Es war mehr als ein Lebenszeichen, was die Handballer des Drittligisten SV 08 Auerbach an diesem Wochenende ihrem Publikum darboten. Gegen den hochfavorisierten TV Hochdorf zeigte die Wannenmacher-Sieben wieder einmal von Anfang an, welches Potenzial in ihr steckt. Dass es am Ende dennoch nicht ganz zu einem Punktgewinn gereicht hat, war für den Spielertrainer „einerseits zwar enttäuschend, weil wieder einmal mehr drin gewesen wäre, andererseits macht das Gezeigte durchaus Hoffnung für den Rest der Runde.“
Doch von Anfang an. Lag es an der am selben Abend stattfindenden Prunksitzung der Faschingsnarren oder am fehlenden Erfolg der Mannschaft, es hatten jedenfalls nur etwas mehr als 350 Zuschauer den Weg in die Helmut-Ott-Halle gefunden. Die Anwesenden erwiesen sich allerdings über weiteste Strecken der Partie als die gewohnt lautstarken und treuen Unterstützer ihres Teams. Und sie wurden nicht enttäuscht. Ihre Schützlinge gingen trotz - oder gerade wegen - des körperlich äußerst präsenten und vermeintlich deutlich überlegenen Gegners beherzt ins Spiel. Die gern zitierte „Körpersprache“ und die Intensität, mit der die Blau-Weißen die Partie begannen zeigte, dass sich das stark reduzierte Häuflein von lediglich zehn Feldspielern Einiges vorgenommen hatten. „Wir musste leider auf Ralph Weiss, Matthias Werner und Maximilian Lux verzichten“ erklärte Co-Trainer Michael Grass nach der Partie. „Ralph hätten wir als guten Abwehrspieler und als zweiten Kreisläufer vor allem in der 2. Halbzeit gut gebrauchen können. Mattias wäre eine weitere Wechseloption als Spielmacher gewesen, aber beide konnten wegen Krankheit während der kompletten letzten Woche nicht trainieren und waren auch heute nicht in der Lage zu spielen.“
Doch es gab auch Erfreuliches in Sachen Verletztenliste zu vermelden. Matthias Schnödt kam nach seinem Kreuzbandriss, den er sich kurz vor der Saison zugezogen hatte, erstmals wieder vor heimischem Publikum zum Einsatz und lieferte auch gleich eine sehr solide Leistung ab. Fast ausschließlich in der Defensive eingesetzt, konnte er deutliche Akzente setzen und erwies sich als wichtiger Baustein des Teams. Der TV Hochdorf hatte zunächst auch seine liebe Mühe mit der aggressiven und konzentrierten Abwehr und einem erneut gut aufgelegten Philipp Walzik im Tor der Auerbacher. Bereits nach 30 Sekunden brachte Andreas Wolf, dem man erneut eine Steigerung seiner Leistungen attestieren kann, seine Farben mit 1:0 in Führung. Einen von Philipp Walzik gehaltenen Strafwurf und zwei weiteren vergebenen Möglichkeiten der Gäste später leuchtete gar eine 3:0 Führung von der Anzeigentafel. Obwohl jetzt auch der TV Hochdorf etwas besser ins Spiel kam, ließen die Gastgeber nicht locker, hielten die Intensität ihres Spieles hoch und verteidigten tapfer ihre Führung.
Man schrieb bereits die 15. Minute, als die Gäste das Spiel erstmals beim Stande von 6:6 ausgleichen konnten. Anders als noch zuletzt ließen sich die Oberpfälzer jedoch zunächst nicht aus der Fassung bringen und behielten die Zügel des Spieles in der Hand. Nach dem erneuten Ausgleich (11:11) durch Jonas Kupijai, den an diesem Tag mit neun Treffern besten Werfer für die Gäste, legten die Blau-Weißen sogar noch „eine Schippe“ drauf und zogen zur Begeisterung der Tribüne mit einem Drei-Tore-Lauf auf 14:11 davon. Allen voran kam der in der ersten Hälfte überragend auftretende Alexander Tannenberger auf der linken Außenbahn immer wieder von seinen Mitspielern gut eingesetzt frei zum Wurf und versenkte den Ball insgesamt fünfmal. Als dann Felix Müller mit einem sehenswerten Treffer aus dem Rückraum den Halbzeitstand von 15:12 herstellte, ging manch einer der bis hierhin begeisterten Zuschauer mit einem zwiespältigen Gefühl in die Pause. War das Team in der Lage, dieses Niveau weitere 30 Minuten zu halten? War diesmal wirklich etwas drin?
Zunächst begann die zweite Hälfte durchaus vielversprechend. Die Gäste erzielten zwar einen Treffer, vergaben dann jedoch einen Strafwurf und konnten den Rückstand somit nicht weiter verkürzen. Allerdings schien den Gastgebern die Unterbrechung nicht wirklich gut getan zu haben. Ganz im Gegenteil war der Spielfluss offenbar unterbrochen und die Sicherheit dahin. Mario Schmidtke, der an diesem Tag zwar eine sehr gute Abwehrleistung zeigte, dessen übliche Offensivkraft jedoch schmerzlich vermisst wurde, verwarf ebenfalls vom Siebenmeterpunkt und war mit dieser vergebenen Großchance einer von Vielen im Team, die den TV Hochdorf wieder ins Spiel brachten. Reihenweise wurden beste Einwurfmöglichkeiten vertan, kaum einer konnte an die Leistungen der ersten Hälfte anknüpfen. Es schien, als sei der Faden komplett gerissen. Eine gewisse Verunsicherung war nicht mehr zu verkennen und man konnte die Verkrampfung der Akteure förmlich spüren.
Dennoch versuchten die Oberpfälzer alles und stemmten sich gegen die Angriffe der nun selbstsicherer auftretenden Gäste. Auch als die „Biber“ aus Hochdorf das Spielergebnis bereits zu ihren Gunsten gedreht hatten, kämpften die Gastgeber weiter um jeden Ball. Als in der 45. Minute Andreas Wolf zum 20:22 traf, war noch alles offen und man hörte von der Bank die Aufmunterung, dass schließlich noch eine Viertelstunde zu spielen sei. Auerbach kämpfte, Auerbach hielt dagegen und ließ sechs Minuten lang keinen Treffer zu. Leider vergab man in dieser Zeit jedoch die gebotenen Möglichkeiten, wieder ins Spiel zu kommen und erzielte ebenfalls kein Tor. Zuletzt vergab Kenny Schramm noch einen Strafwurf, war damit allerdings nicht alleine, schließlich wurden auf Auerbacher Seite drei, auf Hochdorfer Seite sogar vier Siebenmeter vergeben. So endete das Spiel, wie es nach dem Verlauf der 2. Hälfte enden musste mit einem Sieg für die Gäste aus Rheinland-Pfalz.
„Wir waren heute physisch präsenter als noch zuletzt“ lautete das Fazit von Michael Graß. „Der mentale Druck auf die Jungs wird immer größer. Allerdings haben wir heute viele Dinge gesehen, auf die sich aufbauen lässt. Das Positive überwiegt. Nächstes Wochenende ist spielfrei und wir haben zwei Wochen Zeit, uns auf die letzten acht Spiele vorzubereiten. Das werden allesamt echte „Endspiele“ für uns, die wir mit dann wieder mehr personellen Alternativen und hoffentlich auch mit etwas mehr Glück bestreiten werden.
Es spielten: Adam, Walzik, Schramm (2/1), Tannenberger (5), Müller (1), Wannenmacher (2), Schnödt, Brodschelm, Herold (3), Wolf (2), Schmidtke (2/1), Schöttner(4)