Tag nicht gewillt waren, erneut in ein ähnliches Loch zu fallen, wie noch gegen den HSC Bad Neustadt. Allerdings darf man auch, ohne despektierlich sein zu wollen, anmerken, dass der TSV Rödelsee weder die Klasse des vorwöchigen Gegners hat, noch dies für sich in Anspruch nimmt. Direkt im Anschluss an seinen Treffer musste Müller für zwei Minuten auf die Strafbank und setzte auch damit einen Startpunkt für ein Zeitstrafen- und Siebenmeterfestival, das sich trotz einer für ein Derby äußerst fairen Partie, über die gesamte zweite Halbzeit erstreckte. Insgesamt elf Zeitstrafen (siebenmal gegen Auerbach) und zwölf Strafwürfe (neunmal gegen Auerbach) ließen ein geordnetes Spiel kaum mehr zu. Doch Rödelsee konnte an diesem Tag keinen Nutzen aus dem zeitweisen Vorteil ziehen. Einerseits scheiterten sowohl Bostian Hribar, als auch Julius Weinhardt insgesamt noch dreimal mit ihren Strafwürfen an den bestens aufgelegten Auerbacher Torhütern, andererseits ließen sich die Blau-Weißen auch dann nicht vom Torewerfen abhalten, wenn sie in Unterzahl agieren mussten. Selbst die direkte Rote Karte gegen Ralph Weiss in der 54. Minute brachte die Hausherren nicht mehr aus dem Konzept und das nicht allein, weil Andreas Bayerschmidt den fälligen Siebenmeter abwehrte. Viel zu konzentriert gingen die Oberpfälzer zu Werke, viel zu fehlerhaft präsentierten sich das Team um Radovan Suchy und viel zu früh ergaben sie sich in ihr Schicksal. Auerbach ließ in den letzten Minuten nichts mehr anbrennen und als Kenny Schramm mit der Schlusssirene seinen fünften Treffer erzielte, leuchtete ein klarer 35:27 Endstand von der Anzeigentafel.
„Ich weiß nicht, warum meine Mannschaft heute nicht die richtige Einstellung gefunden hat“ meinte ein sichtlich enttäuschter Radovan Suchy nach dem Spiel. „Wir hatten uns viel vorgenommen, konnten jedoch vielleicht nur ein Prozent davon umsetzen. Sicherlich hat unserem Spiel Andreas Paul gefehlt, aber ich bin nicht sicher, ob es mit ihm heute zu einem Sieg gereicht hätte, zumal seine Ersatzleute ihre Sache durchaus gut gemacht haben. Mit solchen Leistungen wie heute wird es für uns extrem schwer, zum dritten Mal unser Ziel Klassenerhalt zu erreichen.“
Tobias Wannemacher sah einen ähnlichen Verlauf des Spiels wie sein Kollege. „Die ersten 15 Minuten waren ziemlich ausgeglichen. Danach konnten wir die vielen Fehler des Gegners nutzen und unser schnelles Gegenstoßspiel aufziehen. Besonders gefreut hat mich, dass Ferdi Neuß bei seinem ersten Einsatz im Männerbereich eine sehr ansprechende Leistung gezeigt hat. Er hat uns vor allem defensiv geholfen und gezeigt, dass er durchaus auf einem guten Weg ist.“ Dass sich Philipp Schöttner und Felix Müller stark verbessert zeigten, führte er auch auf die intensive Videoanalyse des letztwöchigen Spiels zurück. „Wir haben sonst eigentlich nicht genug Trainingszeit zur Verfügung, mit den Spielern einzeln die Szenen zu analysieren, aber es hat sich augenscheinlich ausgezahlt, die Zeit auf diese Weise zu nutzen.“ Am nächsten Wochenende erwartet der SV 08 mit dem HC Elbflorenz Dresden einen der absoluten Topfavoriten, bevor man zum zweiten Meisterschaftsanwärter nach Hüttenberg muss. „Die beiden Punkte heute waren unheimlich wichtig für uns, betrachten man sich unsere nächsten Gegner. Allerdings will ich nicht sagen, dass wir chancenlos sind. Wir werden jedenfalls alles versuchen und wer weiß, vielleicht können wir dem einen oder anderen Favoriten ein Bein stellen.“
Statistik:
SV 08 Auerbach: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger (1), Neuß, Weiss (1), Lux (11/5), Wannenmacher, Herold, Büttner, Schramm (5), Müller (6), Wolf (4), Schöttner (7)
TSV Rödelsee: Wiesner, Paul, Hribar (10/6), Sokicic (2), Weihardt (3), Bayer, Orf (4), Olbrich, Reichhard, Weigand, Häckner (1), Demel, Sauerhammer, Setnikar (7)
Strafzeiten: 8/5 (Neuß, Müller je 2, Wannenmacher, Büttner, Schramm, Schöttner – Hribar, Setnikar je 2, Häckner)
Rote Karte: Weiss
Schiedsrichter: Gunnar Beyer, Thomas Schulte
Zuschauer: 400
Spielfilm: 0:1, 0:2, 2:2, 2:3, 3:3, 5:3, 7:4, 9:7, 11:8, 11:9, 15:9, 18:12, 20:13, 21:15, 24:16, 26:17, 30:23, 33:26, 35:27