Nachdem man am vergangenen Wochenende die erste von zwei Möglichkeiten vergab, den Rückstand zum Mittelfeld der Tabelle in eigener Halle etwas zu verkürzen, tritt das Team um Spielertrainer Tobias Wannenmacher an diesem Samstag erneut in der Helmut-Ott-Halle an. Gegner ist mit der Turngesellschaft (TGS) Pforzheim ein starker Aufsteiger aus der Baden-Württemberg Oberliga.
Die Goldstädter haben eine ähnliche Entwicklung wie der SV 08 Auerbach hinter sich. Innerhalb weniger Jahre durchschritt man die Ligen Baden-Württembergs von der Landes- über die Baden- bis zur Oberliga. Obwohl man vor der letzten Saison das Team komplett umkrempelte und mit acht Neuzugängen in die Saison startete, konnte man bereits am dritten Spieltag die Führung in der Tabelle übernehmen und diese bis zum Ende der Runde souverän verteidigen. Der Aufstieg in die 3. Liga als Baden-Württemberg-Meister war geschafft. Dieses Abenteuer sollte jedoch ohne Trainer Damir Lebovic stattfinden. Überraschenderweise trennte man sich von dem Mann, der das Team zu den vergangenen drei Meisterschaften in den jeweiligen Ligen geführt hatte. Nach intensiven Bemühungen, extern eine Lösung zu finden, besann man sich schließlich eines Besseren und besetzte die vakante Stelle mit einem bisherigen Spieler. Andrej Klimovets (39), ehemaliger Kreisläufer der weißrussischen und später der deutschen Nationalmannschaft und Weltmeister 2007 beendete seine aktive Laufbahn und übernahm das Traineramt bei dem Team, für das er noch in der Spielzeit zuvor selbst auf Torejagd gegangen war.
Diesmal sah man bei den Verantwortlichen der TGS weniger Handlungsbedarf bezüglich der Mannschaft, ließ das Aufsteigerteam nahezu unverändert bestehen und nahm lediglich geringfügige Verstärkungen vor. Als Ersatz für Klimovets konnte man den polnischen Kreisläufer Michal Wysokinski (28), ein 100 Kilogramm schweres Kraftpaket, vom Erstligisten SPR Chrobry Glogow verpflichten. Daneben sicherte man sich die Dienste von Rückraumspieler Valentin Hörer. Der variabel einsetzbare und torgefährliche Spieler lief zuvor für Ligakonkurrent SG H2Ku Herrenberg auf und blickt dabei auch auf Erfahrungen aus der 2. Liga zurück. Ähnliches gilt auch für Daniel Lötterle, der erst kürzlich vom Zweitligisten Eintracht Hildesheim geholt wurde und der am vergangenen Wochenende erstmals für die Weiß-Roten auflaufen konnte. Da alle Leistungsträger des Vorjahres gehalten werden konnten, dürfte der größte Vorzug der Goldstädter die Eingespieltheit des Teams sein. Allen voran muss wohl als Leistungsträger das Eigengewächs Florian Taafel genannt werden. Der 27jährige war schon in den vergangenen Jahren als Torgarant in Erscheinung getreten und führt aktuell als einer von lediglich acht Spielern mit mehr als 100 Treffern die Liste der Torschützen der 3. Liga Süd an. Auf der rechten Rückraumseite steht ihm mit dem gebürtigen Pforzheimer Nils Brandt ein Spieler gegenüber, der mehr als 10 Jahre in der 1. und 2. Bundesliga aktiv war.
Ein für einen Aufsteiger hochkarätig besetztes Team, mit dem Andrej Klimovets arbeiten kann. Dennoch gilt auch hier der Klassenerhalt als oberste Priorität. Zunächst begann die Runde für die TGS erwartungsgemäß holprig. Nach vier Niederlagen am Stück holte man im fünften Spiel der Runde ausgerechnet gegen den SV 08 Auerbach den ersten Zähler und belegte mit 1:9 Punkten Rang 15 in der Tabelle. In den zehn Partien bis zur Winterpause gab man dann jedoch lediglich sieben Punkte ab und arbeitete sich kontinuierlich bis auf Platz 7 nach oben. Im neuen Jahr musste man sich in Balingen (24:30), in Bad Neustadt (20:23) und in Großsachsen (28:30) teilweise nur knapp geschlagen geben und konnte zuhause die SG Köndringen/Teningen mit 27:23 besiegen. Trotzdem belegt man derzeit noch immer einen hervorragenden 10. Tabellenplatz.
Die Gastgeber sind also gewarnt. „Bereits im Hinspiel haben die Pforzheimer gezeigt, dass sie ein eingespieltes Team sind“ analysierte Tobias Wannenmacher den kommenden Gegner. „Florian Taafel ist ein kaum zu kontrollierender Rückraumwerfer und Michal Wysokinski am Kreis hat uns schon im Hinspiel große Probleme bereitet.“ Immer wieder hatte das Kraftpaket selbst einen Treffer erzielt oder zumindest einen Strafwurf für seine Farben herausgeholt. Er allein zeichnete damit in der damaligen Begegnung für fast ein Drittel der TGS-Tore verantwortlich. „Ich hoffe, die Jungs bekommen ihre Nerven diesmal wieder etwas besser in den Griff als noch zuletzt“ meinte Manager Peter Hackenberg am Rande einer Trainingseinheit. „Zumindest kämpferisch kann man keinem der Spieler einen Vorwurf machen. Jeder rackert bis zum Schluss.“
„Der Druck wird natürlich von Spiel zu Spiel größer“ meinte Tobias Wannenmacher. „Nach sieben Spielen ohne Sieg macht das Spiel naturgemäß auch etwas weniger Spaß, als nach ein, zwei Siegen.“ Betrachtet man den bisherigen Verlauf der Saison sind durchaus Parallelen zur vergangenen Runde zu erkennen. Nach einem relativ guten Start gab es eine bittere Phase der Niederlagen kurz vor und in den Wochen nach der Winterpause. Am 19. Spieltag hatten die Oberpfälzer damals gegen die HSG Pohlheim zwar eine Niederlagenserie von fünf Spielen stoppen können, gingen jedoch in den nächsten fünf Partien erneut viermal als Verlierer vom Platz. „Jeder von uns weiß, worum es geht, worauf es ankommt. In unserer Situation zählt jeder Punkt“ erklärte der Auerbacher Trainer. Abgesehen von der Auswirkung auf die Situation in der Tabelle, hätte ein Sieg auch positive Folgen für das verständlicherweise angeschlagene Nervenkostüm seines Teams. „Wir müssen und werden an diesem Wochenende anders auftreten als gegen Kronau/Östringen. Das sind wir schon unserem treuen Publikum schuldig.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Müller, Werner, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner