„Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“ – unter diesem Motto könnte man die letzten drei Partien des SV 08 Auerbach zusammenfassen, wobei den Oberpfälzern das letzte Spiel die größten Mühen abverlangte. Eigentlich war man guten Mutes und voller Zuversicht in die Niederlausitz gereist. Trotz der wie üblich unbefriedigenden Trainingssituation, trotz der Blessuren von Michael Werner, Philipp Schöttner und Ralph Weiss und trotz der sehr weiten Anreise war der Mannschaft anzumerken, dass sie diesmal mehr als nur einen Punkt erreichen wollte.
„Auch wenn du dir tausendmal vorher sagst, du darfst in dieser Liga auch den Tabellenletzten nicht unterschätzen, so ist es dennoch extrem schwer, dies dann auch im Spiel umzusetzen. Nicht, dass wir den LHC unterschätzt hätten, aber zumindest in den ersten Minuten fehlte uns heute ein wenig die Spritzigkeit, die Aggressivität und die Konzentration, die nötig sind, um einen solchen Gegner zu dominieren“ fasste Thomas Bader die Partie zusammen und sprach damit als Erster aus, was im Lager der Gäste unisono als Grund für diesen Punktverlust angeführt wurde. Und tatsächlich waren die ersten Minuten des Auerbacher Spiels geprägt von ungewöhnlich vielen technischen Fehlern auf beiden Seiten des Spielfeldes. Bälle wurden ins Aus geworfen oder nicht gefangen, beste Torchancen auf der einen Seite vergeben und auf der anderen Seite den Angreifern ermöglicht. Bereits nach vier Minuten legte Co-Trainer Michael Graß die Grüne Karte für eine Auszeit auf den Zeitnehmertisch. Zu diesem Zeitpunkt lag das Team der Gäste bereits mit 5:1 zurück. „Wir hatten uns gezielt auf die Spielabläufe der Cottbusser vorbereitet und waren dementsprechend überrascht und enttäuscht zugleich, dass wir nicht in der Lage waren, dies auch umzusetzen“ meinte Matthias Schnödt nach dem Spiel.
Die Auszeit brachte wenig mehr Ruhe ins Team, dennoch gelang es den Oberpfälzern, sich langsam aber sicher heranzuarbeiten. Mehrmals konnte man den Rückstand auf zwei Treffer verkürzen, ließ jedoch die Gastgeber wieder auf vier Tore davonziehen. So leuchtete den knapp 300, in der beeindruckenden Lausitz Arena gut verteilten Zuschauern nach 18 Minuten ein Spielstand von 12:8 von der Anzeigentafel entgegen. Plötzlich ging ein Ruck durchs Team der Gäste und die Hereinnahme von Raul Adam zahlte sich ebenfalls aus. Mit vier Toren am Stück, lediglich unterbrochen durch die Auszeit des Cottbusser Trainers Marcel Linge, schaffte man in der 24. Spielminute zum ersten Mal den Ausgleich der Partie (12:12). Dieser hielt jedoch nur wenige Minuten und durch einen Drei-Tore-Lauf ihrerseits stellten die Lausitzer den Pausenstand von 17:14 her.
Offenbar hatte die Kabinenansprache von Tobias Wannenmacher gewirkt, denn direkt nach Wiederanpfiff verkürzten die beiden Auerbacher Hauptwerfer des Abends Mario Schmidtke und Matthias Werner den Rückstand erneut auf zwei Tore. Typisch Abstiegskampf wurde nicht erst jetzt mit Haken und Ösen gekämpft. „Die Auerbacher Abwehr ging heute sehr aggressiv zu Werke, ohne jedoch unfair zu werden“ meinte LHC-Trainer Linge nach dem Spiel. Dass die Partie immer hektischer wurde, lag allerdings weniger an den Kontrahenten, als vielmehr an den Entscheidungen der über weite Strecken überfordert wirkenden Unparteiischen. Beide Teams mussten so in der Folgezeit auf und neben dem Spielfeld Strafen wegen Meckerns hinnehmen, was natürlich ebenfalls nicht zur Beruhigung des Spiels beitrug. Die Partie wankte hin und her. Auf beiden Seiten fielen schnelle und „einfache“ Tore, jeder Treffer wurde direkt mit einem Gegentreffer beantwortet. Nachdem in der 39. Minute Alexander Tannenberger den Ausgleich zum 19:19 hergestellt hatte gelang Mario Schmidtke mit seinem zweiten Strafwurf in der 42. Minute sogar der erste Führungstreffer für die Gäste aus Auerbach. Nun schien sich das Spiel zu drehen. Die Gäste kamen zu einigen Ballgewinnen, hielten den Vorsprung und konnten ihn sogar noch etwas ausbauen.
