Man schrieb das Jahr 1497, als schon einmal ein Sohn Auerbachs sein Glück in Leipzig versuchte. Heinrich Stromer studierte an der Universität Leipzig zunächst Philosophie und später auch Medizin. Nach seinem Herkunftsort Auerbach in der Oberpfalz wurde er nur Dr. Auerbach genannt. Er wurde Medizinprofessor, Stadtrat und Leibarzt des Kurfürsten von Sachsen, der ihm wegen treuer Dienste ein Weinlokal einrichten ließ - Auerbachs Keller. Dass Johann Wolfgang von Goethe während seines Studiums in Leipzig (1765-1768) ausgerechnet diesen Keller als Stammlokal auserkor, machte ihn zu einem der bekanntesten Lokale Deutschlands und brachte der Stadt ein weiteres attraktives Denkmal. Leider zeigte sich Leipzig an diesem Wochenende nicht dankbar bzw. ähnlich großzügig wie seinerzeit der Kurfürst.
„Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.“ Frei nach dem Zitat des Doktor Faust aus Goethes Tragödie standen Spieler und Fans des SV 08 Auerbach auf und neben dem Spielfeld der Sporthalle Brüderstraße in Leipzig und mussten enttäuscht mit ansehen, wie die Heimmannschaft ihren Sieg feierte. Dabei hatte es doch so gut begonnen. Obwohl mit Thomas Reger, der am Vortag vom Arzt die Diagnose „Muskelfaserriss“ gehört und zwei Wochen Pause verschrieben bekommen hatte, ein weiterer Spieler nicht antreten konnte, starteten die Gäste aus der Oberpfalz ähnlich furios in die Partie wie in Dessau-Roßlau. Mit konzentrierter Abwehrarbeit und schnellem Spiel nach vorne kamen die Blau-Weißen ein ums andere Mal mit „einfachen“ Toren zum Erfolg.
So leuchtete den etwa 400 Zuschauern nach gut fünf Minuten bereits eine 1:4 Führung der Gäste von der Anzeigentafel entgegen, ein Vorsprung, den Auerbach lange Zeit halten und zwischenzeitlich sogar auf vier Tore (4:8, 5:9, 9:13) ausbauen konnte. Anders als in der Vorwoche präsentierte sich der Aufsteiger diesmal wieder mit dem nötigen Biss und zeigte seinen etwa 50 mitgereisten und wie immer lautstarken Fans, wozu er mit der richtigen Einstellung fähig ist. Einmal mehr konnte vor allem Matthias Werner sein Können als Denker und Lenker des Auerbacher Spiels unter Beweis stellen. Zudem stellte er neben Mario Schmidtke an diesem Tag die größte Gefahr für das gegnerische Tor dar. Auf der anderen Seite bekamen die Gäste während der gesamten Partie den Rechtsaußen der Gastgeber Georg Eulitz nur schwer in Griff und mussten so insgesamt neunmal seinen Torjubel ertragen.
Als sich gegen Ende der ersten Hälfte auch wieder einige Fehler einstellten und Großchancen vergeben wurden, nutzten die Gastgeber geschickt die ihnen gebotenen Möglichkeiten, glichen in der 29. Minute erstmals zum 16:16 aus und stellten mit dem dritten Tor in Folge 17:16 Pausenstand her.
Fünf Minuten nach der Pause hatten die Sachsen den Vorsprung nicht nur um zwei Tore ausgebaut, sondern auch einen Spieler durch eine nicht für alle Anwesenden nachvollziehbare Rote Karte verloren. „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ So oder so ähnlich wie Goethes Faust dachten Spieler und Zuschauer beider Teams nicht nur in dieser Situation über Entscheidungen der Schiedsrichter. Dass die Gäste in einer Phase, in der das Spiel sich möglicherweise wieder zu ihren Gunsten hätte wenden können bzw. in der man den ständigen Rückstand hätte verkürzen können, mehr unverständliche Pfiffe hinnehmen musste als der Gegner, darf nicht als entscheidender Grund für die Niederlage angeführt werden. Vielmehr war „des Pudels Kern“, dass sich das Team erneut durch etliche vergebene Großchancen selbst um seinen verdienten Lohn brachte. Dass die Niederlage dann doch noch so deutlich wurde, war sicherlich auch der einsetzenden Erschöpfung der Auerbacher Akteure geschuldet.
„Wir haben wieder einmal losgelegt wie die Feuerwehr“ meinte Spielertrainer Tobias Wannemacher nach dem Spiel. „Nur durch unser schnelles und aggressives Spiel können wir das Manko eines oder mehrerer Rückraumschützen ausgleichen. Allerdings waren die Voraussetzungen durch die Verletzungen meiner Spieler diesmal deutlich ungünstiger als zuletzt. Das kommende, spielfreie Wochenende gibt uns die Möglichkeit, die angeschlagenen Knochen etwas auszukurieren und uns auf das Heimspiel gegen Dresden vorzubereiten. Wir wollen dann auch unserem Heimpublikum zeigen, dass wir anders können als zuletzt.“
Es spielten: Adam, Walzik, Ma. Werner (8/3), Weiss, Mi. Werner (3), Hackenberg (3), Knerr (2), Schnödt, Herold, Schmidtke (8), Schöttner (5)