Mit einer beeindruckenden Leistung im letzten Spiel der Saison zeigte das Team des SV 08 Auerbach nicht nur, welches handballerische Potenzial in ihm schlummert, sondern auch, dass Moral und professionelle Einstellung absolut intakt sind. „Dass es am Ende leider doch nicht zum Klassenerhalt gereicht hat, lag oftmals an Kleinigkeiten. Meinem jungen Team hat in dieser Saison einfach die nötige Konstanz gefehlt“ erklärte Spielertrainer Tobias Wannenmacher nach der Partie. „Wir kennen jetzt jedoch unsere Fehler und wissen, woran wir arbeiten müssen. Dabei haben die beiden letzten Spiele gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.“
Dass die Oberpfälzer allerdings ihren vorläufig letzten Drittliga- Auftritt derart deutlich gewinnen würden, hatte kaum einer erwartet, am wenigsten die Spieler selbst. So zeigten einige der Akteure zu Beginn der Partie durchaus Nerven und machten sich das Leben selbst schwer. Durch technische Fehler und Unkonzentriertheiten im Abschluss brachte man sich trotz einer frühen 1:0 Führung schnell ins Hintertreffen und musste bereits nach wenigen Minuten erneut einem Rückstand hinterher laufen. Immer wieder haderten die Gastgeber mit den - zugegebenermaßen für beide Seiten nicht immer vollends nachvollziehbaren – Entscheidungen der Unparteiischen und brachten sich damit selbst aus dem Rhythmus. Einzig die Defensivabteilung funktionierte diesmal wieder von Anfang an und auch Raul Adam zeigte in seinem letzten Spiel noch einmal auf seine unspektakuläre Art sein Können.
Nachdem die Gastgeber in der 6. Minute bereits mit 2:5 im Hintertreffen gelegen waren, glichen sie - auch begünstigt durch Fehler des Gegners sowie durch einen von Adam gehaltenen Strafwurf - bereits drei Minuten später wieder aus (5:5). Trotzdem wollte keine rechte Ruhe im Spiel der Blau-Weißen einkehren. Erneut überließ man den Gästen die Initiative und eröffnete ihm durch individuelle Fehler immer wieder die Möglichkeit, einfache und schnelle Tore zu erzielen. So gelang es der Wannenmacher- Sieben erst durch eine Auszeit in der 17. Minute, einen 1:5- Lauf der Herrenberger zu unterbrechen und den Rückstand auf vier Treffer zu begrenzen (8:12). Offenbar hatten die Trainer die richtigen Worte gefunden. Die Abwehr der Oberpfälzer stand nun wieder etwas sicherer, zwang die Gäste ihrerseits zu Fehlern und kam zu einfachen Toren über die erste Welle. Mühsam zwar doch stetig arbeitete man sich bis zu Pause wieder heran und gestaltete das Halbzeitergebnis deutlich freundlicher als noch wenige Minuten zuvor (15:15).
„Ich habe die Spieler in der Kabine gefragt, womit sie denn haderten“ erklärte der scheidende Co-Trainer Michael Graß hinterher. „Wir hatten doch gerade erst 30 Minuten gespielt und trotz unserer vielen Fehler im Offensivbereich war das Spiel absolut ausgeglichen.“ Die Ansprache der Trainer schien gefruchtet zu haben. Obwohl Kenny Schramm bereits nach wenigen Sekunden eine Zeitstrafe antreten musste, konnten die Gäste diesen Vorteil nicht nutzen. Vielmehr brachte Andreas Wolf sein Team kurz nach einem erneut von Raul Adam gehaltenen Strafwurf erstmals seit dem 1:0 wieder in Front (16:15). Beide Teams schienen wie ausgewechselt, wobei man dies bei Herrenberg durchaus wörtlich nehmen kann. „Wir haben in der zweiten Hälfte bereits relativ früh häufiger gewechselt um möglichst alle Spieler noch einmal einsetzen zu können“ sagte Herrenbergs Trainer Niko Kiener hinterher. Plötzlich klappte es auch in der Offensive der Gastgeber wieder besser. Vier unbeantwortete Tore innerhalb von weniger als drei Minuten drehten den Spielverlauf in eine völlig neue Richtung (20:16). Hatte man in der ersten Hälfte noch zwei gleichwertige Teams auf Augenhöhe gesehen, so spielten sich die Oberpfälzer nun fast in einen Rausch. Immer wieder zwang man den Gegner zu Fehlern und erzielte ein schnelles Gegentor nach dem anderen.
