Die Bewertung dessen, was nach sechzig äußerst intensiven und umkämpften Minuten heraus kam, fiel Rödelsees Trainer Dusan Suchy nicht so leicht. „Ich muss erst einmal eine Nacht darüber schlafen, ob ich mich über den einen Punkt freue oder nicht“, kommentierte er das 26:26 (14:11) seines TSV Rödelsee gegen den SV Auerbach.
Am Tag danach wird er sich wahrscheinlich eher darüber geärgert haben, schließlich verspielte seine Mannschaft gleich mehrmals einen scheinbar sicheren Vorsprung. Beim Stand von 21:16 (42.) sah vieles so aus, als ob es den erhofften und dringend benötigten Sieg im Kampf um den Klassenverbleib geben würde. Eine Schwächephase überstand der TSV, um nach fünfzig Minuten erneut mit drei Toren (24:21) vorne zu liegen.
Rödelsees bester Mann an diesem Tag, Torhüter Max Deußen, lieferte seine Erklärung. „Da versagen uns irgendwie die Nerven. Das hatten wir schon öfters in den letzten Wochen, dass wir einen Vorsprung nicht halten können. Vom Kampf kann man uns keinen Vorwurf machen, aber der Kopf ist nicht da.“
Die Nerven also. Auf einmal landeten die Rückraum-Würfe von Jan Kästner oder Bostjan Hribar eben nicht mehr im Tor, die Außen wurden zu selten ins Spiel gebracht, dazu schlichen sich in der Schlussphase auch noch technische Fehler ein. Kleinigkeiten eben, die in dieser „unglaublich starken Liga“, so TSV-Trainer Suchy, aber bestraft werden.
Dann gesellt sich in solchen Momenten noch dazu, dass die unsicheren und nicht konsequent leitenden Schiedsrichter in mancher Situation ein unglückliches Händchen hatten. Das allerdings auf beiden Seiten, denn zur Halbzeit hatten sich die Unparteiischen einiges vom Auerbacher Anhang anzuhören. Gegen Ende der ersten Halbzeit mussten die Gäste nahezu ständig in Unterzahl auskommen. Dazu passte, dass auch die beiden Herren am Schiedsgericht mit der Technik überfordert schienen. Immer wieder wurde ein falscher Spielstand angezeigt, bis Rödelsees Trainer Suchy die Knöpfe wieder richtig einstellte (55.).
Wenig später wurde Rödelsees Radovan Suchy bei 26:25-Führung (59.) vom Feld geschickt, eine von vielen umstrittenen Entscheidungen in der hart, aber fair geführten Begegnung. Der Gast verpulverte in Überzahl zunächst die Chance, weil Andreas Wolf drüber zielte (59.). Sekunden später machte es der 2,04-Meter große Rückraum-Hüne besser und traf zum Ausgleich. Wolf ist einer von fünf ehemaligen Erlanger oder Coburger Spielern, die zusammen mit Spielertrainer Tobias Wannenmacher zum Handball in die Oberpfalz pendeln.
Ein weiterer Ex-Erlanger und ehemaliger Kollege stand mit Max Deußen im TSV-Tor. „Der letzte Treffer geht zum Großteil auf mich, aber ich weiß nicht, warum wir in der Situation die Abwehr aufmachen“, schilderte er seine recht frühe Reaktion in der Szene. Zwei Sekunden vor Schluss besaß Rödelsee die Chance, per Freiwurf noch den Siegtreffer zu werfen. Doch Bostjan Hribar scheiterte aus zugegeben schwieriger Position am Block.
Zu Beginn der Partie hatte man die Verunsicherung im Spiel der Gastgeber gespürt. Nicht nur im Abschluss zauderten die Gastgeber, Trainer Suchy musste nach neun Minuten in einer Auszeit erst einmal das Schwungrad anwerfen. Auf einmal lief es, auch weil die Außen wie Andi Paul und Gabor Csorba ins Spiel kamen. Der Ungar zeigte sich später trotz seiner vier Tore nicht ganz zufrieden mit sich und haderte mit seinem Verletzungspech. Erst eine angebrochene Rippe, jetzt Probleme mit dem Knie, bei 100 Prozent sei er längst nicht. „Das war schon besser heute, aber ich brauche mehr Kraft, mehr Muskeln, Dazu muss ich auch schnell sein“, weiß er, was in der Liga gefragt ist.
Möglichst schnell braucht der TSV Rödelsee nun einen Sieg, und zwar nächsten Samstag gegen Zweibrücken. „Wir müssen wieder punkten, das ist ein Heimspiel. Die Ruhe kehrt bei uns nicht ein, das ist einfach Dritte Liga. Das wird noch eine enorm harte Geschichte“, ist sich Rödelsees Trainer Suchy der Situation bewusst.
Die Statistik zum Spiel
TSV Rödelsee – SV Auerbach 26:26 (14:11)
Rödelsee: Max Deussen, Thoms Paul, Sebastian Vogt, Bostjan Hribar (3), Gabor Csorba (4), Lukas Demel, Julius Weinhardt, Andreas Paul (4), Rok Ivancic (2), Jan Kästner (11/3), Christian Häckner (1), Radovan Suchy (1), Vilo Vitkovic.
Auerbach: Raul Adam, Philipp Walzik, Kenny Schramm (5), Ralph Weiß, Sebastian Walz, Felix Müller (5), Maximilian Lux, Tobias Wannenmacher (1), Dominik Brodschelm (2), Karsten Herold (1), Andreas Wolf (5), Mario Schmidtke (6/5), Philipp Schöttner (1).
Schiedsrichter: Dominik Fiess/ Markus Lipps (Pforzheim).
Zuschauer: ca. 400.
Zeitstrafen: 2x Kästner, Csorba, Christian Häckner, Suchy, Vogt – 3x Herold, 2x Müller, 2x Schöttner, Schmidtke, Walz, Wolf.
Rote Karte: Schöttner (60.), Herold (53., 3x 2 Minuten).
Siebenmeter: 3:6 (3:5 verwandelt).
Spielfilm: 1:1 (5.), 1:4 (11.), 5:5 (17.), 9:7 (22.), 10:9 (24.), 14:9 (29.), 14:11 - 14:13 (33.), 19:14 (37.), 21:20 (47.), 24:21 (50.), 24:24 (55.), 25:25 (56.), 26:26.
Sprungbrett TSV Rödelsee