Das letzte Quartal ist eingeläutet, die letzten sechs Spiele der Saison stehen an. Für die Handballer des SV 08 Auerbach geht es in diesen Partien um nichts weniger als um die Verteidigung ihrer Spitzenposition und das Erreichen des am Ende der letzten Runde formulierten Saisonzieles. „Wir sind zwar auf einem guten Weg, haben aber noch einige schwere Partien vor uns“ stimmte Spielertrainer Tobias Wannenmacher sein Team fast schon gebetsmühlenartig auf das letzte Quartal ein. „Das Spiel in Landshut hat eindeutig gezeigt, dass jeder Gegner versucht, seinen besten Handball gegen uns zu zeigen und dass man uns in unserer derzeitigen Verfassung durchaus vor Probleme stellen kann.“
Damit sprach er auch die derzeit angespannte Personalsituation an, die ihn auch an diesem Samstag wieder zwingen wird, zu improvisieren. Zu der sowieso schon langen Liste an Verletzten gesellte sich unter der Woche auch noch Linkshänder Maximilian Lux, dessen Schmerzen, mit denen er sich seit dem Pokalwochenende herumquält, von einem Muskelfaserriss in der Leistengegend herrühren. Ein Einsatz gegen den TSV Lohr käme wohl zu früh und ist daher eher unwahrscheinlich. Ähnlich stellt sich die Situation bei Mario Schmidtke dar. Nach seiner Operation am Knie schreitet die Heilung zwar gut voran, dennoch wird er erst in der kommenden Woche wieder am Training teilnehmen können. Da sich auch Philipp Schöttner in Landshut einen schmerzhaften Schlag auf die Achillessehne abgeholt hatte und Ralph Weiss wegen eines Infekts fehlte, wurde das Häuflein der Trainierenden sehr überschaubar. „Mit teilweise nur acht oder neun Spielern bei zwei Torhütern wird es sehr schwer, ein ordentliches Training durchzuführen“ erklärte Tobias Wannenmacher. „Zum Glück ist wenigstens die Verletzung von Kenny wieder weitestgehend abgeklungen.“
Auch der TSV Lohr hat seit einiger Zeit mit, allerdings weniger verletzungstechnischen, Problemen zu kämpfen. Wie schon in den Jahren zuvor wurden die Unterfranken vor der Saison von Vielen als einer der Favoriten auf den Titel gehandelt. Mit einer deutlich verjüngten und punktuell extern verstärkten Mannschaft wollte man nach dem im Vorjahr knapp verhinderten Abstieg wieder zu alter Stärke finden und im vorderen Teil der Tabelle landen. Doch die Saison verlief für das junge Team anders als erwartet. Nach vier Spielen konnte man gerade zwei Remis gegen Sulzbach und Anzing aufweisen, nach dem fünften Spieltag trennte man sich von Trainer Otto Fetser und bis zur Winterpause gelangen auch unter dem neuen Übungsleiter Dieter Hess lediglich zwei Siege gegen die abgeschlagenen Tabellennachbarn Ismaning und Friedberg. Nachdem man auch in den ersten Partien des Jahres 2015 nicht punkten konnte und inzwischen mit deutlichem Rückstand fast aussichtslos auf einem Abstiegsplatz verharrte, plant man spätestens seit der Niederlage am 17. Spieltag gegen Anzing für die Landesliga.
Mit dem Abstieg würde sich nach 26 Jahren Zugehörigkeit und 590 Spielen das Urgestein des bayerischen Handballs aus der höchsten Landes-Spielklasse verabschieden. Dennoch wollen sich die Unterfranken auf ihrer Abschiedstour von ihrer besten Seite zeigen und treten seither verstärkt mit Nachwuchsspielern an, ein Weg, der offenbar in die richtige Richtung weist. So konnte man sich am letzten Samstag in der Spessarttorhalle nach langer Zeit wieder einmal über einen doppelten Punktgewinn freuen. Trotz eines 0:7 Rückstandes nach sieben Minuten gelang es den Hess-Schützlingen das Spiel gegen den TSV Unterhaching zu ihren Gunsten zu drehen und am Ende mit 34:28 sogar recht deutlich zu gewinnen, ein Spielverlauf, den man aus eigener leidvoller Erfahrung in etlichen Spielen der Runde aus Sicht des Verlierers erleben musste.
Für die Spieler um Tobias Wannenmacher ist daher Vorsicht geboten. Das neu gewonnene Selbstvertrauen und der weggefallene Druck können die bisher schlummernden Kräfte in den Lohrer Spielern wecken. „Die handballerischen Fähigkeiten sind in jedem Fall vorhanden, ich wundere mich sowieso, warum Lohr derart große Probleme hatte“ warnte der Trainer. Besonderes Augenmerk sollte sein Team dabei neben dem schnellen und geschickt agierenden Mittelmann Steffan Meyer und dem Rückraumlinken Bohuslav Zelený (27) auf die rechte Angriffseite der Unterfranken legen. Yannick Bardina (20) im Rückraum sowie die Außen Benjamin Horn (26) und Gabor Farkas (28) erzielten zusammen mehr als ein Drittel aller bisherigen Lohrer Tore. „Wir werden auf ein ganz anderes Team als im Hinspiel treffen“ erwartet Tobias Wannenmacher. „Unsere Personaldecke wird zwar langsam etwas dünn, ich denke aber, wir werden uns wieder etwas einfallen lassen.“
Aufstellung: Walzik, M. Müller, Tannenberger, Weiss (?), Lux (?), Wannenmacher, Herold, Schramm, F. Müller, Wolf, Schöttner