Herrenberg kam zwar in der 38. Minute noch einmal auf zwei Tore heran (21:19), zeigte jedoch bereits zu diesem Zeitpunkt, dass der am vergangenen Wochenende geschaffte Klassenerhalt seine Spuren hinterlassen hatte. Trotz aller Bemühungen schafften es die in Rot spielenden Gäste nicht, aus ihrem zwischenzeitlichen Tief heraus zu kommen. Auf der anderen Seite gelang den Auerbachern ab der 40. Minute fast alles. Egal ob schnelle Gegenstoßpässe, Anspiele an den Kreis oder Würfe aus dem Rückraum, ein ums andere Mal zappelte der Ball im Netz der Gäste. Symptomatisch für das Spiel der Gastgeber erzielte Matthias Schnödt innerhalb weniger Minuten drei seiner insgesamt vier Tore durch schnelle Gegenstöße und stellte damit eindeutig unter Beweis, wie wichtig er im Verlauf der Saison für das Team hätte sein können. Maximilian Lux und Philipp Schöttner wirbelten und trafen auf der rechten Seite, Tobias Wannenmacher kam über den Kreis mehrmals erfolgreich zum Abschluss und Andreas Wolf tat sein Scherflein aus dem linken Rückraum dazu. Tor um Tor zog Auerbach davon und ließ den Gästen kaum eine Möglichkeit zum Verschnaufen. Spätestens nach einem 6:0 Lauf bis zur 44. Minute war die Partie endgültig entschieden, Auerbach lag mit acht Toren in Front (27:19).
Doch damit gab man sich noch lange nicht zufrieden. Fast glaubte man, die Spieler schossen sich ihren Abstiegsfrust von der Seele. Über 30:20 und 35:21 zog man unaufhaltsam davon und ließ kaum noch ein Spiel der Gäste zu. Den letzten Treffer der Saison für die Gastgeber durfte dann Dominik Brodschelm erzielen. Mit einem verwandelten Strafwurf verabschiedete sich der sympathische Niederbayer nach nur einer Saison aus Auerbach.
„Ich bin froh, dass dies zumindest für uns kein Entscheidungsspiel um den Abstieg war“ sagte Niko Kiener nach der Partie. „Wir hatten großen Respekt vor Tobi’s Team und vor der Kulisse, die uns erwartet. Ich bin mir sicher, wenn das hier weiterhin so gut gearbeitet wird, dass wir uns in der übernächsten Saison wieder sehen.“ Tobias Wannenmacher sprach zunächst Fans und Verantwortlichen seinen und den Dank des Teams für die Unterstützung während der letzten beiden Jahre aus und richtete dann bereits seinen Blick nach vorn. „Der größte Teil des Teams bleibt zusammen. Wir werden mit Maximilian Lux, der seine Fähigkeiten bereits unter Beweis gestellt hat, mit Moritz Neuß, der seine Schulterverletzung noch auskurieren muss und mit A-Jugend-Torhüter Matthias Müller noch einmal deutlich verjüngt in die Oberliga gehen. Unsere neue Saison startet im Prinzip bereits jetzt. Wir trainieren jetzt noch zwei Wochen, haben dann etwa vier Wochen frei und beginnen dann mit der Vorbereitung auf die Bayernliga. Mein Ziel, an dem ich mich dann auch gerne messen lasse, ist es, von Anfang an oben mitzuspielen, wenn möglich ganz oben. Die Jungs haben mir versichert, dass auch ihr Ziel der Wiederaufstieg in die 3. Liga ist."
Es spielten: Adam, Walzik, Schramm (2), Tannenberger (1), Müller (3), Werner (2), Lux (3), Wannenmacher (3), Schnödt (4), Brodschelm (2/1), Herold (1), Wolf (4), Schmidtke (7/2), Schöttner(5)