„Da war mehr drin!“ und „Wenigstens ein Unentschieden hätten wir verdient gehabt“, so lauteten etliche Stimmen der mit nach Coburg gereisten Auerbacher Fans. Zunächst jedoch waren die Gäste von dem für sie ungewohnten Spektakel um die Partie beeindruckt. Über 2500 Zuschauer in einem Punktspiel in einer wahren Handball-Arena, wann hatten sie so etwas schon erlebt. Mit knapp 150 Köpfen sogar noch etwas zahlreicher als üblich angereist, drohten sie trotz Euphorie und trotz mitgebrachter Musikinstrumente in dieser riesigen Masse diesmal eher unterzugehen – doch davon später mehr.
Das Spiel begann gleich mit einem Schock für das Team aus der Oberpfalz. Für Abwehrspezialist Karsten Herold war bereits in der zweiten Minute „die Schule aus“, nachdem ihm bei einer seiner ersten Aktionen unglücklich die linke Schulter ausgekugelt wurde. Von einem anwesenden Arzt wieder eingerenkt und den Arm in der Schlinge nahm er nach kurzer Behandlungspause für den Rest des Spiels Platz auf der Bank. Ob und wie lange er ausfallen wird, müssen nähere Untersuchungen zeigen. Davon eher unbeeindruckt schienen seine Mitspieler zu sein und gingen durch einen Treffer von Michael Werner mit 0:1 in Führung. Die Gastgeber zeigten in dieser frühen Phase des Spiels durchaus Nerven und Auerbach wusste die sich aus Fehlern der Coburger ergebenden Chancen immer wieder zu nutzen. So lagen die Oberpfälzer nach knapp neun Minuten mit 2:4 in Front.
Allerdings war auf Seiten der Gäste ebenso frühzeitig zu sehen, dass Matthias Werner gegen sein ehemaliges Team eine eher durchwachsene Partie abliefern würde. Bei zwei vergebenen Strafwürfen (3., 12. Minute) sowie einer nicht genutzten Chance aus dem erweiterten Gegenstoß zeigte er, für ihn eher ungewöhnlich, Nerven. Als dann auch noch Mario Schmidtke vom Siebenmeterpunkt und Matthias Schnödt frei vom Kreis ihre guten Möglichkeiten vergaben, war nicht nur der sehr gut haltende gegnerische Torhüter Oliver Krechel endgültig „warmgeworfen“, sondern auch das gesamte Spiel gedreht. Coburg führte mit 8:5 und Tobias Wannenmacher legte die Grüne Karte auf den Zeitnehmertisch. Nach dieser Auszeit konnte zwar zunächst Coburgs linker Rückraumschütze Sebastian Roth, den die Gäste während der gesamten Partie nicht wirklich unter Kontrolle brachten, einen seiner neun Treffer erzielen, dann jedoch gelang den Blau-Weißen ein 4:1 Lauf, an dessen Ende Alexander Tannenberger die Verantwortung übernahm und mit seinem ersten Strafwurf den Anschluss zum 10:9 herstellte. Auerbach war wieder dran und ließ sich offenbar nicht so einfach abschütteln. Dass die Vestestädter zwei Sekunden vor der Halbzeit durch einen Strafwurf „nur“ mit 14:11 in Führung gingen, wertete man auf der Gästetribüne durchaus als Teilerfolg, spielte hier doch der Ligakrösus gegen den Aufsteiger aus der Nachbarschaft.
Coburg erwischte nach der Pause eindeutig den besseren Start und baute seine Führung um weitere zwei Tore auf 16:11 aus. Manch einer befürchtete nun das Schlimmste. Wieder einmal zeigte sich jedoch, dass im Handball selbst eine Fünf-Tore-Führung keine Gewähr bietet. Zwei Tore von Ralph Weiss, der erneut eine sehr starke Partie bot, und ein Treffer von Matthias Werner, der in der zweiten Hälfte deutlich besser ins Spiel fand, brachten die Gäste wieder auf Schlagdistanz (16:14). Trotz eines erneut vergebenen Strafwurfs von Matthias Werner schlich sich der Aufsteiger immer näher heran und schaffte in der 46. Minute, auch begünstigt durch Fehler der Oberfranken und einige gute Paraden von Philipp Walzik, nach einem Treffer von Matthias Schnödt den kaum mehr erwarteten Ausgleich zum 19:19. Im Auerbacher Fanblock brachen alle Dämme und als dann in der 50. Minute Matthias Werner seine Farben sogar mit 20:21 in Führung warf, waren fast nur noch die Gästefans zu hören. Erst die Anfeuerungsrufe des Hallensprechers brachten die über 2300 Gelb-Schwarzen Zuschauer wieder einigermaßen in Stimmung.
Die letzten Zehn Minuten waren hüben wie drüben geprägt von einigen unglücklichen Entscheidungen der Schiedsrichter, die dazu führten, dass sich alleine drei Offizielle beider Teams Verwarnungen einhandelten, sowie von Zeitstrafen und von Fehlern aller Spieler. Coburg holte sich seine Führung zurück und als drei Minuten vor dem Ende Philipp Schöttner eine Strafzeit absitzen musste, nutzten die Gastgeber die sich ihnen bietende Chance der Überzahl und brachten den Sieg doch noch unter Dach und Fach.
Warum genau Tobias Wannenmacher 15 Sekunden vor dem Ende noch mit einer Roten Karte bedacht wurde, war auch nach dem Spiel noch nicht zu klären.
Beide Trainer sprachen hinterher übereinstimmend von "einem schweren Spiel, das bei besserer Chancenverwertung ganz anders ausgehen hätte können". Die Gäste aus Auerbach fuhren am Ende mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge nach Hause.
Es spielten: Adam, Walzik, Tannenberger (2/1), Ma. Werner (8/2), Weiss (5), Hofmann, Mi. Werner (1), Hackenberg, Knerr (2), Schnödt (1), Herold, Reger, Schmidtke (4), Schöttner (2)