Zehn Minuten vor Spielende lagen die Oberpfälzer mit 25:28 in Front und der erhoffte doppelte Punktgewinn lag zum Greifen nah. Cottbus jedoch gab nicht auf, warum auch. Schließlich möchte sich das junge Team mit Anstand aus der Liga verabschieden. Es gelang den Gastgebern den Rückstand noch einmal auszugleichen und selbst wieder ein Tor vorzulegen. Es waren noch 50 Sekunden zu absolvieren und der Spielstand lautete inzwischen 31:31. Nach der Auszeit der Gäste nahm sich Mario Schmidtke ein Herz und erzielte weniger als eine halbe Minute vor dem Schlusspfiff den 32. Treffer für seine Farben. Die Gastgeber hatten noch einmal die Möglichkeit, einen Angriff zu spielen, scheiterten jedoch an Thomas Bader, der den Cottbusser Angreifer mit einem „Allerwelts-Foul“ stoppte. Obwohl der Ball frei spielbar war, sahen sich die Schiedsrichter genötigt, die Zeit anzuhalten. Zwei Sekunden Restspielzeit zeigte die Uhr und Cottbus erhielt einen letzten Freiwurf. Der an diesem Tag stärkste Cottbusser, Nick Widera, erhält den Ball und macht einen Schritt nach links. In diesem Moment ist die Spielzeit scheinbar abgelaufen, da eindeutig hörbar der Schlusspfiff vom Zeitnehmertisch ertönt. Widera wirft und der Treffer wird von Torschiedsrichter anerkannt. Der Feldschiedsrichter zeigt jedoch keinen Treffer an. Wütende Proteste seitens der Auerbacher, unbändige Freude bei den Lausitzern. Wie ist das Spiel denn nun ausgegangen? Nach kurzer Beratung auf dem Spielfeld und ohne Rücksprache mit dem Zeitnehmer, kann sich der Torschiedsrichter durchsetzen und das Unentschieden wird endgültig angezeigt.
„Unser Mannschaftsverantwortlicher Paul Rupprecht hat in der Besprechung mit den Schiedsrichter direkt nach dem Spiel unseren Einspruch angekündigt. Dies bedeutet nicht, dass der Einspruch auch eingelegt wird, die Ankündigung ist jedoch formal nötig, damit ein Einspruch überhaupt möglich ist“ erklärte Co-Trainer Michael Graß in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Tobias Wannenmacher war noch zu aufgebracht, um an dieser teilzunehmen. Die Verantwortlichen haben nun drei Tage Zeit, schriftlich diesen Einspruch beim DHB einzulegen. Dabei kann und darf nur ein Antrag auf Wiederholung des Spiels gestellt werden, eine Änderung des Ergebnisses ist nicht mehr möglich. „Wir müssen nun kurzfristig entscheiden, ob wir noch einmal nach Cottbus fahren und möglicherweise den Punkt aufs Spiel setzen und ob wir die 500 Euro, die so ein Einspruch kostet, aufbringen wollen“ zog Tobias Wannenmacher das Fazit zu diesem Spiel. „Das Positive an dem Punkt heute ist, dass wir damit den Klassenerhalt trotzdem noch selbst in der Hand haben.“
Es spielten: Adam, Walzik, Tannenberger (1), Ma. Werner (10/4), Weiss (1), Hofmann (4), Mi. Werner (2), Bader (1), Hackenberg (2), Wannenmacher, Schnödt, Reger, Schmidtke (10/2), Schöttner (1)