Etwa 250 Zuschauer – alleine 50 davon aus Auerbach – wollten das Spiel zweier Titelkandidaten sehen, und sie wurden zunächst nicht enttäuscht. Der TSV Unterhaching stellte den Blau-Weißen von Beginn an eine extrem offensive 3-2-1 Deckung entgegen, die die Auerbacher Angriffsreihe bis teilweise hinter die Mittellinie zwang. Dennoch, oder möglicherweise gerade deshalb, gelang es den Gästen immer wieder, dieses Bollwerk zu überwinden. Dreh- und Angelpunkt war hierbei Tobias Wannenmacher, der über 60 Minuten nicht nur seinen üblich starken Part in der Abwehr spielte, sondern sehr oft mit klugen und teilweise überraschenden Pässen seine Mitspieler in die aussichtsreichsten Positionen brachte. Das gesamte Team zeigte sich sehr variabel und riss, allen voran Felix Müller, ein ums andere Mal die entscheidenden Löcher in den Abwehrverband der Oberbayern. Auch die Außenspieler Maximilian Lux und Kenny Schramm, die immer wieder erfolgreich einliefen oder geschickt auf ihren angestammten Positionen angespielt werden konnten, erwiesen sich als wahre Toresammler.
Doch der Reihe nach. Zunächst sah es lange Zeit nach der erwarteten Partie auf Augenhöhe aus. Die offensive Abwehr der Gastgeber zwang Auerbach immer wieder zu Fehlern, konnte so mehrere Bälle erobern, ließ dann jedoch oft die nötige Konsequenz vermissen und gab einige der sich bietenden Chancen leichfertig wieder aus den Händen. Dabei kam den Gästen allerdings auch ihr starkes Rückzugsverhalten zugute. Insgesamt agierten allerdings beide Teams in den ersten Minuten sehr hektisch und verpassten es, sich einen zählbaren Vorteil zu verschaffen. In der siebten Minute erzielte Philipp Schöttner den ersten Führungstreffer für Auerbach, musste jedoch gleich darauf für zwei Minuten auf die Bank. Dass er bereits in der 13. Minute den schweren Gang erneut antreten musste, ließ eine zusätzliche Schwächung für den sowieso schon ausgedünnten Kader der Oberpfälzer befürchten, immerhin war unter der Woche mit Mario Schmidtke eine starke Alternative auf der rechten Seite wegen Krankheit ausgefallen.
Doch wer eine weitere Beunruhigung in den Reihen der Blau-Weißen erwartet hatte, sah sich getäuscht. Ganz im Gegenteil fand die Wannenmacher-Sieben endlich zur nötigen Ruhe und Geduld, brachte den Gastgebern durch aufmerksame und aggressive Abwehrarbeit empfindliche Ballverluste bei und konnte sich durch schnelle Gegentore bis zur 23. Minute einen etwas deutlicheren Vorsprung erarbeiten (10:14). Eine Balleroberung durch Matthias Schnödt, ein aggressiver Ralph Weiss auf vorgezogenem Posten, eine Parade von Philipp Walzik und die konsequente Verwertung der sich daraus bietenden Chancen, all das trug zum beruhigenden Pausenstand von 14:19 bei.
Unterhaching hatte sich offenbar in der Kabine Einiges vorgenommen. Schnell verkürzten die Hausherren den Rückstand auf drei Tore (17:20), nur um zwei schnelle Gegenstoß-Tore von Alexander Tannenberger hinnehmen zu müssen. Doch die Grün-Schwarzen blieben dran, verkürzten erneut (21:24) und hatten plötzlich auch wieder die Halle hinter sich. „Hätte in dieser Phase unser Torhüter ein-, zweimal den Ball erwischt oder unser Angriff die Chancen nicht vergeben, wer weiß, ob Auerbach nicht wieder etwas nervös geworden wäre. So aber hat man eindeutig die Ruhe und Abgeklärtheit des ehemaligen Drittligisten gesehen“ erklärte der Hachinger Trainer Marco Müller nach dem Spiel. Gerade als sein Team sich wieder herangepirscht hatte, gelang scheinbar gar nichts mehr. Auf Gästeseite gelang dagegen fast alles. Der inzwischen eingewechselte Matthias Müller konnte zwei „Hundertprozentige“ von Thomas Schibschid entschärfen, Karsten Herold erzielte ein Tor aus dem Rückraum, das Unerwartete nahm in der Schluss-Viertelstunde seinen Lauf.
Beim Stande von 28:34 in der 57. Minute verließen die ersten Zuschauer die Halle und verpassten so nicht nur den Endstand von 29:37, sondern auch das großzügige Oktoberfest-Büffet mit Freibier, das den sympathischen Oberbayern einen Spitzenplatz in der Gastfreundlichkeitswertung der Bayernliga einbrachte. Die Gäste aus der Oberpfalz genossen im Anschluss eine launige Heimfahrt und damit ihr ganz eigenes Oktoberfest.
Es spielten: Walzik, M. Müller, Tannenberger (2), Weiss (1), Lux (8), Wannenmacher (1), Schnödt, Herold (2), Schramm (10/3), F. Müller (8), Wolf (1), Schöttner(4)