Unruhe hatte sich unter Fans und Spielern vor der Abfahrt in Richtung Augsburg breit gemacht, denn die Verkehrsmeldungen verhießen lange Staus und Wartezeiten auf allen bayerischen Autobahnen. Kurzfristig wurde die Abfahrtszeit um eine Stunde vorverlegt und nach Alternativrouten gesucht. Einmal unterwegs erwies sich die Aufregung als unnötig und so traf der blau-weiße Tross frühzeitig vor der TSV Halle ein. Wie sich herausstellen sollte, wollte etwa die gleiche Anzahl an Friedberger Fans das Spiel der Drittligareserve verfolgen und so kam es, dass die etwa 100 Zuschauer fast gleichmäßig verteilt die Tribünen bevölkerten.
Nicht umsonst hatte Tobias Wannenmacher sein Team im Vorfeld der Partie gegen den Tabellenletzten gewarnt, den Gegner von Beginn an ernst zu nehmen. Die Gastgeber ließen sich weder von der Tabellensituation, noch von der Lautstärke oder dem blau-weißen Fahnenmeer der Gäste-Fans beeindrucken und begannen die Partie forsch und engagiert. Auerbach war zwar nicht übermäßig überrascht, ließ sich jedoch von einer gewissen Hektik im Spiel der Schwaben anstecken und verfiel selbst in eine hastige Spielweise. Fast hatte man den Eindruck, man müsse das Spiel in 20 Minuten entscheiden. Jeder wollte sein Scherflein dazu beitragen und so entwickelte sich ein unruhiges und zerfahrenes Spiel, mit vielen Fehlversuchen, überhasteten Würfen und ungenau ausgeführten Auslösehandlungen. Immer wieder scheiterten die Gäste selbst aus aussichtsreichen Positionen am bestens aufgelegten Michael Luderschmidt im Tor der Gastgeber, immer wieder war er der Ausgangspunkt für Gegenangriffe des TSV und immer wieder sorgten Fehler im Abwehrverbund der Oberpfälzer für den Anschlusstreffer oder den Ausgleich durch die Schwaben. Hätte nicht auch Philipp Walzik wieder einmal die eine oder andere Großchance vereitelt, der Spitzenreiter wäre möglicherweise noch mehr unter Druck geraten.
Es entwickelte sich eine ausgeglichene Partie, in der die Gäste ihre Möglichkeiten bei Weitem nicht ausschöpften und Friedberg jeden gegnerischen Fehler und jede Gelegenheit zum Torwurf geschickt nutzte. So vergaben die Oberpfälzer nach 15 Minuten beim Stande von 4:5 einen Strafwurf, Friedberg glich aus. Fünf Minuten später führte Auerbach mit 6:7, Friedberg nahm eine Auszeit und glich direkt im Anschluss aus. Wieder fünf Minuten später erzielte Auerbach mit einem Doppelschlag erneut eine Zwei-Tore-Führung, Friedberg glich aus. Zumindest Felix Müller hatte offenbar nach der Auszeit sein Visier deutlich besser eingestellt und überwand die Friedberger Nummer Eins ein ums andere Mal. Mit einem knappen Vorsprung für Auerbach ging man in die Pause (12:13). „Wir haben in der ersten Hälfte am oberen Rand unserer Möglichkeiten gespielt“ erklärte Friedbergs Trainer Dieter Braun nach dem Spiel. „Außerdem hat Auerbach schon fast mit einer Art B-Sieben gespielt.“ Damit spielte er auf die nur spärlich bzw. überhaupt nicht eingesetzten Spieler wie Philipp Schöttner und Tobias Wannenmacher an.
Mit Beginn der zweiten Hälfte griff nun auch der Auerbacher Spielertrainer ins Geschehen ein und sofort drehte sich die Partie zu Gunsten der Gäste. Alle Blau-Weißen agierten plötzlich deutlich ruhiger, konsequenter und effektiver. Die Abwehrreihe arbeitete nun konzentrierter und aggressiver und ließ den Gastgebern kaum eine Möglichkeit zum Wurf. „Wir haben nach der Pause unsere 5-1 Deckung nicht mehr ganz so offensiv gestellt und damit die Räume deutlich enger gemacht“ erklärte Co-Trainer Manfred Eichenmüller die Veränderungen im Defensivbereich. Auf der anderen Seite des Balles wurden nun die Auslösehandlungen ruhiger und konsequenter ausgespielt. „Durch die Hereinnahme von Tobi hat sich unser Spiel deutlich stabilisiert und auch Philipp Schöttner hat noch einmal für einen Schuss Aggressivität sowohl in der Defensive als auch im Angriff gesorgt“ so Eichenmüller. Zudem überzeugte Matthias Schnödt erneut sowohl in der für ihn neuen Position am Kreis, als auch auf vorgezogenem Posten in der Abwehr. Friedberg bekam nun kaum mehr ein Bein auf den Boden. Immer wieder liefen sie sich in der Auerbacher Abwehr fest oder vergaben die wenigen Möglichkeiten, die sich noch boten. Es dauerte von der 31. bis zur 44. Minute, bis die Braun-Schützlinge wieder einen Treffer erzielten. Bis dahin waren die Gäste auf 14:22 davon gezogen.
Die letzte Viertelstunde konnten die Blau-Weißen dann relativ entspannt angehen und routiniert zu Ende spielen. Der letzte Treffer gebührte den Gastgebern. Mit dem Schlusspfiff erzielten sie per Strafwurf den Endstand von 20:32. „In der zweiten Hälfte hat Auerbach mindestens eine Klasse besser gespielt, der Sieg geht absolut in Ordnung“ meinte Dieter Braun im Nachgang. „Wir waren uns in der Pause sicher, wir würden heute gewinnen, wenn wir unsere Fehler abstellen und ruhiger spielen würden“ lautete das Fazit von Manfred Eichenmüller. Am kommenden Samstag benötigen die Oberpfälzer gegen die Bundesligareserve des HC Erlangen eine ähnliche Leistung wie in der zweiten Hälfte dieser Partie - dann allerdings über 60 Minuten.
Es spielten: Walzik, M. Müller, Tannenberger, Lux (8/1), Wolf (4), Wannenmacher (1), Schnödt (4), Herold (1), Schmidtke (3), Schramm (3), F. Müller (6), Schöttner(2)